Alle halbe Jahre wieder legt die Federal Reserve (Fed) dem US-Kongress ihre Bewertung und Einschätzung zur Stabilität des Finanzsystems und den damit verbundenen fiskalpolitischen Herausforderungen vor. Erstmals geben auch Krypto-Assets ihr Debüt in dem rund 60-seitigen Monetary Policy Report. Obwohl nur eine Randnotiz, zeigt ihre Erwähnung, dass die Währungshüter dem Krypto-Markt eine immer größer werdende Tragweite im gesamtökonomischen Kontext zusprechen.
Zockeraffinität unter Krypto-Anlegern
Unter der Fragestellung nach den pandemiebedingten Auswirkungen auf die Finanzmärkte resümiert die Fed, dass zwar “einige finanzielle Anfälligkeiten seit dem letzten geldpolitischen Bericht zugenommen haben”. Im Kern aber “bleiben die Institutionen des Finanzsystems widerstandsfähig”. In einem Klima, in dem “die Abwärtsrisiken für Beschäftigung und Inflation zugenommen haben”, stießen jedoch insbesondere risikobehaftete Anlageklassen auf vermehrte Nachfrage, mit entsprechenden Gefahren für Anleger. Das betreffe Anleihen und Aktien gleichermaßen wie die noch junge Klasse der Kryptowährungen.
So erklärt sich für die Fed auch das explosive Wachstum am Krypto-Markt in der ersten Jahreshälfte: “Der Anstieg der Preise verschiedener Krypto-Assets spiegelt zum Teil auch die gestiegene Risikobereitschaft wider”. Dass die Nachfrage nach alternativen Anlageklassen zunimmt, könne den Währungshütern zufolge aber eine gefährliche Abwärtsspirale in Gang setzen: “Die Preise von Vermögenswerten können deutlich sinken, wenn die Risikobereitschaft der Anleger sinkt, die Zinsen unerwartet steigen oder die Erholung ins Stocken gerät”.
Nur Statist in der Risikobilanz
Es ist das erste Mal, dass die Fed Krypto-Assets in ihrem Halbjahresbericht als Teil der “Risky Assets” namentlich erwähnen. Dass diese in wenigen Sätzen abgehandelt werden, zeigt zwar, dass Kryptowährungen aus Sicht der Notenbanker nur eine untergeordnete Rolle in der allgemeinen “Risikobilanz” spielen. Dass Kryptowährungen überhaupt Erwähnung finden, unterstreicht jedoch auch das zunehmende Interesse, das der Krypto-Markt in der Finanzpolitik auf sich lenkt.
Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass die Schnittmenge an Krypto-Anlegern immer größer wird. Inzwischen decken Kryptowährungen einen breiten Teil der Gesellschaft ab. Krypto wird Mainstream, die Corona-Krise hat diesen Prozess noch einmal beschleunigt. Auch die Bemühungen um eine digitale Zentralbankwährung (Central Bank Digital Currency, CBDC) dürften Kryptos indes auf die Fed-Agenda gesetzt haben.
CBDC-Gespräche im Hinterzimmer
Dahingehend sorgte ein kürzliches Treffen zwischen dem Fed-Vorsitzenden Jerome Powell, dem ehemaligen Sprecher des US-Repräsentantenhauses, Paul Ryan, und Coinbase CEO Brian Armstrong für Aufsehen. Worin es in den Gesprächen im Detail ging, ist zwar nicht bekannt. Wie Bloomberg berichtet, könnte es dabei aber um die Entwicklung einer CBDC gegangen sein, bei deren Entwicklung die Fed Powell zufolge “eine führende Rolle” spielen wolle.
Möglicherweise spielt Coinbase in den Überlegungen ebenfalls eine Rolle, zumindest in beratender Position. Wenige Tage später gab Powell an, dass man sich der Federal Reserve verpflichtet habe, “ein breites Spektrum an Stimmen zu diesem wichtigen Thema zu hören”. Noch diesen Sommer will die Zentralbank ein Thesenpapier mit Risiken und Vorteilen einer CBDC veröffentlichen.