Krypto-Crime Die unglaubliche Geschichte des Craig Wright

Mastermind oder Aufschneider? Plötzlich war Craig Wright da und sagte: “Ich bin Satoshi Nakamoto.” Doch ist er es wirklich? Eine Geschichte über 1,1 Millionen Bitcoin und den vielleicht größten Betrug in der Geschichte der Kryptowährungen.

Phillip Horch
Teilen
Craig Wright

Beitragsbild: Picture Alliance

| Der angebliche Bitcoin-Erfinder Craig Wright

Es kommt darauf an, wen man fragt. Fragt man Dr. Craig Steven Wright, ist die Sache klar. Er selbst ist Satoshi Nakamoto, Bitcoin-Erfinder und Blockchain-Mastermind. Nebenbei ist der Australier Anwalt, Banker, Ökonom, Pastor, Programmierer, Investor, Mathematiker und Statistiker. Er ist einer, der in seinem privaten Blog über Gegenkultur, Globalisierung, staatliche Kontrolle und mittelalterliches Latein schreibt. Einer, dessen Name unter Hunderten von eingereichten Patenten steht. Fragt man allerdings Bitcoin-Entwickler der ersten Stunde, ist er ein Fälscher, Lügner und Betrüger. Dann ist er keiner, der programmieren kann, und keiner, der ehrlich ist. Vielmehr wird er dann zu einem, der der Krypto-Industrie schadet, und zu einem, der sich bereichern will.

Auf dem Weg zu Satoshi Nakamoto

Satoshi Nakamoto ist der Erfinder von Bitcoin. Sein Pseudonym steht unter dem White Paper, jener Blaupause, die die Grundzüge der Kryptowährung beschreibt. Er ist Mitgründer des Bitcoin-Talk-Forums und hatte Kontakt zu verschiedenen Bitcoin-Entwicklern der ersten Stunde. 

Ob sich hinter dem Pseudonym eine oder mehrere Personen befinden, ist nicht letztlich geklärt. Er gilt als öffentlichkeitsscheu und bewegte sich, ganz in Analogie zu seiner Erfindung, im Dunkeln.

Doch dann, im Jahr 2016 trat einer ans Licht und sagte: „Ich bin’s“. Dr. Craig Steven Wright, ein Geschäftsmann aus Australien, behauptete fortan, der Erfinder von Bitcoin zu sein. 

Wright hatte, was im weiteren Verlauf der Ereignisse noch wichtig wird, zu diesem Zeitpunkt massive Geldsorgen, da ihm die australische Steuerbehörde auf den Fersen war. Der Hauptgrund dafür war Wrights Unternehmen Hotwire. 

Wie Jameson Lopp in einem Beitrag für das Bitcoin Magazine schildert, gab Wright bei der australischen Steuerbehörde an, rund 30 Millionen US-Dollar in Hotwire investiert zu haben. Einen Teil davon wollte er für eine Mehrwertsteuerrückerstattung geltend machen. 

Ferner soll Wright mit einer weiteren Firma Steuerrückzahlungen für einen Supercomputer erwirkt haben. Wie sich später jedoch herausgestellt hat, hat es diesen Supercomputer nie gegeben. 

Nach und nach hat Craig Wrights Vorgehen die Steuerbehörde auf den Plan gelockt. Sie hat sich seine (Schein-)Geschäfte näher angeschaut und schnell bemerkt, dass Wrights Konten bei Weitem nicht genug Cash-Flow aufwiesen, um zu rechtfertigen, was er an Steuerrückzahlungen forderte. 

Wrights Erklärung für das fehlende Geld: Er hatte es in Form von Bitcoin überwiesen. 

Der Deal

Ob es diese Bitcoins jemals gegeben hat, ist bis heute nicht sicher. Feststeht: Wright war in massiver Geldnot. Zu dieser Zeit begann Wright damit, sich als Satoshi Nakaoto auszugeben. Wie Andrew O’Hagan in The Satoshi Affair darlegt, war der Plan dahinter eine komplette Kommerzialisierung der Figur Satoshi Nakamoto. 

Federführend war der IT-Experte Stefan Matthews und Robert MacGregor CEO des Tech-Unternehmens nTrust. Nachdem Wright Matthews gegenüber seine Geschichte glaubwürdig dargelegt hatte, konnte dieser auch MacGregor davon überzeugen. Sie wollten Wright die Rechte am geistigen Eigentum abkaufen und dieses für schätzungsweise eine Milliarde US-Dollar weiterverkaufen. Die Tech-Konzerne Google und Uber hatten angeblich bereits Interesse angemeldet. 

Wright auf der anderen Seite wurde so viel Geld versprochen, dass er seine Firmen wieder auf die Beine bringen konnte. Der Deal soll nTrust laut O’Hagan um die 15 Millionen US-Dollar gekostet haben. Fehlt nur noch eines: Wright musste beweisen, dass er tatsächlich Satoshi war.

Beweise, bitte!

Um Satoshis Identität zweifelfrei festzustellen, holte man einen Bitcoin-Entwickler der ersten Stunde ins Boot: Gavin Andresen. Satoshi Nakamoto hatte ihm das Bitcoin-Zepter in die Hand gegeben, nachdem er 2011 von der Bildfläche verschwunden war. Andresen war zuvor mit Satoshi im Austausch gestanden. Also arrangierte man ein Treffen. Ihm Gegenüber sollte Wright mittels kryptographischen Beweises zeigen, dass er im Besitz der Private Keys von Satoshi Nakamoto sei. 

Gesagt, getan: Wright signierte eine Nachricht, die nur von Satoshi stammen konnte und nutzte dafür seinen eigenen Computer. Andresen war fast überzeugt. 

Doch Andresen wollte sichergehen. Also forderte er Wright dazu auf, den Beweis erneut zu erbringen, allerdings auf Andresens Computer. Doch Wright ruderte zurück. Er habe geschworen, seine Keys niemals öffentlich zu teilen. 

Wollte er es nicht oder konnte er es nicht? 

Es ist möglich, dass er – Satoshi Nakamoto, Erfinder eines pseudoanonymen Zahlungsnetzwerkes und Cypherpunk erster Stunde – zu vorsichtig war, um einfach seine Private Keys herauszugeben. Sie könnten gestohlen werden, Satoshis Reich wäre kompromittiert. 

Genauso gut kann es jedoch sein, dass all das zur Story gehört, die Wright erzählt: Zu einer präzise ausgedachten, bis ins letzte Detail geplanten Betrugsstory. 

Eine weitere, dritte Option besteht, so beschreibt es O’Hagan: Es passt nicht zu Satoshi Nakamoto, dass er in die Öffentlichkeit geht. Und ebenso passt es zu Wrights Story. Dass er im letzten Moment einen Rückzieher macht, ist in diesem Zusammenhang nur plausibel. 

Schließlich kam Wright mit einem Gegenvorschlag. Er würde den Beweis erbringen, allerdings auf einem neuen Laptop. So könnte er ausschließen, dass Andresens Computer kompromittiert war. Eine Assistentin Wrights besorgte einen neuen Laptop, Wright signierte die entsprechende Nachricht. Der Beweis war scheinbar erbracht worden: Dr. Craig Steven Wright war im Besitz der Private Keys von Satoshi Nakamoto. 

Am 2. Mai 2016 war es dann so weit: Wright wurde öffentlich als Satoshi geoutet. Twitter wurde überflutet, die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. 

Doch dann kamen die Zweifel, die das sorgsam aufgestellte Kartenhaus sehr schnell zum Einstürzen brachten. Der Beweis, den Wright erbracht haben soll, war laut Stimmen aus der Krypto-Community gefälscht. Einer der Vorwürfe: Die kryptografische Signatur, die er verwendet hatte, war kopiert worden. 

Es soll sich also nicht um eine neue Signatur gehandelt haben, sondern um eine, die Satoshi bereits früher verwendet hatte und die öffentlich bekannt war. 

Nach und nach meldete sich das Krypto-Who-is-Who zu Wort. Vitalik Buterin erklärte öffentlich, dass er Wrights Geschichte nicht abkaufen würde. Peter Todd forderte ihn dazu auf, eine Nachricht zu signieren, um seine Behauptung zu untermauern. Doch Wright konnte niemanden mehr überzeugen.

Auch Gavin Andresen meldete später Zweifel an. Der Programmierer räumte später ein, möglicherweise getäuscht worden zu sein. Der Laptop, den die Assistentin gebracht hatte, hätte manipuliert sein können, Andresen hatte außerdem unter Jetlag gelitten. Der angebliche Beweis war am Ende des Tages doch nicht so felsenfest, wie Andresen geglaubt hatte. 

Wright vs. Kleimann

„Ich glaube, dass du wütend bist und dass das eine gefährliche Sache ist. Aber ich glaube an das, was wir tun wollen.“ Kleiman in einer E-Mail an Wright (24.06.2011)

Von da an ging es für Wright bergab. Im Jahr 2018 sah er sich einer Klage gegenüber, die viel Staub aufwirbeln sollte. Verwandte des verstorbenen Dave Kleiman, allen voran sein Bruder Ira, warfen Wright vor, Bitcoins unterschlagen zu haben. 

Dreh- und Angelpunkt dieser Klage ist der so genannte Tulip Trust. Inhalt dieser Treuhandschaft sollen 1,1 Millionen Bitcoin sein. Laut Wright hatte er ihn gemeinsam mit seinem Freund Dave Kleiman aufgesetzt. 

Wie Wrights Anwalt John Cheshire später vor Gericht dargelegt hat, soll Wright gemeinsam mit Kleiman ein Unternehmen namens W&K Info Defense LLC (W&K) gegründet haben. Das Ziel des Unternehmens war es, Bitcoins zu minen. Im Tulip Trust soll Wright dann 1,1 Millionen Bitcoin hinterlegt haben. Diese waren, so die Behauptung, eingefroren und konnten nur mit Zustimmung aller (nicht namentlich genannten) Vertrauten bewegt werden. Wright sollte frühestens im Jahr 2020 Zugriff darauf haben. 

In der Abmachung heißt es: 

„Keine Aufzeichnung dieser Abmachung wird zu irgendeinem Zeitpunkt öffentlich gemacht. Dr. Wright kann in der Zukunft einen Kredit in Form von Bitcoin unter ausschließlich folgenden Bedingungen beantragen: Forschung in peer-to-peer-Systeme vertiefen, kommerzielle Tätigkeiten, die den Wert und den Stellenwert von Bitcoin vergrößern. […] Außerdem verspreche ich, dass ich nicht die Identität des Keys mit der ID C941FE6D oder die Ursprünge der E-Mail satoshin@gmx.com enthülle.“ 

Und Kleiman hat, so legen es von Wright vorgelegte E-Mails nahe, unterschrieben. 

Doch warum, so mag man sich fragen, sollte Wright einen Trust mit Bitcoin eingerichtet haben, zu dem er erst im Jahr 2020 Zugriff hat? 

Eine anonyme Quelle erklärt BTC-ECHO gegenüber, dass Wright aus Kalkül gehandelt habe. Der Trust habe nie existiert, Wright soll das Dokument gefälscht haben. Sein Ziel: Mit der „Versicherung“ in Zukunft an sehr viel Geld zu kommen, wollte er sich einen Vertrauensvorschuss bei Investoren erschleichen. 

Dass dann Ira Kleiman auf Wrights Geschichte aufgesprungen ist, so die anonyme Quelle, war nicht geplant gewesen. Letzten Endes wurde Craig Wright von einem US-Gericht dazu aufgefordert, 100 Millionen US-Dollar Schadensersatz zu zahlen. 

Wright wusste die Geschichte jedoch geschickt zu vermarkten. So nahm er seinen Schuldspruch als Anlass, öffentlich zu behaupten, dass das ein Beweis dafür sei, dass er Satoshi Nakamoto war. Vor Gericht ging es jedoch nie um diese Frage.

Dennoch bleibt die Frage bestehen: Ist Craig Wright Satoshi Nakamoto?

Wrights Story

Wrights Story ist auf den ersten Blick stimmig. Eine Inspiration, so Wright gegenüber O’Hagan in dessen Buch The Satoshi Affair, sei Tim Mays BlackNet gewesen. Der Verfasser des Crypto-Anarchist Manifesto (1988) hatte mit seinem BlackNet eine Art Vorgänger für WikiLeaks gebaut, wo man nicht nur geheime Informationen weitergeben konnte, sondern auch Zahlungen mit nicht nachverfolgbarem digitalen Geld machen konnte. 

Eine weitere Inspiration sei Hashcash und B-Money gewesen. Hashcash hatte bereits vor Bitcoin den Proof-of-Work-Algorithmus angedacht, wie er bei Bitcoin zum Einsatz kommt. Mit dessen Erfinder Adam Back, so Wright, habe er auch in Kontakt gestanden. Auch zu Wei Dai, dem Mastermind hinter B-Money, habe er im Austausch gestanden.

Selbst für das Pseudonym Satoshi Nakamoto hat Wright eine stimmige Erklärung. Die Grundidee sei es gewesen, eine pseudonyme Figur zu schaffen, „der niemand den Kopf abschlagen“ könne. Der Nachname Nakamoto sei in Anlehnung an Tominaga Nakamoto entstanden. Dabei handelte es sich um einen japanischen Philosophen, der die Glaubenssätze seiner Zeit kritisiert hatte. 

Satoshi hingegen bedeutet „Asche“ und soll für die Asche des hiesigen Finanzsystems stehen, aus dem Bitcoin emporkriechen und die Welt verändern sollte. So beschrieb es Wright und räumte mit einem Augenzwinkern ein, dass „Ash“ jedoch auch eine Zeichentrickfigur sei: „Ash ist auch der Name einer dämlichen Pokémon-Figur. Der Typ mit Pikachu. In Japan ist der Name von Ash Satoshi.“

Und so geht es weiter. Die Entstehung des White Papers, die Zusammenarbeit mit Dave Kleiman, der Austausch mit anderen Kryptographie-Experten. Wright kann erklären, an wen die ersten Transaktionen gingen. Nämlich an Hal Finney, Dave Kleiman, Craig Wright und eine weitere Person, die er nicht benennen dürfe. Und es passt alles: Die Korrespondenz mit Wie Dai, Gavin Andresen, Mike Hearn. Es ist eine Story, die gut erzählt wird, die man glauben möchte. Doch dann fehlen Beweise oder gehen gar schief. 

Die Zweifel überwiegen

In der Bitcoin-Community gibt es – vor allem unter führenden Programmierern – wenige Stimmen, die Craig Wright Glauben schenken. Im Gegenteil. Immer, wenn Wright versucht, einen Beweis zu erbringen, wird dieser widerlegt. 

Es bestehen große Zweifel daran, dass die E-Mail-Korrespondenzen mit Kleiman, die Wright vorlegte, echt sind. Dave Kleiman war, so lassen die derzeitigen Erkenntnisse schließen, selbst kein Programmierer. Seine Beteiligung an Bitcoins Erfindung ist mehr als fragwürdig, ebenso die Existenz der 1,1 Millionen BTC aus dem Tulip Trust. 

Wright hatte vor Gericht eine Liste mit Bitcoins präsentiert, die er als Satoshi gemined haben will. Im Anschluss haben sich Besitzer und Besitzerinnen von 145 der Adressen gemeldet und signierte Nachrichten geschickt, dass es sich nicht um Wrights Coins handle. 

Der Software-Ingenieur und Krypto-Kolumnist Jameson Lopp hat sich außerdem die Mühe gemacht, über 100 Blog-Einträge von Wright aus den Jahren 2009 und 2010 mit allen Informationen von Satoshi (E-Mails, Forum-Einträge etc.) abzugleichen. Dabei versuchte er, Aufschluss über die Schlafgewohnheiten der beiden zu bekommen. 

Während Wright zwischen 13 und 18 Uhr (UTC-Zeitzone) inaktiv war, war es bei Satoshi zwischen 7 und 12 Uhr der Fall. Lopp schlussfolgert daraus, dass Wrights Schlafenszeit mit der eines Australiers übereinstimmt. Satoshis Nachrichten lassen hingegen darauf schließen, dass er einem Schlafmuster folgt, das mit der EST-Zeitzone (Nordamerika Ostküste und Südamerika Westküste) übereinstimmt. Das könnte sowohl Kalkül sein als auch der Tatsache geschuldet, dass wir es hier mit zwei verschiedenen Personen zu tun haben. 

Auch einige von Wrights veröffentlichten Paper wurden analysiert und für fehlerhaft befunden. So hatte Peter R. Rizun, Co-Founder des Softwareunternehmens Ledger, Wrights Paper über Mining analysiert. Rizun kommt zu dem Schluss, dass Wright dabei „zahlreiche Fehler in den Gleichungen und ein fundamentales Missverständnis darüber hat, was es bedeutet, dass Bitcoin Mining „memoryless“ ist. Bitcoin-Enthusiast Paul Sztorc nahm sich wiederum Wrights Paper über Segregated Witness vor. Er attestierte ihm nicht nur fehlerhafte Ausführungen, sondern auch unsinnige Behauptungen. 

Wright hingegen nimmt das jedoch nicht als Anlass, einen Gang zurückzuschrauben. Im Gegenteil: „Faketoshi“, wie er von zynischen Zungen inzwischen genannt wird, versucht weiterhin, als Satoshi Nakamoto an Geld zu kommen. 

So hat er zu Beginn dieses Jahres eine Klage gegen 16 Bitcoin-Entwickler eingereicht. Letztere sollten ihm dabei helfen, insgesamt 111.000 BTC zu bekommen, zu denen ihm die Zugriffsschlüssel gestohlen worden seien. Die Klage wurde jedoch abgewehrt. 

Und dann ist da noch die Sache mit Bitcoin SV, die Wright so vehement verteidigt. Denn dabei handelt es sich, so Wright, um die wahre Vision hinter Bitcoin. 

Exkurs: Bitcoin Satoshi Vision (BSV): Wie war das nochmal? 

Am 03. Januar 2009 wurde der erste Bitcoin-Block gemined. Dieser so genannte Genesis-Block bildet seitdem den Grundstein für alle weiteren Blockchain-Transaktionen. Im Jahr 2010 beschloss Satoshi Nakamoto (der echte), die Größe der einzelnen Blöcke auf 1 MB zu limitieren. Damit wollte er Angriffe auf das Netzwerk verhindern. In einem Eintrag im Bitcoin-Talk-Forum erwähnte Nakamoto im selben Jahr, dass man die Block-Größe zu einem späteren Zeitpunkt noch erhöhen könne. 

Die Begrenzung der Blockgröße führte im Laufe der Zeit zu einem Problem. Denn mit der Verbreitung von Bitcoin stiegen auch die Transaktionen an. Die Limitierung der Blockgröße machte das Netzwerk träge. Das führte zu Diskussionen und schließlich auch zu Streitigkeiten in der Entwickler-Community. Während einige sich dafür aussprachen, die Blockgröße zu erhöhen, setzten andere auf erhöhte Transaktionsgebühren, um die Verarbeitung von Transaktionen für Miner attraktiver zu machen. 

Das sorgte dafür, dass nur jene Menschen schnell Bitcoin versenden konnten, die viel Geld dafür bezahlten. Was Satoshi Nakamoto darüber dachte, blieb derweil im Dunkeln. Er hatte bereits im Dezember 2010 seine letzte Nachricht im Bitcoin-Talk-Forum gesendet. Im Anschluss spalteten sich mehrere Bitcoin-Versionen ab, von denen sich jedoch keine durchsetzen konnte: Bitcoin XT (2015), Bitcoin Unlimited (2016) und Bitcoin Classic (2016). 

Sie alle wollten die Blockgröße erhöhen oder sogar abschaffen. Keine dieser Versionen konnte jedoch die Mehrheit der Miner hinter sich versammeln, weshalb sie zunächst im Sand verliefen. In der Folge beschloss ein Teil der Community jedoch, sich abzuspalten und – trotz Minderheit – eine eigene Version der Blockchain laufen zu lassen. 

Diese Abspaltung, besser unter dem Namen „User Activated Hard Fork“, kurz: Hard Fork, bekannt, hatte sich eine Erhöhung der Blockgröße auf die Fahnen geschrieben. Statt der ursprünglichen 1 MB sollte es nun 8 MB Platz in den Blockchain-Blöcken geben. Der Name dieser Bitcoin-Version: Bitcoin Cash. 

Am 15. November 2018 kam es schließlich zu einer weiteren Abspaltung. Mit „Bitcoin Satoshis Vision“ (BSV) wollte ein Entwickler-Team die ursprüngliche Version von Bitcoin wiederherstellen. Seitdem wird bei BSV die Blockgröße kontinuierlich erhöht. 

Größter Verfechter von Bitcoin SV: Craig Wright. Laut ihm handelt es sich nur dabei um die wahre Version von Bitcoin. Und er muss es ja wissen: Schließlich hat er Bitcoin erfunden. Und darum geht es ja bei Bitcoin: Um eine zentrale Figur, die bestimmt, was richtig und was falsch ist. Oder?

Zurück zu Satoshi

Fragt man die Mehrheit von Entwicklern, Nutzern und sonstigen Krypto-Enthusiasten, lautet die Antwort: Nein, darum geht es nicht.

Doch schenken wir Wright für einen Moment Glauben. Nehmen wir an, er ist Satoshi Nakamoto. Ist er dann nicht gescheitert? Hatte er nicht einst beschlossen, das Projekt sich selbst zu überlassen und sich anderen Dingen zu widmen? Ist es nicht die Idee hinter Bitcoin, ein dezentrales Geldsystem bereitzustellen, dass ohne eine zentrale Instanz funktioniert? Ist es nicht der Kern dieses Geldsystems, keinen Kern, also auch keine Führungsperson, zu haben? Steht die Grundidee einer Hard Fork, wie sie zu „Bitcoin Satoshi Vision“ geführt hat, dem nicht diametral entgegen? 

Und: Sollte er als Mastermind hinter Bitcoin in der Lage zu sein, seine eigenen Keys aufzubewahren? Lassen wir Satoshi selbst zu Wort kommen.

„Verlorene Coins führen dazu, dass die Coins von anderen ein bisschen mehr wert sind. Betrachtet sie als eine Spende an alle.“

Bitcoin verstehen: Sicher investieren in 7 Schritten
Beherrsche die Grundlagen von Bitcoin und lerne in der BTC-ECHO Academy, wie du in 7 Schritten gekonnt investierst und welche Faktoren dabei zu beachten sind.
Jetzt entdecken