Aufgrund seiner vielen großzügigen Versprechen an die Krypto-Community war der Jubel nach Trumps Wahlsieg groß. Während Bitcoin und Ethereum zulegten, explodierte der XRP-Kurs regelrecht, da viele Ripple-Investoren auf ein baldiges Ende des Rechtsstreites mit der SEC und die Zulassung der ersten XRP Spot ETFs hofften. Doch nach den neusten Ankündigungen zur Krypto-Reserve reagiert der Space zutiefst gespalten.
Während Ripple-CEO Brad Garlinghouse oder Cardano-Gründer Charles Hoskinson die voraussichtliche Aufnahme von Solana, XRP und ADA in die strategische Reserve euphorisch feierten, zeigten sich viele Bitcoin-Anhänger enttäuscht. In einem Interview bei Fox Business drückt sich Strategy-Gründer Michael Saylor zwar vergleichsweise diplomatisch aus, vollzieht dennoch eine scharfe Trennung zwischen Bitcoin auf der einen und Krypto-Token wie XRP auf der anderen Seite.
“Bitcoin ist das einzige allgemein anerkannte Asset in der gesamten Krypto-Wirtschaft, denn es ist ein Asset ohne Emittent, es ist neutral und 99 Prozent der Energie und des Kapitals sind in [BTC] geflossen”, erklärt der bekennende BTC-Anhänger in dem Gespräch. Nach seiner Meinung zur Aufnahme von Altcoins wie XRP in die Krypto-Reserve gefragt, versucht Saylor zunächst ein eindeutig negatives Statement zu vermeiden.
Aber als die Moderatorin nachhakt und darauf verweist, dass XRP von dem Unternehmen Ripple Labs abhänge, meint der Strategy-Gründer: “Ich denke, das sind digitale Token” und trennt diese kategorisch von Bitcoin, dem digitalen Rohstoff. Der Konsens in der Krypto-Industrie geht laut Saylor dahin, dass Bitcoin das Element in einer langfristigen strategischen Reserve sein sollte. XRP und Altcoins könnten hingegen als Investments in einem neuen Staatsfonds vorkommen, sofern die US-Regierung dies wolle.
XRP im Fadenkreuz: Das sind die Vorwürfe gegen Ripple Labs
Einige XRP-Kritiker wie Pierre Rochard von Riot Platforms bezichtigten die Ripple-Führungsriege zuletzt der politischen Einflussnahme. Tatsächlich zeigte sich Ripple-CEO Brad Garlinghouse in den vergangenen Wochen bei hochrangigen politischen Treffen, welche unter anderem das Thema Krypto-Regulierung betrafen. Außerdem spendete das Unternehmen während des Wahlkampfes zweistellige Millionenbeträge, allerdings nicht nur an die Republikaner, sondern an Pro-Krypto-Vertreter beider Parteien.
Schon vor dem jüngsten Bullrun klagten verschiedene Krypto-Experten Ripple Labs jedoch an, einen Großteil der XRP-Coins selbst zu kontrollieren, den Kurs künstlich in die Höhe zu treiben und Anleger über die wahre Zentralisierung von XRP zu täuschen. Der Vorwurf: Die Firma habe die vollständige Kontrolle über das Netzwerk, weil das Vertrauen des XRP Ledgers auf sogenannten Unique Node Lists (UNLs) eher einem Proof of Authority (PoA) System ähnele als einem vertrauenslosen Konsensmechanismus wie Proof of Work.
Der XRP-Kurs zeigt sich angesichts der harten Anschuldigungen bislang gelassen. Derzeit handelt der Ripple-Coin bei 2,58 US-Dollar, was einem Kursanstieg von 17 Prozent im Vergleich zur Vorwoche entspricht. Nach den Trumpschen Ankündigungen zur Inklusion von XRP in die Krypto-Reserve stieg er zeitweise sogar auf 2,96 US-Dollar. Sollte dieses Vorhaben tatsächlich realisiert werden, erscheint ein neues XRP-Allzeithoch in naher Zukunft möglich. Auf dem Krypto-Gipfel in Washington D.C. am morgigen Freitag könnte David Sacks neue Klarheit darüber schaffe. Ganz oben mit dabei auf der Gästeliste: Bitcoin-Permabulle Michael Saylor. Und: Ripple-CEO Brad Garlinghouse.