CBDC-Debatte: Kontroverse Diskussion über den digitalen Euro

Bei der FDF Conference wurde heiß diskutiert über den digitalen Euro. Die EZB ist überzeugt, die Bürger nicht. Was man jetzt wissen muss. Das CBDC-Projekt der Europäischen Zentralbank erhitzt weiter die Gemüter. Auch bei der dieswöchigen Frankfurter Digital Finance Conference wurde auf einem Panel mit verschiedenen Experten um den digitalen Euro gestritten. Mit von der Partie waren unter anderem Bundesbank-Vorstandsmitglied Burkhard Balz, Paymentberater Atze Faas und der finnische Serial Entrepreneur Juha Viitala. Zuletzt hatte die EZB das Tempo für die Umsetzung des digitalen Euro deutlich erhöht. Während andere Notenbanken noch theoretisieren, will Präsidentin Lagarde bis 2025 bereits ein klares Regelwerk festgelegt und technische Dienstleister gefunden haben. Womit müssen wir jetzt rechnen? Wir sind uns einig, dass wir uns uneinig sind Einig waren sich die Experten in der Diskussion darin, dass es eine digitale europäische Zahlungslösung für europäische Kunden brauche. Dadurch soll vor allem die Dominanz von amerikanischen Zahlungsdienstleistern wie PayPal, Visa und Mastercard deutlich reduziert werden. Ansonsten herrschte allerdings Uneinigkeit unter den Euro-Befürwortern, etwa hinsichtlich der genauen Rolle von EZB und Giralbanken oder auch bei der Frage, ob der digitale Euro vorläufig nur für Finanzinstitutionen (Wholesale) oder für die breite Öffentlichkeit (Retail) kommen soll. Klar war jedoch allen, dass das Image des Projektes verbesserungswürdig ist: Wir müssen den Kunden erklären, wie sie davon profitieren können. Es ist eine große Aufgabe für das kollektive Ökosystem, es auf die richtige Weise zu erklären. Mehr Zeit aufwenden, um die Herzen und Köpfe der Menschen zu erreichen. Atze Faas, Paymentberater bei EuroCommerce Ganz ähnlich schätzte Martina Weinert, Geschäftsführerin der European Payments Initiative, die derzeitige Situation ein. Ihr Ziel ist es, eine unabhängige Lösung zu schaffen und die europäische Zahlungsindustrie zu verbinden. Damit will sie die ökonomische Resilienz des Wirtschaftsstandortes Europa stärken und die Abhängigkeit von der amerikanischen Konkurrenz reduzieren. Vor dem Hintergrund verschiedener Euro-Stablecoins sagte sie: Wir als Europäer sollten nicht gegeneinander antreten. Lassen wir uns nicht auf dieses Spiel ein. Wir sollten klug genug sein, es in eine Kooperation zu verwandeln. Den Wert steigern. Die Konsumenten werden entscheiden. Martina Weinert, CEO der European Payments Initiative Ihr Projekt stellt eine Alternative zum zentralisierten digitalen Euro der EZB dar. Deren Projekt einer digitalen Zentralbankwährung könnte zwar Transaktionskosten senken und die Zahlungsabwicklung beschleunigen, aber kommt nicht ohne Gefahren. Dazu gehören unter anderem eine potenzielle Liquiditätskrise von Geschäftsbanken und eine zunehmende Machtkonzentration bei der Zentralbank. BTC-ECHO berichtete ausführlich. Schutz der Privatsphäre bleibt ungeklärt Insbesondere Datenschützer wiesen in der Vergangenheit auf die Gefahr der Zentralisierung von finanziellen Daten durch den geplanten digitalen Euro hin. Dieser könnte uns zu gläsernen Bürgern machen, deren finanzielle Transaktionen sich vom Kauf des Brötchens beim Bäcker bis hin zum Erwerb eines Goldbarrens lückenlos erfassen ließen. Vorläufig wäre von Brüssel zwar kein autoritärer Kontrollwahn im Sinne Pekings zu erwarten. Dennoch läge mit dem digitalen Euro ein ganz neues machtpolitisches Instrument in den Händen entweder der Europäischen Zentralbank oder der Länder-Notenbanken. Zumindest der Vertreter der Bundesbank sprach das Thema an: Privatsphäre und Datenschutz stehen im Mittelpunkt unserer Diskussionen bei diesem Projekt [...] Wenn wir nicht die höchsten Standards für den Schutz der Privatsphäre und den Datenschutz bieten, wird dieser digitale Euro nicht gelingen. Burkhard Balz, Bundesbank-Vorstandsmitglied Wie genau aber die Privatsphäre geschützt werden und eine Art digitales Bargeld geschaffen werden soll, ließ auch er offen. Alles in allem vermittelten die Experten des Panels der FDF Conference den Eindruck, als wären die Sorgen der Bürger aus ihrer Sicht in erster Linie auf deren mangelndes Verständnis zurückzuführen. Man müsse es nur richtig erklären und mehr in Marketingkampagnen investieren, dann würde die Akzeptanz schon von selbst kommen. Selbst Herr Balz bedauerte, dass neun von zehn Taxifahrern noch nichts vom digitalen Euro gehört hätten, wenn er sie im Gespräch mit dem Thema konfrontiere. Stablecoins als dezentralere Alternative Allein der finnische Unternehmer Juha Viitala lieferte eine etwas abweichende Perspektive. Sein Unternehmen ist hauptverantwortlich für die Entwicklung von EUROe, einem EU-regulierten Stablecoin, der eine digitale Repräsentation von Fiat-Euros darstellt. Wir sind noch ein kleines Fintech-Unternehmen, aber wir erschaffen unser eigenes Geld, das ist ziemlich faszinierend [...] Es wird eine Menge digitales Geld auf dem Markt geben, doch der digitale Euro selbst ist nicht kompatibel mit Blockchains und DLT-Networks. Juha Viitala, CEO von Membrane Finance Generell könnten private Stablecoins die technischen Vorteile eines digitalen Euros ebenso gewährleisten. Auch sie ermöglichen schließlich schnellere Transaktionen bei deutlich niedrigeren Kosten, aber vermeiden zugleich die Hauptnachteile einer digitalen Zentralbankwährung. Doch eines können selbst die innovativsten Stablecoins nicht: vor dem Kaufkraftverlust der zugrundeliegenden Währung schützen.

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