Zwischen MMT und Goldstandard  Das “richtige” Geld: Eine Frage der Weltanschauung?

Des Öfteren wird sich verbittert um die Frage gestritten, wie das perfekte Geld auszusehen hat. Dabei vergessen manche Akteure, vom Notenbanker zum Bitcoin-Enthusiasten, dass es keine objektive Antwort auf diese Frage geben kann. Ein Auszug aus dem Buch: “Geld – Die nächsten 10 Jahre”.

Sven Wagenknecht
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Karl Marx auf der 100-Mark-Banknote der DDR.

Beitragsbild: Shutterstock

| Karl Marx auf der 100-Mark-Banknote der DDR.

Die Frage, wie das perfekte Geld auszusehen hat, ist stark an die eigene Weltanschauung geknüpft. So sehr wir uns eine Art von wissenschaftlicher Objektivität bei der Ausgestaltung unseres Geldes wünschen mögen, ist dieser Prozess eher an wirtschafts- und finanzpolitische Überzeugungen geknüpft.

Geld ist eine soziale Konstruktion und keine Naturwissenschaft. Eine neue Technologie, die in der Lage ist, unser Geldwesen zu verändern, steht daher auch immer in einem Spannungsverhältnis mit der vorherrschenden Ideologie; oder anders formuliert: Geld ist politisch. Die Finanzinnovationen Bitcoin, Kryptowährungen und digitales Zentralbankgeld müssen sich immer auch im gegenwärtigen politischen Umfeld behaupten können.

Befinden sich die Staaten in einer Sackgasse?

Die Höhe der Staatsschulden oder des Zinsniveaus hat daher auch einen Einfluss darauf, wie wir Token-basierte Währungen wahrnehmen und vor allem, wie Unternehmen und Staat diese ausgestalten. Im Mittelpunkt der gegenwärtigen 20er-Jahre steht die expansive Geldpolitik der Notenbanken, die notwendig ist, um überschuldeten Staaten und teils auch Unternehmen ausreichend Liquidität zur Verfügung zu stellen.

Trotz immer geringeren Wirtschaftswachstums und einer demografischen Entwicklung von weniger Geburten und längerer Lebenserwartung in den Industrienationen lässt sich das System so aktuell noch stabil halten. Insbesondere der Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang 2020 sowie der russische Angriffskrieg auf die Ukraine im März 2022 haben ein neues Level an Notenbank- und Staatsinterventionismus aufkommen lassen.

Die Modern Monetary Theory (MMT)

Inzwischen sind es nicht mehr nur sogenannte Crashpropheten, sondern auch renommierte Ökonomen, die immer stärker auf die Nebenwirkungen der Modern Monetary Theory (MMT) hinweisen. Diese Theorie versteht sich in der Tradition des Keynesianismus und zielt mit ihrer Geldpolitik vor allem darauf ab, möglichst viele Jobs zu schaffen oder zu erhalten. Im Zielkonflikt zwischen Geldwertstabilität und Arbeitsplätzen tendiert die Notenbank zur Vollbeschäftigung. Das umgangssprachliche “Gelddrucken” wird dabei als in Maßen legitime und sinnvolle Lösung für das ökonomische Wohlergehen angesehen.

Dem liegt die Annahme zugrunde, dass die Geldwertstabilität trotz der inflationären Geldpolitik stabil gehalten werden kann. Entscheidend ist demnach nicht so sehr die Quantität der Geldmengenausweitung, sondern vielmehr ihre Steuerung. Kritiker wie der US-amerikanische Ökonom Paul Krugman weisen allerdings darauf hin, dass dies nicht lange gut gehen kann. Statt durch die Geldmengenausweitung im Rahmen der MMT grundlegende ökonomische Probleme lösen zu können, führe eine derart expansive Geldpolitik, wie sie auch bereits nach der Finanzkrise 2008 eingesetzt worden ist, zu Inflation, so Krugman und weitere Kritiker der MMT.

Geld auf Goldbasis: Nur Nostalgie?

Diese Sichtweise wird insbesondere von Vertretern der österreichischen Schule sowie wirtschaftlich libertär eingestellten Personen vertreten. Ihnen ist die Überzeugung gemein, dass Geld möglichst hart und wenig staatlich reguliert sein sollte. Unter hartem Geld versteht man Geld, das nicht beliebig ausgeweitet respektive inflationiert wird.

Ein Beispiel für hartes Geld wäre der Goldstandard, der ein festes Austauschverhältnis zwischen Währungseinheiten und Goldmenge vorsieht. Bei strenger Berücksichtigung des Austauschverhältnisses wird auf diese Weise eine größere monetär getriebene Inflation unterbunden und Geldwertstabilität erreicht.

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