Das Vertrauen in den Krypto-Markt ist nach der FTX-Pleite für die kommenden Monate zweifelsohne geschädigt. Nicht nur das Insolvenzverfahren der kollabierten Börse, sondern auch der ohnehin schon harte Krypto-Winter werden sich daher vermutlich in die Länge ziehen.
Zu diesem Schluss kommt auch die Krypto-Börse Coinbase. In einem Bericht an institutionelle Anleger wagt das Unternehmen einen Überblick bezüglich der Lage am Markt post FTX-Schock und die (recht düsteren) Aussichten für die kommenden Wochen und Monate. Wird die lange Nacht für Krypto finster und voller Schrecken?
Liquiditätskrise
Die seit dem Börsenkollaps herrschende Vertrauenskrise versuchten zahlreiche Krypto-Handelsplattformen durch die Offenlegung ihrer Reserven (“Proof-of-Reserves”) abzudämpfen. Dennoch zogen Krypto-Anleger in den vergangenen Tagen aus Sicherheit mehrere Milliarden US-Dollar an Coins und Tokens von den Börsen ab. Eigentlich vorbildliches Hodler-Verhalten, das für die Börsen jedoch einen Verlust an kostbarer Liquidität darstellt.
Laut Coinbase stehen viele Nachwirkungen der Pleite noch aus. Das angeschlagene Sentiment, begünstigt durch weitere Insolvenzen, dürfte sich in nächster Zeit daher nicht bessern. Bis zum Ende des Jahres würden die “schwachen Liquiditätsbedingungen” laut Bericht vermutlich anhalten.
Immerhin: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Krise im Sektor noch weiter streut, sei laut Coinbase zumindest durch das Insolvenzverfahren um FTX etwas abgeschwächt worden. So könnten US-Gerichte im Zuge des Verfahrens für Schadensbegrenzung bei Anlegern und Investoren sorgen.
Makro-Gegenwind
Indessen gesellt sich zum FTX-Schock die Tatsache, dass Investoren ohnehin schon dabei waren, Geld aus dem Krypto-Sektor abzuziehen, um sich auf die drohende Rezession vorzubereiten. Diese sieht Coinbase für die erste Hälfte des nächsten Jahres kommen.
Auch der zuletzt wegen fallender Inflationszahlen erstarkte Aktienmarkt, dürfte laut Bericht spätestens dann wieder kehrt machen. Wenngleich Aussichten auf eine Lockerung der strengen Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve bestehen.
Diese bietet laut Coinbase einen kleinen Lichtblick. Denn außerhalb der USA beginnen zahlreiche Nationen damit, neue Liquiditätsspritzen für die angeschlagene Wirtschaft vorzubereiten. Sollte sich auch die Wirtschaft in den USA zum Schlechten wenden, wären demzufolge eine Rückkehr zur lockeren Geldpolitik wahrscheinlich. Daraufhin wird der Krypto-Markt vermutlich etwas aufatmen können.
Auf kurze Sicht dürfte der Sektor aber weiter von der allgemeinen Richtung der Weltwirtschaft und den Auswirkungen der FTX-Pleite gelenkt werden. Letztere sorgt laut Coinbase voraussichtlich für eine Verlängerung des Bärenmarktes um mehrere Monate. Vielleicht sogar bis Ende 2023. Für Hodler heißt es daher offenbar: Weiter die Zähne zusammenbeißen und der langen Nacht trotzen.