Nullzins VS Bitcoin Halving Der perfekte Sturm: Bitcoin-Boom in Krisenzeiten?

In seinem Bestseller The Perfect Storm beschreibt Sebastian Jung die Kombination von drei Wettererscheinungen, die zum verheerendsten Hurricane in der Geschichte der US-Westküste geführt haben. Während ein Phänomen für sich genommen noch keine Katastrophe zur Folge hat, ist es die Überlappung aller Bedingungen, die den Wirbelsturm so zerstörerisch machte. Braut sich auch für Bitcoin ein perfekter Sturm zusammen?

David Scheider
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Bitcoin (Shutterstock)

Beitragsbild: Shutterstock

Die Welt steht Kopf. Um die Folgen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft abzufedern, feuert die US-amerikanische Notenbank aus allen Rohren. Erst die Senkung des Leitzinses auf 0 bis 0,25 Prozent, dann die Ankündigung, kurzfristige Repo-Kredite um 500 Milliarden US-Dollar anzuheben und jüngst bringt die US-Regierung sogar Helikoptergeld ins Spiel. Demnach will die Administration der größten Volkswirtschaft der Welt monatlich Schecks in Höhe von 1.000 US-Dollar an alle Bürgerinnen und Bürger des Landes ausstellen.

Die Maßnahme ist Teil eines 850-Milliarden-US-Dollar-Pakets, das die Konjunktur vor einer Depression bewahren soll. Wie wirksam die Ad-hoc-Reaktionen der US-Behörden sind, ist derzeit ungewiss. Der US-Aktienmarkt zumindest scheint sich vorerst leicht erholt zu haben ob dies einen nachhaltigen Trend markiert, darf man allerdings bezweifeln.

Diese Zweifel an der Wirksamkeit geldpolitischer Steuerungsinstrumente sind es, die auch die Bitcoin Community derzeit umtreiben. Dass Bitcoin als unflexible Hartgeld-Alternative eher Gegner als Befürworter expansiver geldpolitischer Regulierung anzieht, ist kein Geheimnis. Für die Bitcoin-Fraktion ist eines klar: Die Notenbanken schaufeln sich durch Panikreaktionen ihr eigenes Grab und dürften obendrein das Ende von Fiatgeld einläuten.

Auch wenn derlei Hiobsbotschaften kurzfristig übertrieben scheinen, offenbaren sie doch einen Wettlauf der Narrative, den es so noch nicht gab. Schließlich hat es eine derart unkonventionelle Geldpolitik seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr gegeben – mit dem großen Unterschied allerdings, dass damals noch keine Alternative wie Bitcoin existiert hat.

Bitcoins Bewährungsprobe

Die ersten zehn Jahre der Kryptowährung Nr. 1 waren geprägt von wirtschaftlichem Aufschwung. Einen Bullenmarkt, der so zuverlässig Renditen von 10 Prozent und mehr pro Jahr am Aktienmarkt eingebracht hat, hat es in der Geschichte noch nicht gegeben. BTC war da eher eine Randerscheinung. Wer in Bitcoin investiert hat, tat das eher aus portfoliotheoretischen Überlegungen etwa um ein unkorreliertes Asset aufzunehmen oder aus echtem Glauben an Bitcoins Wertversprechen.

Spätestens seit dem Einbruch der Aktienmärkte vergangene Woche hat sich dies geändert. Zum ersten Mal seit Bitcoins Bestehen steuert die Weltwirtschaft auf eine Rezession zu, die sich nach Ansicht vieler Ökonomen in eine handfeste Depression verwandeln könnte.

Die entscheidende Frage ist nun, wie sich das digitale Gold in Krisenzeiten verhält. Der Crash vom 12. März, bei dem BTC von knapp 8.000 US-Dollar auf seinen mittelfristigen Tiefstand von 4.600 US-Dollar gefallen ist (ein Absturz von 41 Prozent), hat zumindest bewiesen, dass das digitale Gold kein völlig unkorreliertes und damit vorerst auch kein Safe Haven Asset ist. Mittlerweile, und daraus dürfte die Community Hoffnung schöpfen, scheint sich der Kurs aber zumindest zwischen 5.000 und 5.500 US-Dollar konsolidiert haben.

Hodler fest im Sattel

Letzteres ist hierbei entscheidend. Denn wie wir bereits mehrfach erläutert haben, entspricht die Liquidation spekulativer Assets bei Markteinbrüchen dem typischen Anlegerverhalten. Dass Bitcoin im Zuge des Börsencrashs an Wert verliert, sollte hartgesottene Bitcoiner folglich weder beunruhigen noch überraschen. Mehr noch: Die Datenlage legt nahe, dass allen voran die Hodler nach wie vor felsenfest im Bitcoin-Sattel sitzen.

Zu diesem Schluss kommt zumindest das Krypto-Unternehmen Unchained Capital, das neben MultiSig-Lösungen auch Analysetools anbietet. Laut Aussage der Unchained-Analysten waren insbesondere kurzfristige Spekulanten am Abverkauf der Kryptowährung beteiligt, nicht aber langfristig orientierte Hodler.

Im Gegenteil: Der BTC-Anteil, den langfristigen Investoren mit einem Anlagehorizont von über fünf Jahren halten, sei 2020 sogar von 20,37 Prozent auf 21,65 Prozent gestiegen. Ein Großteil der Volatilität der letzten Wochen sei demnach auf den Verkauf von UTXOs zurückzuführen, die maximal sechs Monate alt waren.

Quo vadis, Bitcoin?

Natürlich ist die weitere Entwicklung der Kryptowährung Nr. 1 in Krisenzeiten wie dieser ungewiss. Es gibt schlicht keine Erfahrungswerte. Ein Absturz von 41 Prozent ist zwar auch für BTC ein ordentlicher Rücksetzer. Die langfristige Entwicklung der Kryptowährung Nr. 1 muss davon aber nicht beeinflusst sein. Modelle wie etwa das Stock-to-Flow-Modell von PlanB etwa sind nach wie vor intakt auch wenn der Spot Price derzeit leicht unter dem Modell-Kurs notiert.

Stock-to-Flow-Modell und BTC Spot Price. Quelle: digitalis.net.

Für Bitcoin ist die derzeitige Krise eine Bewährungsprobe. Denn für Situationen wie diese wurde BTC designt, je mehr Menschen das verstehen, desto besser. Jack Mallers fasst das wie folgt zusammen:

Während die FED in Panik in die Repo-Märkte eingreift, die Zinssätze senkt und QE in Aussicht stellt, wird das solideste Geld, das die Menschheit je gesehen hat, von Sekunde zu Sekunde attraktiver.

In anderen Worten: Während die FED Geld druckt, bahnt sich in in etwa 50 Tagen das Halving an. Hier prallen Welten aufeinander, es könnte spannender nicht sein.

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