Interview mit Cashlink CEO Michael Duttlinger zur Rolle von STO-Plattformen: „Wir haben uns für Ethereum entschieden”

Es drängen immer mehr STO-Plattformen auf den Markt, die digitale Börsengänge anbieten. Eine dieser Plattformen, über die man ein Security Token Offering durchführen kann, ist Cashlink aus der Finanzmetropole Frankfurt. Auch die BTC-ECHO GmbH hat sich von der STO-Plattform tokenisieren lassen. Im Zuge dieser intensiven Auseinandersetzung ist dieses Interview entstanden. So erklärt der CEO von Cashlink, Michael Duttlinger, warum er STOs für zukunftsweisend hält und wie er die weitere Entwicklung dieser digitalen Börsengänge einschätzt. Dieses Interview ist zuerst in der Oktober-Ausgabe des Kryptokompass erschienen.

Sven Wagenknecht
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Interview mit Cashlink CEO Michael Duttlinger zur Rolle von STO-Plattformen: „Wir haben uns für Ethereum entschieden”

Beitragsbild: Michael Duttlinger

BTC-ECHO: Was sind deiner Meinung nach die drei größten Vorteile von Security Token Offerings (STOs) gegenüber traditionellen Initial Public Offerings?

Michael Duttlinger: Den ersten großen Vorteil von Security Token Offerings gegenüber Initial Public Offerings sehe ich bei den Kosten. Da die Anzahl der Mittler sehr viel geringer ausfällt und beispielsweise Investmentbanken, Zentralverwahrer und Börsen bei einem STO nicht benötigt werden. So kann eine Ausgabe digitaler Wertpapiere deutlich kostengünstiger ausfallen als ein IPO und auch eine klassische GmbH-Beteiligung über den Notar. Als zweiten großen Vorteil sehe ich die Flexibilität der digitalen Wertpapiere. Diese sind einfach und zu jedem Zeitpunkt übertragbar. Handelszeiten der Börsen spielen beispielsweise bei einem STO keine Rolle. Und auch die Ausgabe der Wertpapiere gestaltet sich sehr flexibel und wird zeitlich den Bedürfnissen des ausgebenden Unternehmens angepasst. Eine Ausgabe digitaler Wertpapiere kann in einem sehr kurzen Zeitraum – in nur wenigen Wochen – umgesetzt werden.

Das Alleinstellungsmerkmal von Security Token sind schließlich die Smart Contracts, die sie enthalten. Das ist in meinen Augen der dritte große Vorteil eines Security Token Offerings gegenüber einem Initial Public Offering. Über diesen Smart Contract können bestimmte Verpflichtungen aus dem Wertpapier, zum Beispiel Dividendenzahlungen, automatisch durchgeführt werden. Dies ist ein immenser Vorteil der Blockchain-Technologie, mit dessen Hilfe ein Security Token Offering technisch abgewickelt wird.

BTC-ECHO: Was sind die Kernfunktionen von STO-Plattformen? Wofür brauchen wir Cashlink & Co.?

Michael Duttlinger: Einerseits bieten STO-Plattformen eine technische Infrastruktur an, damit sich Unternehmen bei der Durchführung eines STO nicht mit der technischen Komplexität und den Sicherheitsanforderungen auseinandersetzen müssen. Zweitens ist es möglich, diese digitalen Wertpapiere zu standardisieren und die Ausgabe in einem automatisierten Prozess durchzuführen. Dadurch ermöglichen STO-Plattformen einen hohen Kostenvorteil für das ausgebende Unternehmen. Drittens sollte bedacht werden, dass ein STO mit sehr strikten regulatorischen Vorgaben versehen ist. Das sehe ich im Übrigen auch als Vorteil in Deutschland, denn der Schutz für Anleger hat für uns oberste Priorität. Eine wichtige Kernfunktion der STO-Plattformen besteht außerdem in ihrer Serviceleistung und Verbindungsfunktion zwischen dem Herausgeber digitaler Wertpapiere und anderen am STO beteiligten Dienstleistern. Beispielsweise vermitteln diese Plattformen an ein Haftungsdach oder eine Verwahrlösung. Die Kunden können dabei enorm von der Erfahrung der Plattformen profitieren, die das Ökosystem rund um digitale Wertpapiere sehr gut kennen und verstehen.

Und nicht zuletzt bringen sie Kompetenzen mit, die man anderweitig bei verschiedenen Anbietern sehr teuer zukaufen müsste oder in welche die Unternehmen hohe Entwicklungskosten investieren müssten: Hier denke ich insbesondere an die vertragsrechtlichen Vereinbarungen, für die wir beispielsweise mit der international renommierten Kanzlei Ashurst zusammengearbeitet haben. Aber ich denke auch an die konstante Weiterentwicklung der genutzten Blockchain-Technologie. Hier sehe ich bei den STO-Plattformen ein hohes Maß an gebündeltem Wissen.

BTC-ECHO: Etwas spitz formuliert: Es gibt mehr STO-Plattformen als STOs und viele der STOs stammen wiederum von den STO-Plattformen selbst. Teilst du diese ernüchternde Bestandsaufnahme?

Michael Duttlinger: Ich denke, bei dieser Überlegung sollte man berücksichtigen, dass das Ökosystem noch ganz am Anfang steht. Um eine solche Plattform zu entwickeln, investieren Unternehmen erst einmal in ein Team, das schließlich ein Produkt entwickelt und dieses an den Markt bringt. Der erste Schritt, um dieses Produkt zu testen, besteht schließlich darin, selbst digitale Wertpapiere auszugeben. Dies erklärt also, weshalb die Unternehmen selbst digitale Wertpapiere ausgeben.

Der nächste Schritt ist dann die Durchführung externer digitaler Wertpapierausgaben. Und dazu musst du natürlich erst einmal Vertrauen aufbauen. Das braucht Zeit, ist aber ein ganz natürlicher Prozess. Im Grunde ist es sogar positiv, dass das System langsam entsteht und nicht durch einen Hype schnell überreguliert werden muss. Innovationen entwickeln sich über die Zeit in einem Kollaborationsprozess zwischen Erfindern und Nutzern und gewinnen dadurch an Marktreife. Bis dahin braucht es viel Bildungsaufwand auf beiden Seiten, denn die Nutzer müssen das Produkt verstehen und das Produkt ergo das Unternehmen die Bedürfnisse der Nutzer. Und bei einem Blockchain-Produkt ist dieser Erklärungsaufwand natürlich besonders hoch, weil es sich um eine komplexe Thematik handelt. Aber gerade das macht sie interessant.

BTC-ECHO: Bislang gab es keine STOs für Kleinanleger, die wirklich erfolgreich waren. Das Gros der stattfindenden STOs findet nur im institutionellen Anlegerkreis statt. Was sind deiner Meinung nach die Gründe, dass Retail STOs so zu kämpfen haben?

Michael Duttlinger: Dies ist in meinen Augen eine Nachwirkung der zahlreichen Initial Coin Offerings, die in manchen Fällen wenig verantwortungsvoll durchgeführt wurden. Deshalb bin ich auch sehr froh, dass die Ausgabe digitaler Wertpapiere in Form von Security Token mit hohen Auflagen verbunden ist, welche Anleger schützen. Auch der Grund, weshalb das Gros der stattfindenden STOs sich an professionelle Anleger wendet, ist auf die Regulatorik zurückzuführen. Denn diese können die Risiken aufgrund ihrer Erfahrungswerte besser einschätzen als Retail-Investoren. Grundsätzlich stehen die digitalen Wertpapiere und das Ökosystem noch ganz am Anfang. Ich denke, dass die Anwendung steigen wird, wenn die komplexe Technologie in den Hintergrund gerät. Auch durch neue Marktteilnehmer wird meines Erachtens die generelle Nachfrage nach digitalen Wertpapieren steigen – auch im Retail-Bereich.

BTC-ECHO: Ihr kooperiert mit den Krypto-Verwahrdienstleistern Finoa und Upvest. Investoren, die nicht selbst ihre Security Token aufbewahren möchten oder dürfen, können diese Intermediäre in Anspruch nehmen. Siehst du hier eine Nachfrage von Investorenseite oder bevorzugen diese die eigenständige Verwahrung?

Michael Duttlinger: In unserem Fall sehen wir eine leichte Tendenz, die zur Selbstverwahrung geht. Dies liegt vor allem an der Neuheit des Markts und dem Fakt, dass das Vertrauen erst langsam aufgebaut werden muss. Deshalb denke ich, dass sich die Nachfrage langfristig in Richtung der Verwahrlösungen entwickeln wird. Diese sind so einfach zu nutzen wie ein herkömmliches Wertpapierdepot und für den Investor sehr sicher, da der Private Key nicht verlorengehen kann.

BTC-ECHO: Wenn sich in den nächsten Monaten und Jahren ein Sekundärmarkt, sprich Börsenhandel, für Security Token herausbildet, werden dann alle bestehenden Security Token dort gehandelt werden können oder was werden deiner Meinung nach die Kriterien sein?

Michael Duttlinger: Ich gehe davon aus, dass sich für digitale Wertpapiere kurzfristig kein zentraler Handelsplatz ergibt, auf dem man alle digitalen Wertpapiere handeln kann. Ich denke auch, dass die Liquidität nicht direkt auf dem gleichen Niveau liegen wird wie die der Unternehmen im DAX. Hier muss man allerdings auch beachten, dass es sich bei den aktuellen STOs um deutlich kleinere Unternehmen handelt als die bei klassischen Börsen gelisteten Unternehmen. Dadurch ergibt sich eine ganz andere Liquidität. Es sind zahlreiche Faktoren, die hier hineinspielen: die Preisgestaltung der Börsen, die Vorteile des OTC-Handels und viele mehr. Ein weiterer Faktor, den wir bei unseren Kunden beobachten, ist, dass viele Unternehmen überhaupt nicht anstreben, dass ihre Wertpapiere frei handelbar sind. Stattdessen bevorzugen viele Unternehmen eine private Platzierung der Wertpapiere mit einem Peer-to-Peer-Handel nach der Emission.

BTC-ECHO: Für welchen Blockchain- bzw. Token-Standard habt ihr euch entschieden und warum?

Michael Duttlinger: Wir haben uns für Ethereum entschieden, weil es die größte DLT-Plattform ist, die unsere Anforderungen erfüllt. Wir haben einen eigenen Token-Standard entworfen, der kompatibel zu ERC-20 ist, aber mehr Funktionen bietet, mit denen man digitale Wertpapiere abbilden kann.

BTC-ECHO: Was würdest du Investoren raten, die bereit sind, in Unternehmen zu investieren, die Security Token herausgeben? Sind es die gleichen Ratschläge wie bei klassischen börsennotierten Aktiengesellschaften oder siehst du hier Unterschiede?

Michael Duttlinger: Das kommt natürlich ganz auf den Investor an. Grundsätzlich würde ich ihnen raten, dass sie nach einer Lösung suchen, die perfekt auf die eigenen Bedürfnisse und die eigene Risikobereitschaft abgestimmt ist. Das ist einfach sehr unterschiedlich. Investoren sollten sich damit auseinandersetzen, was für sie ein geeignetes Investment ist, wie sie ihr Investment verwahren wollen und wie das Wertpapier strukturiert ist. Das sind viele Kriterien, die für Investoren mitunter neu sind. Deshalb versuchen wir, Aufklärung zu betreiben.

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