Ethereums Achillesferse Coinmetrics: EIP-1559 wird ETH-Gebührenwucher nicht in den Griff bekommen

Ethereum leidet unter chronischen Wuchergebühren. Kann EIP-1559 endlich Abhilfe schaffen? Coinmetrics und der Erfinder des ERC-20-Standards sind skeptisch.

Christopher Klee
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Teure Sprit-Preise, Symbolbild für Ethereum Gas Fees

Beitragsbild: Shutterstock

Dass Ethereum ein Gebührenproblem hat, ist beileibe nicht neu. Bereits im Dezember 2017 schaffte es eine einzelne dApp, das Netzwerk an seine Kapazitätsgrenze stoßen zu lassen: CryptoKitties, der Pionier in Sachen NFT. Seit dem Aufkeimen der dezentralen Finanzdienste (DeFi) hat sich die Gas-Fee-Problematik noch weiter verschärft. Denn mit DeFi kamen immer komplexere Smart Contracts, die sich um Platz in Ethereum-Blöcken streiten. Das bisherige Gebührenmodell von Ethereum gleicht einer Auktion: Wer mehr Gas Fees bezahlen möchte, hat bessere Chancen, seine Transaktion schnell in einen Block zu bekommen. Dadurch schaukeln sich die Gebühren allzu oft in Höhen, die Ethereum-basierte DeFi-Anwendungen vor allem für kleinere Wallets zu einer kostspieligen Angelegenheit machen. Gerade beim Tausch von ERC-20 Token über dezentrale Exchange wie Uniswap können die Gebühren schnell den Wert der transferierten Assets überschreiten.

Langfristig soll Ethereum 2.0 mit seinen Skalierungslösungen Abhilfe schaffen – kurzfristig ruhen die Hoffnungen vieler Ethereum-Nutzer auf EIP-1559, einem Vorschlag zur Modifikation des Gebührenmodells bei Ethereum.

Was ist EIP-1599?

Der Ethereum-Verbesserungsvorschlag (Ethereum Improvement Proposal) Nr. 1559 sieht vor, dass das bisherige auktionsartige Modell von einer Basisgebühr (Base Fee) + “Trinkgeld” (Tip) für die Miner ersetzt wird. Darüber hinaus wird die Blockgröße verdoppelt, weil EIP-1559 das Gas Limit (die maximale Summe der Gas-Gebühren pro Block) von 12,5 auf 25 Millionen Einheiten anhebt. Dabei sollen die Blöcke durchschnittlich zu 50 Prozent ausgelastet sein. Die Regulierung der Blockauslastung erfolgt automatisch über die Base Fee, mit der die Netzwerkauslastung variiert. Ist ein Block zu weniger als 50 Prozent belegt, sinkt der Gas-Preis – und umgekehrt. Auf diese Weise soll Ethereum besser mit Auslastungsspitzen auskommen.

Coinmetrics: EIP-1559 wird Ethereums Gebühren-Problem kaum lösen

Die Blockchain-Analysten von Coinmetrics haben sich nun mit der Gebührenproblematik von Ethereum auseinandergesetzt. Im “Ethereum Gas Report” beleuchtet Coinmetrics auch die Auswirkungen, die EIP-1559 auf die Ethereum Gebühren nehmen könnte. Das Fazit der Experten fällt zwiespältig aus.

So könne EIP-1599 nur bedingt einen Beitrag zu niedrigeren Gebühren in Ethereum leisten. Zum einen könnte es passieren, dass bei voller Blockauslastung das Miner-Trinkgeld zum entscheidenden Faktor dafür wird, ob eine Transaktion in einem Block landet. Die Situation wäre dann vergleichbar mit dem heutigen Gas-Mechanismus. Außerdem könne auch die das Anheben des Gas Fee Limits nicht garantieren, dass die Blöcke nicht völlig ausgelastet werden.

Das bringt Coinmetrics zu der Schlussfolgerung, dass EIP-1559 alleine Ethereums Gebührenproblem nicht lösen kann.

Wird EIP-1559 die heutigen hohen Gaspreise beheben und die Ethereum-Transaktionsgebühren deutlich günstiger machen? Die kurze Antwort ist: wahrscheinlich nicht.

Letztlich käme es darauf an, dass Ethereum an sich skalierbarer wird. Coinmetrics verweist dabei auf Second-Layer-Lösungen wie Optimism und Loopring sowie – perspektivisch – auf Ethereum 2.0.

Fabian Vogelsteller: Gas Fees “eines der größten Probleme der Ethereum- und Blockchain-Welt”

Auch der Erfinder des ERC-20 Standards, Fabian Vogelsteller, sieht den Gebührenwucher bei Ethereum kritisch. Der Gründer von LUKSO hält es sogar für möglich, dass EIP-1559 zu einer Verschlimmerung des Problems beitragen könnte. Auch der vermeintliche Heilsbringer Ethereum 2.0 könne nicht die Lösung aller Skalierungsprobleme sein.

Das Gas Problem lässt sich auch durch neue Gas-Modelle nicht 100-prozentig lösen. Ich selbst sehe EIP-1559 als gutes Experiment, bin aber etwas skeptisch, dass es den Gaspreis verringert. Ich gehe eher davon aus, dass es ihn erhöhen wird. Es ist relativ einfach, wenn die Kapazitäten eines Netzwerks ausgenutzt sind, wird die Nutzung dieses Netzwerks teuer. Daran lässt sich einfach nichts ändern, außer man erhöhte die Kapazität.
Ich glaube, die Ansicht, dass ETH 2.0 die Lösung aller Probleme darstellt, ist sehr naiv,

so Vogelsteller gegenüber BTC-ECHO. Für Vogelsteller geht kein Weg an der Vernetzung von Blockchains vorbei. Er habe schon vor Jahren von einem “Internet der Blockchains” gesprochen, so Vogelsteller weiter. LUKSO werde daher eine eigene Blockchain aus der Taufe heben.

Das ist auch einer der Gründe warum wir mit LUKSO eine neue Blockchain starten. Die Welt ist riesig, und auch mit 1000 Mal mehr Shards in einem Netzwerk ist das Problem nicht gelöst. Damit Blockchain Adoption global passieren kann, braucht es viele Netzwerke, die sich anfänglich um ihre eigenen Communities formieren müssen. Diese werden dann über Zeit skalierbarer, was die Blockchain-Kapazität global erhöht. Durch die Möglichkeit diese Blockchains miteinander zu verlinken, lassen sich auch Assets von einer Community in die andere transferieren, was eine Cross-chain-Interoperabilität schafft. Dieses Internet of Blockchains wird eventuell zu einer super chain merger, durch eventuell eine oder viele para-chains, à la Polkadot.

Bis ein solches Internet der Blockchains Wirklichkeit wird, werde es jedoch noch einige Zeit dauern, schätzt Vogelsteller abschließend.

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