Elektronische Wertpapiere Bundesbank wickelt Bundesanleihe über DLT ab – CBDC nun überflüssig?

Die Deutsche Bundesbank hat gemeinsam mit der Bundesagentur für Finanzen und der Deutschen-Börse eine neue Lösung erprobt, die DLT und klassisches Finanzsystem zusammenbringen soll – und das ohne digitales Zentralbankengeld (CBDC).

Christopher Klee
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Schild der hessener Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank

Beitragsbild: Shutterstock

Die Bundesbank hat ein neues DLT-Pilotprojekt erfolgreich abgeschlossen, das digitalem Zentralbankengeld (CBDC) zur Gefahr werden könnte. Gemeinsam mit der Bundesfinanzagentur und weiteren Marktteilnehmern hat die Notenbank eine Abwicklungsschnittstelle für elektronische Wertpapiere entwickelt, die eine Brücke zwischen dem traditionellen Zahlungsverkehr und DLT-basierten Wertpapieren schlagen soll. In einem Test emittierte die Bundesfinanzagentur eine Bundesanleihe mit zehnjähriger Laufzeit, die erfolgreich über die neue DLT-Lösung abgewickelt wurde.

Neben der Bundesbank, der Bundesfinanzagentur und der Deutschen Börse waren auch Vertreter aus der Privatwirtschaft an dem Projekt beteiligt. Darunter: Goldman Sachs, Citibank und die Commerzbank – allesamt keine Blockchain-Neulinge.

Brückenlösung: Direkter Draht zu TARGET2 statt CBDC

In dem System kommen zwei Softwaremodule zum Einsatz. Eines davon besteht in der sogenannten “Trigger Chain”, die die Bundesbank verwaltet. Die Trigger Chain verbindet TARGET2, das Zahlungssystem der Zentralbanken, mit einem DLT-basierten Wertpapiersystem und löst Transaktionen aus. Sie basiert auf der Blockchain-Plattform Hyperledger Fabric. Das zweite Modul ist ein “Transaktionskoordinator”, der von der Deutschen Börse betrieben wird. Der Transaktionskoordinator synchronisiert die Trigger Chain mit dem DLT-Wertpapiersystem und sorgt dafür, dass die Transaktion durchgeführt wird.

Durch den direkten Anschluss an TARGET2 kann eine Transaktion direkt in Zentralbankengeld abgewickelt werden, ohne dass es dazu einen digitalen Euro in Form einer CBDC braucht. Dadurch lasse sich das System vergleichsweise einfach in die konventionelle Zahlungsinfrastruktur einbinden, glaubt Burkhard Balz, Vorstand der Bundesbank für die Bereiche Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme:

Nach dem erfolgreichen Test dürfte die Implementierung einer entsprechenden Lösung durch das Eurosystem in relativ kurzer Zeit möglich sein, zumindest deutlich schneller als etwa die Emission von digitalem Zentralbankgeld,

Trigger-Lösung als Ergänzung zum E-Euro

Bedeutet das nun das Ende der europäischen CBDC-Ambitionen? Gegenüber BTC-ECHO erklärt die Pressereferentin der Bundesbank, dass die Trigger-Lösung als Ergänzung zu einem etwaigen digitalen Euro zu verstehen sei – nicht als Ersatz.

Die Bundesbank sieht die Trigger-Lösung als komplementäre Option. Diese könnte vor allem die Nutzung der DLT im sogenannten Wholesale-Geschäft (Kapitalmarkttransaktionen von Finanzinstituten und größere Transaktionen von Unternehmen) unterstützen und wäre verhältnismäßig schnell realisierbar. Demgegenüber besteht bei digitalem Zentralbankgeld noch weiterer Klärungsbedarf im Hinblick auf Chancen und Risiken sowie auf mögliche Designoptionen. Der derzeit im Eurosystem diskutierte Digitale Euro ist zudem eher als Angebot für Jedermann (also Retail-Kunden) konzipiert,

Philipp Sandner vom Frankfurt School Blockchain Center begrüßt den Vorstoß:

Die Blockchain-Technologie wird den Finanzmarkt nachhaltig revolutionieren und zukünftig auch in großem Maße für elektronische Wertpapiere eingesetzt werden. Da der rechtliche Rahmen für elektronische Wertpapiere in Deutschland nun immer klarer wird, ist es erfreulich, dass nun auch der Abwicklungen von Zahlungen in Zentralbankgeld eine höhere Priorität eingeräumt wird. Erst wenn Smart Contracts automatisch Zahlungen in Zentralbankgeld auslösen können, entfaltet die Technologie ihr volles Potenzial,

erklärt Sandner gegenüber BTC-ECHO. Ins gleiche Horn stößt CBDC-Forscher Jonas Groß von der Digital Euro Association. Gegenüber BTC-ECHO erklärt Groß:

Der gemeinsame DLT-Vorstoß der Deutschen Börse und der Deutschen Bundesbank macht deutlich, wie bereits heute elektronische, DLT-basierte Wertpapiere in Zentralbankgeld abgewickelt werden können. Die entwickelte Brückenlösung zwischen der DLT und dem Target-2-System ist vor allem deshalb relevant, da kurzfristig nicht mit einer digitalen Zentralbankwährung der EZB für den Kapitalmarkt (Wholesale CBDC) zu rechnen ist.

Elektronische Wertpapiere rücken näher

Jutta Dönges, Geschäftsführerin der Finanzagentur des Bundes, zieht für den DLT-Feldversuch der Bundesbank ebenfalls eine positive Bilanz:

Die Entwicklung dieser innovativen Technologie unterstützen wir gern mit unserem Know-How. Die Transaktionen zwischen uns und unseren Geschäftspartnern sind sehr erfolgreich verlaufen.

Gegenüber BTC-ECHO bestätigte die Deutsche Börse, dass es sich bei dem DLT-Wertpapiersystem um den Vorläufer eines Zentralregisters für elektronische Wertpapiere handelt, wie es das Gesetz zur Ausgabe von elektronischen Wertpapieren (eWpG) vorsieht.

Ein Bestandteil der Lösung, das DLT-Wertpapiersystem, ist in der Tat ein Prototyp für ein zentrales Register für elektronische Wertpapiere gemäß eWpG. Die übrigen Bestandteile der Lösung, also die Trigger Chain und der Transaktionskoordinator, haben keinen direkten Bezug zum eWpG, können aber in Zukunft wichtige Bausteine für die Abbildung von Zug-um-Zug-Prozessen in Zusammenhang mit DLT-Lösungen und digitalen Wertpapieren sein,

erklärt die Deutsche Börse in via E-Mail an BTC-ECHO.

“Tragisch”: Bundesblock kritisiert Bundesbank-Vorstoß

Wenig angetan von der Trigger-Lösung zeigt sich indessen der Bundesverband Blockchain. Zwar begrüße man es grundsätzlich, dass die Bundesbank DLT-Experimente wagt. Aber:

…das eingesetzte Verfahren [ist] gerade kein Ersatz für einen Blockchain-basierten Euro-Stablecoin. Selbstverständlich kann mithilfe sog. Oracles eine klassische Giralgeld-Zahlung “getriggert” werden durch eine Blockchain-Transaktion. Dabei kommen jedoch diverse Vertrauensintermediäre ins Spiel, die einen echten Effizienzgewinn gerade vereiteln,

erklärt Bundesblock-Präsident Florian Glatz gegenüber BTC-ECHO. Glatz plädiert für ein Europa mit vielen unterschiedlichen Euro-Stablecoins, um “den unterschiedlichen Bedürfnissen des Marktes” gerecht zu werden zu können. Der Bundesblock-Präsident verweist auf die Fortschritte der Stablecoin-Regulierung in den USA, wo Banken bereits Transaktionen mit privaten Stablecoins abwickeln dürfen.

Die Dollarisierung des Blockchain-Space schreitet rasant voran, während man in Europa versucht das Giralgeld zu retten. Das ist ziemlich tragisch,

findet Glatz.

Auch BTC-ECHO Chefredakteur Sven Wagenknecht teilt in seinem aktuellen Kommentar die Auffassung, dass Europa in Sachen Blockchain-Regulierung gegenüber der USA und China zunehmend ins Hintertreffen gerät.

Update: Der Artikel wurde am 12. April um die Stellungnahmen von Philipp Sandner und Jonas Groß aktualisiert.

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