Kürzlich wurde bekannt, dass das Hamburger Krypto-Start-up “Crypto Risk Metrics” die Universität Cambridge mit Daten für die Berechnung des bekannten Cambridge Bitcoin Energy Consumption Index beliefern wird. Auch setzen unter anderem die Privatbank Donner & Reuschel, dwpbank sowie die Kapitalverwaltungsgesellschaft HANSAINVEST auf den neuen Player am Markt. BTC-ECHO nahm dies zum Anlass für ein Gespräch mit Tim Zölitz, dem Chief Risk Officer des Unternehmens.
BTC-ECHO: Was macht ihr mit bei Crypto Risk Metrics eigentlich, wer braucht euch und was hat das alles mit MiCA zu tun?
Tim Zölitz: Bei Crypto Risk Metrics bieten wir ein Software-as-a-Service-Tool, mit dem regulierte Finanzinstitute verschiedene regulatorische Anforderungen erfüllen können. Im Fokus stand anfänglich das Risikomanagement, wobei wir hier sowohl den Bereich des Financial Risks als auch des Non-Financial-Risks, also beispielsweise das Risikomanagement rund um potenzielle Hacks, abdecken. Nachdem das Angebot gut angenommen wurde, haben wir das Tool um eine Engine zur Berechnung der Marktgerechtheit von Kryptowährungstrades erweitert und werden, sobald die entsprechenden Regelungen feststehen, auch ESG-Daten für Kryptowerte anbieten.
Was passiert denn, wenn man das alles nicht macht?
Nun, das ist erstmal schlecht (lacht). Scherz beiseite – wenn man sich erstmal nur die deutsche Regulatorik anschaut, bilden die Regelungen im Kreditwesengesetz die Basis unserer Dienstleistung. Hier wird unter anderem festgelegt, dass regulierte Unternehmen über eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation und ein adäquates Risikomanagement verfügen müssen. In der Vergangenheit haben wir hier den ein oder anderen Fall im Krypto-Sektor gesehen, bei dem dieses Thema nicht so sehr im Fokus stand. Die starke Nachfrage nach unserem Produkt erklären wir uns maßgeblich damit, dass wir unseres Wissens das einzige Tool mit IDW PS 951er-Zertifizierung anbieten, das auch über die krypto-spezifischen Daten und Tools verfügt. Denn von den klassischen Systemen bietet eben keins die Kombination aus On- und Off-Chain-Daten. Und da die Geschäftsleiter in den Instituten persönlich für die Einrichtung des Risikomanagements zuständig sind und auch haften, wird hier entsprechend sensibel reagiert. Kürzlich hat die BaFin beispielsweise zwei Geschäftsleiter eines Kreditinstituts wegen Mängel in der Geschäftsorganisation verwarnt. Hintergrund war exakt unser Thema: mangelhaftes Risikomanagement.
Das klingt für mich alles sehr theoretisch. Kannst du mir mal ein praktisches Beispiel geben?
Nicht im KWG, aber in der MaRisk wird festgelegt, dass Handelsgeschäfte zu nicht marktgerechten Bedingungen grundsätzlich unzulässig sind. Um dieser Anforderung gerecht zu werden, muss ich als Dienstleister erst einmal ein System haben, mit dem ich die Marktgerechtheit überprüfen kann. Und dann auch noch adäquat erklären können, warum ich mein Modell wie aufgebaut habe. Vielen Marktteilnehmern sind hier die Pflichten noch nicht bewusst oder sie gehen davon aus, dass eine solche Prüfung bei Kryptowerten nicht erforderlich ist, da es sich nicht um Finanzinstrumente gemäß MiFID handelt. Das ist aber schlicht falsch. Und wenn das dann erst in der Abschlussprüfung oder noch schlechter bei einer Sonderprüfung eines Regulators auffällt, dann ist das unangenehm. Um eine solche Prüfung qualitativ richtig machen zu können, muss ich mir zudem auch Gedanken über die Abbildung von unterschiedlichen Marktphasen und Ordergrößen machen.
Verständlich, aber nun zurück zur MiCA – was ändert sich da?
Viel (lacht). Im Ernst – das ist ein ganzer Blumenstrauß an Themen, von dem wir uns speziell dem ESG-Part angenommen haben. Denn gemäß MiCA müssen Crypto Asset Service Provider ab dem 01.01.2025 ESG-Daten zu Kryptowerten publizieren, wobei aktuell noch gar nicht final feststeht, welche ESG-Daten die Kommission final reportet haben will. Wir haben aus diesem Grund ein umfangreiches Research-Projekt aufgesetzt, sodass wir rechtzeitig die richtigen Daten werden liefern können. Dass die Universität aus Cambridge – genauer das Center for Alternative Finance – jetzt schon unsere Daten für ihren weltbekannten Index nutzen will, ist für uns natürlich auch ein kleiner Ritterschlag.
Ihr kooperiert unter anderem mit Scorechain, die sich ebenfalls als Krypto-Compliance-Lösung verstehen. Ist das nicht ein Konkurrent von euch?
Nein, nicht wirklich – vielmehr ergänzen wir uns mit den unterschiedlichen Fähigkeiten. Unser Tool bildet den gesamten Lebenszyklus eines Kryptoassets in einer regulierten Unternehmung ab, von der Wiege bis zur Bahre, sozusagen. Das von Scorechain gelieferte Monitoring auf Transaktionsebene ist hier ein wichtiges Element, unser Tool ist aber zwei Flughöhen holistischer. Und da Unternehmen beide Ebenen brauchen, kommen wir uns hier auch nicht in die Quere.
Was steht in diesem Jahr noch an?
Neben der stetigen Weiterentwicklung unserer Product-Suite wird für uns das Jahr 2024 und 2025 maßgeblich durch das Onboarding neuer Kunden gekennzeichnet sein. Denn immer mehr Unternehmen verstehen – und manchmal ist das ein durchaus schmerzlicher Lernprozess – dass sie schlicht compliant sein müssen, weil sie sonst die MiCA Lizenz nicht bekommen, oder die gerade mühsam erarbeitete Lizenz wieder abgeben müssen. Und das will verständlicherweise keiner.