So ticken Bitcoin-Kritiker  Es nervt: Schluss mit der ideologiegetriebenen Krypto-Kritik!

Die Stimmen von Bitcoin- und Blockchain-Kritikern werden immer lauter. Es drängt sich der Verdacht auf, dass es nicht mehr um die Sache geht, sondern vielmehr um die eigene politische Weltanschauung. Warum sich vor allem die Linke in ihrer Krypto-Kritik selbst widerspricht. Ein Kommentar.

Sven Wagenknecht
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Beitragsbild: Shutterstock

| Bitcoin und Blockchain sind politisch - was hätte wohl Karl Marx dazu gesagt?

Ideologie kann dabei helfen, sich für eine Sache einzusetzen. Schnell nimmt sie aber überhand und lässt sachliche Argumente in den Hintergrund treten. Auch die Krypto-Szene – so schwer es ist, alle Krypto-Befürworter über einen Kamm zu scheren – musste sich in der Vergangenheit immer wieder diesen Vorwurf gefallen lassen. Nun aber fällt seit einigen Monaten eine immer stärkere Aggression vonseiten der Krypto-Kritiker auf. Auf namhaften Nachrichtenportalen erscheinen immer mehr Anti-Bitcoin-Artikel, die mit immer drastischeren Worten um Aufmerksamkeit buhlen. Begriffe wie “schrecklich” oder “dumm” kommen vor, und auch die Bezeichnungen “Stromfresser” sowie “Klimakiller” lassen sich regelmäßig finden.

Fallende Krypto-Kurse scheinen Skeptikern eine passende Gelegenheit zu bieten, ihre Wut auf Bitcoin und Co. freien Lauf zu lassen. Man schenkt ihnen mehr Gehör als noch zu Krypto-Boom-Zeiten im vergangenen Jahr. Doch anstatt im positiven Sinne skeptisch zu sein, wird immer öfter polemisiert. Eine Technologie wird zum Feindbild stilisiert und eine unverhältnismäßig harte Regulierung gefordert.

Woher kommt die Wut auf Bitcoin?

Doch woher kommt diese Wut auf eine Technologie? Schließlich ist man eine derart feindliche Haltung, nicht von anderen Technologien gewohnt. Derartige Meinungsäußerungen in der Breite sind zu 3D-Druck, Flugtaxen oder dem Internet der Dinge (IoT) nicht bekannt. Als vermeintliche Sachargumente, die eine Erklärung für diese Lagerbildung bieten, dienen die angebliche Kriminalisierung und Klimaschädlichkeit von Kryptowährungen.

Auch wenn aktuelle Studien und Erkenntnisse relativ eindeutig aufzeigen, dass der Anteil an “Krypto-Kriminalität” im Sinne von Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung verschwindend gering ist, hält sich dieses Vorurteil hartnäckig. Wer unerkannt bleiben möchte, sollte die Blockchain-Infrastruktur meiden, da Verfolgungsbehörden nicht trotz, sondern wegen der Nutzung von Kryptowährungen kriminelle Akteure ausfindig machen können.

Moralische Überheblichkeit

Mit Blick auf das zweite vermeintliche Sachargument, der Klimaschädlichkeit von Kryptowährungen, sieht es aber auch nicht viel besser aus. So ist der Proof-of-Stake-Mechanismus klimafreundlicher als traditionelle Finanzanwendungen. Für Bitcoin, ergo dem Proof-of-Work-Mechanismus, gilt dieses Argument zwar nicht, dennoch liegt aber gerade im hohen Stromverbrauch sein Wertversprechen von Dezentralität und Sicherheit begründet. Dass der dafür aufgewendete Strom aus möglichst regenerativen Quellen kommen sollte, ist unbestritten. Doch auch hier wird nicht differenziert, Kritiker setzen Stromverbrauch oftmals mit dem CO₂-Verbrauch gleich.

Das viel größere Problem liegt allerdings in der moralischen Überheblichkeit: Weil man selbst keinen Nutzen in dieser Technologie erkennen kann, möchte man es verbieten. Mit dem Totschlagargument Klima wird damit eine Debatte eröffnet, wie sie sonst nur in Autokratien denkbar wäre. Was der subjektiven Nutzenempfindung einer kleinen Gruppe Menschen nicht zusagt, soll verboten werden. Wohin eine solche Haltung führen kann, haben wir bereits öfter erörtert.

Bitcoin und Blockchain sind politisch

Damit nähern wir uns dem eigentlichen Grund der Bitcoin-Kritik. Diese scheint weniger in den vermeintlichen Sachargumenten begründet zu sein als in der politischen Haltung. Neben Menschen aus dem politischen Grünen-Lager, sind es vor allem Menschen, mit einer sehr linksgerichteten Weltanschauung. Gerade die Linken hatten sich in der Vergangenheit auf nationaler und supranationaler Ebene als große Krypto-Gegner positioniert.

In die Bitcoin-kritischen Fußstapfen des ehemaligen Linken-Abgeordneten Fabio di Masi ist nun Martin Schirdewan getreten. Der Europaabgeordnete der Linken positioniert sich medienwirksam gegen die Krypto-Ökonomie. Auf tagesschau.de sagt er jedem 4. Bitcoin-Nutzer Kriminalität nach und im Gespräch mit dem Spiegel äußert er, dass er sich eine härtere Regulierung für unhosted Wallets wünscht. Auch vergangene Anfragen von BTC-ECHO im Zuge der Bitcoin-Verbots-Diskussion im EU-Parlament, wie sie an alle großen, demokratischen Parteien versendet wurde, wurde mit eindeutigen Antworten seitens der Linken erwidert.

Im aktuellen BTC-ECHO Recap Podcast widmen sich Sven Wagenknecht und David Scheider ebenfalls der Thematik:

Podcast

Planwirtschaft und Modern Monetary Theory

Einer der bekanntesten Bitcoin-Kritiker Deutschlands, Jürgen Geuter alias @tante, geht mit besonders schweren Geschützen gegen die Krypto-Ökonomie vor. In einem Zeit-Interview spricht er von einem Angriff auf unsere Demokratie, während er gegenüber t-online fast schon konspirativ äußert, dass es darum gehe, den “Staat handlungsunfähig zu machen”. Liest man seine zahlreichen Tweets und Kommentare im Netz, könnte man meinen, er sinniere über Reichsbürger.

Dabei zeigen sich in seinen Äußerungen klare politische Statements gen Links. Geuter wettert gegen den Neoliberalismus, zitiert den linken Ökonomen David Graeber und spricht sich für mehr staatliche Regulierung aus. Als Befürworter einer tendenziell zentralistischen Steuerung schlägt er in die gleiche Kerbe wie Bitcoin-Kritiker Maurice Höfgen. So ist Maurice Höfgen für die Linken im Bundestag tätig und setzt sich für die Modern Monetary Theory, kurz MMT, ein. Mehr planwirtschaftliche Steuerung, weniger Marktwirtschaft lautet das Credo. Der Gegensatz zum nicht-staatlichen und knappen Wertverständnis von Bitcoin könnte nicht größer sein.

Linke im Widerspruch mit sich selbst

Bitcoin-Kritikern wie beispielsweise Geuter, Schirdewan oder Höfgen geht es nicht um die Sache – um Kryptowährungen im eigentlichen Sinn – vielmehr geht es um das Durchsetzen ihrer wirtschaftspolitischen Ideologie. Zumal übersehen wird, dass man einem Denkfehler unterliegt. Schließlich ist Bitcoin als Reaktion auf die Finanzkrise 2008 entstanden, um der Übermacht der Wall Street etwas entgegenzusetzen. Um einem exklusiven Finanzsystem ein inklusives entgegenzusetzen, an dem jeder Mensch teilhaben kann.

Den Grundgedanken der Krypto-Ökonomie kann man als durchaus links-liberal interpretieren, da er für mehr Diversität und Partizipation in allen gesellschaftlichen Schichten steht. Auch die Dezentralität und Verhinderung, dass wirtschaftliche Eliten ein Übermaß ein Einfluss erhalten, steckt in der DNA der Blockchain-Technologie.

Niemand muss Bitcoin gut finden und nicht alles läuft im Krypto-Sektor nach Plan. Entsprechend ist es wichtig, sachliche Kritik am Blockchain-Sektor zu äußern. Problematisch wird es allerdings, wenn aus sachlicher Kritik eine ideologiegetriebene Mission wird. Diskreditierung von Krypto-Befürwortern und Technologiefeindlichkeit führen zu einer Spaltung in der Gesellschaft sowie zu großen wirtschaftlichem Schaden, bei dem am Ende alle verlieren.

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