Meinungs-ECHO Gamechanger: Wie Bitcoin-Twitter die geopolitische Teilhabe verändert

Bitcoin Twitter dreht frei: BTC, ein gesetzliches Zahlungsmittel? Das ist ein Legitimitätsschub für die Kryptowährung sondergleichen. Der Twitter Space von Nic Carter hat außerdem gezeigt, dass das monetäre Gefüge der Welt auch auf dem Kurznachrichtendienst verhandelt wird.

David Scheider
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El Salvador Flagge

Beitragsbild: Shutterstock

Nic Carter ist der Held der Stunde. Der Bitcoiner hat aus Langeweile am Mittwoch, dem 9. Juni, eine Live-Schalte auf Twitter initiiert – und dabei nicht nur Bitcoiner von Rang und Namen angezogen. Nach kurzer Zeit stieß auch Nayib Bukele dazu, der amtierende Präsident El Salvadors. Der Twitter Space – ein neue “Clubhouse”-Feature des sozialen Netzwerkes – des Krypto-Enthusiasten war gleich aus mehreren Gründen historisch. Schließlich ist El Salvador das erste Land der Welt, das Bitcoin zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel gemacht hat – und zwar während des Talks. Die über 22.000 Zuhörer:innen konnten der so der Abstimmung im Parlament des Landes live beiwohnen, zeitweise war Applaus vonseiten der Abgeordneten zu hören.

Im Interview mit Bloomberg ordnet Carter den historischen Gesetzesbeschluss ein:

Das Ziel scheint zu sein, Bitcoin als tatsächliches Zahlungsmittel im Land viel reibungsloser zu machen. Dabei hat die Regierung alle Kapitalertragssteuern abgeschafft, die natürlich ein Hindernis für die tatsächliche Verwendung von Bitcoin als Währung sind.

Nic Carter

Und weiter:

Nach den salvadorianischen Nachrichten haben auch eine Reihe von anderen Politiker:innen in Lateinamerika ihre Affinität zu Bitcoin signalisiert. Wir werden sehen, ob irgendetwas davon tatsächlich umgesetzt wird. Wir wissen aber, dass Bitcoin und Stablecoins an Orten wie Kolumbien und Argentinien einen sehr hohen Verbreitungsgrad haben.

Nic Carter

Der Twitter Space hat auch eindrucksvoll bewiesen, wie neue Medien die Teilhabe an geopolitischen Entscheidungen verschieben. Es wäre vor ein paar Jahren nicht denkbar gewesen, dass interessierte Marktbeobachter:innen einen so direkten Draht zu politischen Entscheidungsträger:innen bekommen und sogar Teilhabe üben können.

Elizabeth Warren triggert Bitcoin-Twitter

Energy FUD, also der reflexartige Verweis auf den immensen Energieverbrauch des Bitcoin-Netzwerks, scheint indes immer populärer zu werden. Spätestens seit Elon Muks vermeldet hat, dass Tesla keine BTC mehr annimmt, ist klar: Energy FUD ist vermutlich Bitcoins sozialer Angriffsvektor Nummer eins.

Kritik kommt seit neuestem auch vonseiten des US-Parlaments. Genauer gesagt von der US-Senatorin für Massachusetts, Elizabeth Warren. In einem Video, das die Politikerin auf Twitter gepostet hat, bespricht sie Für und Wider der Kryptowährung mit zwei Gesprächsgästen aus der Forschung. Herausgearbeitet wird allerdings in erster Linie das Wider.

In dem Video heißt es: “Bitcoin konsumiert mehr Energie, als ganze Länder”. Soweit, so richtig. Im weiteren Verlauf fällt allerdings ein Satz, der schlicht falsch ist und der Debatte mehr schadet als nützt:

Eine Bitcoin-Transaktion verbraucht so viel Strom wie der typische US-amerikanische Haushalt in mehr als einem Monat.

Elizabth Warren

Richtig ist: Die Menge an Energie, die eine einzelne Bitcoin-Transaktion benötigt, lässt sich kaum quantifizieren. Miner konkurrieren um das Finden einer richtigen Hash-Funktion des Proof-of-Work-Rätsels (PoW) und können so einen neuen Block im Netzwerk propagieren. Wie viele Transaktionen in diesem Block enthalten sind, ist für die Schwierigkeit unerheblich. In anderen Worten: Ob Miner einen leeren Block minen oder einen prall gefüllten, macht in der Energiebilanz keinen Unterschied.

Die Zahl, auf die sich Warren bezieht, ergibt sich vermutlich aus der durchschnittlichen Energiemenge, die ein einzelner Block benötigt, geteilt durch die Anzahl der darin enthaltenen Transaktionen. Doch diese Rechnung hinkt. Schließlich ist die Energie allen voran Bitcoins Budget für seine Sicherheit. Wäre das PoW-Mining weniger energieaufwändig, könnte das Netzwerk auch schneller ausgehebelt werden.

Auch das Lightning-Netzwerk als mögliche (energiearme) Skalierungslösung lässt Warren völlig außer Acht. Die Debatte um den Bitcoin-Energieverbrauch ist legitim. Damit sie ernsthaft und konstruktiv geführt werden kann, müssen die Argumente aber vollständig sein und auf richtigen Annahmen fußen. Hier ist noch Luft nach oben.

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