Wir schreiben den 13. Juni 2011. Bitcoin, eine junge Kryptowährung von 2,5 Jahren, ist eigentlich nur unter ein paar Nerds bekannt und hat einen Gegenwert von etwa 20 US-Dollar.
Ärger im Bitcoin-Talk-Forum
Das hauptsächliche Kommunikationsmedium der Krypto-Gemeinde ist zu diesem Zeitpunkt das “Bitcointalk”-Forum, eine Plattform zum Austausch über die Kryptowährung. Hauptsächlich werden hier technische Themen behandelt, auch Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto war bis zu seiner letzten Nachricht am 13. Dezember 2010 in diesem Forum aktiv.
An besagtem 13. Juni erscheint in den Abendstunden eine Nachricht eines höchst besorgten “allinvain”. Er schreibt:
Hallo zusammen. Ich bin heute total verzweifelt. Ich bin gerade aufgewacht und habe festgestellt, dass ein sehr großer Teil meines Bitcoin-Guthabens von der folgenden Adresse verschwunden ist: 1KPTdMb6p7H3YCwsyFqrEmKGmsHqe1Q3jg
Bitcoin-Talk-Nutzer “allinvain”
Der Diebstahl habe stattgefunden, nachdem jemand in den Slush-Pool-Account des Nutzers eingedrungen sei. Dabei handelt es sich um einen Mining-Pool, also um ein Netzwerk, bei dem sich mehrere Nutzer zusammenschließen, um gemeinsam Bitcoin zu Minen.
Eine halbe Million US-Dollar in Bitcoin waren plötzlich weg
Auch wenn der Bitcoin-Kurs zu damaligen Zeiten noch lange nicht so exorbitant hoch war wie Jahre später, musste allinvain doch einen Verlust von umgerechnet etwa 500.000 US-Dollar verkraften. Der bestohlene Krypto-Veteran suchte anschließend mit zunehmender Verzweiflung nach Möglichkeiten, seine Coins wiederzubekommen.
Doch dabei zeigte die Bitcoin-Blockchain ihren großen Vorteil, die in solchen Fällen zum großen Nachteil werden kann: Sie ist pseudonym. Das bedeutet, dass man zwar nachvollziehen kann, an welche Adresse die Gelder geflossen sind. Man kann jedoch nicht nachvollziehen, wem diese Adresse gehört. Außerdem sind Bitcoin-Transaktionen irreversibel: Einmal versendet, kann man sie nicht eigenständig zurückholen.
Die bittere Realität, der sich allinvain stellen musste, fasste Gareth Nelson treffend zusammen:
Bitcoin ist nur so lange ein sicheres System wie du es schaffst, deine Wallet zu sichern. Und traurigerweise hast du es nicht geschafft, das zu tun.
Gareth Nelson, Bitcoin-Talk-Nutzer.
Schließlich erkennt auch allinvain:
Du hast recht, das habe ich mir selbst zuzuschreiben. […] aber die Wallets sollten verschlüsselt sein. Die Entwickler hätten darauf eine sehr hohe Priorität legen sollen, spätestens als der Bitcoin-Kurs über 1 US-Dollar gestiegen ist.
Allinvain
Was man daraus lernen kann
Gerade für Krypto-Neulinge hält diese kurze Geschichte aus den Anfängen von Bitcoin eine wichtige Lektion parat: Man sollte seine Coins beziehungsweise die Private Keys zu seinen Coins immer sicher verwahren. Am besten eignet sich dafür eine Hardware Wallet. Dabei handelt es sich um USB-Stick-ähnliche Geräte, auf denen man die privaten Schlüssel zu seinen Kryptowährungen sicher aufbewahren kann.