Wir schreiben das Jahr 2010. Die Bitcoin-Blockchain läuft seit über 1,5 Jahren. Die aktuelle Block Subsidy beträgt 50 BTC und der Gegenwert der Kryptowährung beträgt ein paar Cent. Vor ein paar Monaten erst hat ein gewisser Laszlo Hanyecz zwei Pizzen für 10.000 BTC verkauft.
Wenn man überhaupt von Bitcoin gehört hat, dann eher als Spielerei von ein paar Nerds, die digitales Geld schaffen wollen. Satoshi Nakamoto ist noch aktiv im Bitcoin-Talk-Forum, wir befinden uns also in den wirklich frühen Bitcoin-Tagen.
Und doch: Die Blockchain läuft, es wird das geschaffen, was Jahre später zum weltweiten Phänomen werden soll.
Doch plötzlich tauchen beunruhigende Nachrichten im Bitcoin-Talk-Forum auf.
Es sieht aus, als ob ein Block in der Höhe von 74638 einen Bug im Netz ausgebeutet hat. Er verwendet einen arithmetischen Überlauf, um eine negative […] Transaktion zu produzieren.
“lfm” am 15.08.2010 im Bitcoin-Talk-Forum
Für alle, die keine Programmier-Sprache sprechen: Jemand hat einen Fehler in der Blockchain ausgenutzt, um Transaktionen zu manipulieren.
Die Folge davon: Der Hacker konnte 184 Milliarden Bitcoin ausgeben. Doch eigentlich dürfte es zu diesem Zeitpunkt nur etwa 4 Millionen BTC geben. Wie konnte das passieren?
Ein schwerwiegender Fehler im Bitcoin-System
Ein bis heute anonymer Hacker hatte es geschafft, den Sourcecode der Kryptowährung zu knacken. Er brach in Block 74.638 ein und versendete zweimal über 92 Milliarden Bitcoin an zwei verschiedene Adressen.
Er hatte einen arithmetischen Überlauf (arithmetic overflow) produziert. Kurz gesagt: Das Ergebnis des Outputs der Transaktion hat die Begrenzung des oberen Zahlenbereiches gesprengt. Der Hacker hatte einen Programmierfehler im Verifikationsprozess entdeckt und diesen ausgebeutet. Eigentlich hätte diese Transaktion innerhalb des Proof-of-Work-Verfahrens entdeckt werden müssen.
So wurde der Fehler korrigiert
Die Entwickler-Community reagierte schnell. Nach 1,5 Stunden hatte jemand den Fehler entdeckt. Nach nur vier Stunden war der erste Patch verfügbar. Im Anschluss führte die Community rund um Satoshi Nakamoto, Hal Finney, Gavin Andresen und Co. eine Softfork durch. Dabei gingen sie in der Transaktionshistorie der Blockchain zurück, bis sie sich zeitlich vor dem Exploit befanden. Danach starteten sie die Blockchain gewissermaßen neu – allerdings mit behobenem Fehler.
Im Nachhinein kann man es als positiv bewerten, dass der Fehler so früh in der Geschichte Bitcoins aufgetaucht ist und behoben wurde. Wenn ein solcher Exploit heute auftreten würde, würde das den Krypto-Markt höchstwahrscheinlich ins Chaos stürzen. Ein kurzfristiger Zufluss von 184 Milliarden Bitcoin könnte das Vertrauen in die Kryptowährung massiv schädigen.