Gesamtmarktanalyse Bitcoin taumelt gen 40.000 USD und zieht Altcoins mit nach unten

Der Kryptomarkt kommt weiter nicht zur Ruhe und korrigiert auch in der zweiten Handelswoche im neuen Jahr deutlich gen Süden.

Stefan Lübeck
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Börsencrash

Beitragsbild: Shutterstock

Der Jahresstart 2022 ist von bearishen Vorzeichen geprägt. Dass Bitcoin (BTC) seine Schlüsselunterstützung bei 45.800 USD nachhaltig aufgeben musste, hinterließ auch bei den Altcoins deutliche Spuren. Aktuell muss die Krypto-Leitwährung den Bereich um 40.000 USD zwingend verteidigen, um einen Bärenmarkt in den kommenden Handelsmonaten abzuwenden. Die neuerliche Schwäche am klassischen Finanzmarkt belastet zunehmend auch den Krypto-Sektor. Anleger wechseln aktuell aus dem Bereich der Wachstumstitel in risikoaverse zyklische Aktientitel und trennen sich damit auch von Krypto-Beständen. Die anziehenden Zinsen auf US-Staatsanleihen befeuern diese Tendenz zusätzlich, weshalb Investoren aktuell vermehrt an der Seitenlinie stehen und die Situation neu bewerten dürften.

Beste Kursentwicklung unter den Top-10 Altcoins

Ripple (XRP)

Kursanalyse Ripple (XRP) KW01
Kursanalyse auf Basis des Wertepaares XRP/USD auf Bitfinex

Der Kurs von Ripple fiel in der abgelaufenen Handelswoche mit rund 12 Prozent Wertverlust ähnlich stark wie Bitcoin, und kann sich damit etwas besser gegen die Korrektur stemmen als andere Top-10 Altcoins. Im Gegensatz zu vielen anderen Altcoins fiel der XRP-Kurs nicht zurück auf das Verlaufstief vom 4. Dezember 2021. Diese Tendenz darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch der XRP-Kurs in den letzten Handelswochen ebenfalls stark korrigiert hat.

Der XRP-Kurs bewegt sich ebenfalls unterhalb sämtlicher gleitender Durchschnittslinien und droht bei einer anhaltenden Gesamtmarktschwäche ebenfalls weiter an Boden einzubüßen. Solange Ripple den Widerstand bei 0,89 USD nicht nachhaltig zurückerobern kann, drohen weitere Kursabschläge.

Bullishe Variante (Ripple)

Ripple kann sich in Erwartung auf ein baldiges Ende und möglicherweise positivem Ausgang der SEC Klage in den USA etwas besser als vergleichbare Top-10 Altcoins behaupten. Die Käuferseite muss nun Anstrengungen unternehmen, den XRP-Kurs zurück über die 0,78 USD in Richtung des EMA20 (rot) bei 0,82 USD zu hieven. Erste wenn dieser gleitende Durchschnitt zurückerobert wird, ist ein Folgeanstieg bis in die hellblaue Widerstandszone zwischen 0,86 USD und 0,90 USD einzuplanen. Hier verlaufen neben dem 38er Fibonacci-Retracement auch der EMA50 (orange) sowie der Supertrend im Tageschart.

Um diese Zone dynamisch zu durchbrechen, muss jedoch genug Kaufdynamik seitens der Bullen aufgebaut werden. Gelingt eine Rückeroberung, wartet zudem bereits bei 0,95 USD ein weitere starke charttechnische Hürde. An dieser Marke tummeln sich der EMA200 (blau) sowie der MA200 (grün). Im ersten Versuch dürften der Ripple-Kurs hier scheitern. Kann die Käuferseite wider Erwarten auch diesen Kreuzwiderstand durchbrechen, ist zunächst ein Durchmarsch bis an die 1,05 USD vorstellbar. Hier findet sich die rote übergeordnete Abwärtstrendlinie gepaart mit einem horizontalen Resist. Damit auch dieser Widerstandsbereich nachhaltig durchbrochen werden kann, muss auch die Krypto-Leitwährung Bitcoin eine bullishe Gegenbewegung initiieren.

Chartaufhellung vorstellbar

Sollte es dem Käuferlager gelingen per Tagesschlusskurs über die 1,05 USD auszubrechen, könnte Ripple in Richtung der orangen Zone zwischen 1,20 USD und 1,28 USD ansteigen. Erst wenn Ripple jedoch auch das Verlaufshoch bei 1,34 USD nachhaltig durchbricht, eröffnet sich perspektivisch weiteres Aufwärtspotential in Richtung des Hochs vom 6. September bei 1,42 USD. Kurzfristig ist dieser Widerstand als maximales Kursziel auf der Oberseite zu werten. Sollte dieser Bereich mittelfristig übersprungen werden können, ist eine weitere Trenddynamik in Richtung 1,58 USD vorstellbar. Kommt es auch hier zu keinem deutlichen Abpraller gen Süden, ist in den kommenden Monaten auch ein Durchmarsch bis in die lila Widerstandszone nicht ausgeschlossen. Das maximal ableitbare Kursziel lautet unverändert 1,74 USD.

Bearishe Variante (Ripple)

Können die Bären den XRP-Kurs hingegen unterhalb des EMA20 deckeln und unter das Verlaufstief bei 0,71 USD abverkaufen, ist ein Kursrücksetzer zurück bis an die 0,64 USD oder sogar 0,60 USD wahrscheinlich. Unterschreitet der Ripple-Kurs, das 23er Fibonacci-Retracement bei 0,60 USD, und bildet in der Folge ein neues Verlaufstief unterhalb der 0,57 USD aus, rücken die Tiefs vom Juni sowie Juli 2021 bei 0,51 USD erneut in den Blick der Anleger. Hier dürften die Bullen abermals aufs Parkett zurückkommen, um den endgültigen Rückfall auf tiefere Kurse abzuwenden.

Schlägt dieser Versuch fehl, ist auch ein Abverkauf bis in den blauen Unterstützungsbereich zwischen 0,40 USD und 0,44 USD nicht mehr ausgeschlossen. Sollte der gesamte Kryptomarkt in den kommenden Monaten weiter schwächeln, ist auch bei Ripple ein Kursrücksetzer in Richtung 0,36 USD sowie maximal 0,32 USD vorstellbar. Anleger sollten die aktuelle Situation weiterhin von der Seitenlinie beobachten und eine Bodenbildung abwarten. Neue Impulse sind spätestens durch das Gerichtsurteil zu erwarten.

Indikatoren (Ripple)

Der RSI-Indikator wie auch der MACD weisen weiterhin Verkaufssignale auf. Damit ist von Indikatorenseite eine weitere Kurskorrektur als wahrscheinlicher anzusehen. Mit Blick auf den Wochenchart bestätigt sich das bearishe Bild für Ripple. Auch auf Wochenbasis weisen beide Indikatoren Verkaufssignale auf, was das bearishe Bild bei XRP noch verstärkt.

Schlechteste Kursentwicklung unter den Top-10 Altcoins

Avalanche (AVAX)

Kursanalyse Avalanche (AVAX) KW01
Kursanalyse auf Basis des Wertepaares  AVAX/USD auf Binance

Nach einer zuletzt starken Performance muss sich auch Avalanche aktuell der Schwäche am Gesamtmarkt beugen und verliert im Wochenvergleich 24 Prozent an Wert. Damit handelt nun auch Avalanche deutlich unter seinen gleitenden Durchschnittslinien EMA20 (rot) und EMA50 (orange). Ob der aktuellen Kursschwäche steht der AVAX-Kurs jedoch weiterhin verhältnismäßig gut dar. Solange die Bullen die Marke von 78,69 USD verteidigen können, ist das Chartbild für Avalanche weiterhin neutral zu bewerten. Damit sich das Chartbild jedoch wieder nachhaltig aufhellt, gilt es zunächst, die rote Widerstandszone dynamisch zurückzuerobern.

Bullishe Variante (Avalanche)

Die Kursschwäche am gesamten Kryptomarkt hat diese Woche auch Avalanche zunehmend erfasst. Zwar handelt Avalanche nach einem Rückfall auf 78,72 USD aktuell knapp 10 Prozent oberhalb seines Wochentiefstkurses, solange der Bereich um 98 USD jedoch nicht zurückerobert werden kann, drohen weitere Kursabschläge. Können die Bullen den AVAX-Kurs wider Erwarten zeitnah zurück über diesen Widerstand hieven, und auch das 61er Fibonacci-Retracement bei 103,67 USD überwinden, warten bei 113 USD der Supertrend sowie die rote Abwärtstrendlinie als erstes Kursziel auf der Oberseite.

Können die Bullen auch diesen Bereich durchbrechen, aktivieren sich neue Zielmarken bei 117,52 USD und 122,85 USD. Erst wenn auch das 78er Fibonacci-Retracement zurückerobert werden kann, ist ein unmittelbarer Retest des Dezemberhochs bei 127,34 USD vorstellbar. Im ersten Anlauf werden die Bullen hier scheitern. Erst ein Tagesschlusskurs oberhalb dieses Widerstands ermöglicht einen neuen Anlauf in Richtung des Allzeithochs bei 147,28 USD. Kann sich Avalanche sodann in diesem Bereich festbeißen und der Gesamtmarkt bildet einen Boden aus, ist mittelfristig ein Anstieg bis 178,22 USD und maximal 191,12 USD einzuplanen. Vorerst ist nicht mit höheren Kursen oberhalb der 200 USD zu rechnen, zu schwach zeigt sich der Kryptomarkt aktuell.

Bearishe Variante (Avalanche)

Auch bei Avalanche hat die Verkäuferseite aktuell das Ruder übernommen. Zwar wirkt der AVAX-Chart im Gegensatz zu seiner Konkurrenz weiterhin relativ stark, einer anhaltenden Kursschwäche von Bitcoin und Co. wird sich aber auch Avalanche nicht gänzlich entziehen können. Gelingt es den Bären den AVAX-Kurs unter das Wochentief in Richtung der Dezembertiefs bei 75,65 USD abzuverkaufen, ist mit einer Richtungsentscheidung für die kommenden Handelswochen zu rechnen. Fällt Avalanche nachhaltig unter die grüne Zone zurück, weitet sich die Korrektur unmittelbar bis an den EMA200 (blau) im Bereich bei 69,72 USD aus. Hier dürften die Bullen vermehrt Gegenwehr leisten. Fällt Avalanche jedoch unter diesen starken Support zurück, ist eine Korrekturausweitung bis an die Kreuzunterstützung aus 23er Fibonacci-Retracement und MA200 (grün) wahrscheinlich.

Im Bereich der 60,67 USD sollten die Käuferseite jedoch zwingend tätig werden, um einen weiteren Abverkauf zurück bis an das Oktobertief aus 2021 bei 51,41 USD abzuwenden. Spätestens in diesem Bereich werden die Bullen den Kurs stabilisieren müssen, um den Aufwärtstrend nicht zu gefährden. Schlägt dieser Versuch fehl, dürfte Avalanche bei Aufgabe der 47,64 USD deutlich gen Süden wegbrechen und den orangen Supportbereich anvisieren. Mögliche Zielmarken lauten 42,93 USD sowie 37,14 USD. Perspektivisch könnte Avalanche bei einer anhaltenden Gesamtmarktschwäche auch den maximalen bearishe Zielbereich zwischen 32,21 USD und 33,11 USD anvisieren. Solange Avalanche sich jedoch oberhalb des EMA200 behaupten kann, besteht weiterhin die Chance auf eine Trendfortsetzung auf der Oberseite.  

Indikatoren (Avalanche)

Der Kursrücksetzer bei Avalanche in den letzten Handelstagen hat auch das Bild bei den Indikatoren eingetrübt. Der RSI wie auch der MACD-Indikator haben nun Short-Signale generiert. Solange der RSI-Indikator nicht zurück in die neutrale Zone zwischen 45 und 55 ansteigen kann, sollten Anleger vorerst an der Seitenlinie warten und die Entwicklung in den kommenden Handelstagen genau beobachten.

Stabilität der Top 10

Bitcoins anhaltende Kursschwäche zog diese Woche erneut sämtliche Top-10 Altcoins mit gen Süden. Alle zehn Kryptowährungen weisen einen zweistelligen Kursabschlag auf. Mit 24 Prozent Kursrückschlag führt Avalanche (AVAX) die Liste vor Solana (SOL) und Terra (LUNA) mit jeweils 22 Prozent Kursminus an. Auch der Binance Coin (BNB) sowie Polkadot (DOT) und Ethereum (ETH) tendieren schwach und verlieren jeweils knapp 20 Prozentpunkte. Mit lediglich 13 Prozent Kursminus sticht nur Ripple (XRP) etwas positiv hervor und fällt ähnlich stark wie Bitcoin selbst. Das gleichmäßige Abrutschen sämtlicher Top-10 Altcoins führt diese Woche zu keiner Ranglistenplatzveränderung.

Gewinner und Verlierer der Woche

Auch die zweite Handelswoche im neuen Jahr 2022 steht unter keinem guten Stern. Bereits in der Vorwochenanalyse wurde auf die Kursschwäche am gesamten Finanzmarkt hingewiesen. Über das Wochenende rutschte der Gesamtmarkt zwischenzeitlich erneut deutlicher gen Süden. Erst zum Wochenschluss erholt sich die Mehrheit der Top-100 Altcoins von ihren Wochentiefs und folgt damit der Krypto-Leitwährung Bitcoin, welche einen Rutsch unter die psychologisch wichtige 40.000 USD Marke vorerst parieren kann. Mit Blick auf die 100 größten Kryptowährungen zeigt sich der Markt zu Wochenbeginn jedoch weiterhin mehrheitlich schwach. Nur fünf Kryptowährungen weisen gegenüber der letzten Woche einen Kursanstieg auf. An der Spitze zeigt sich mit dem Internet Computer (ICP) der Underperformer des Jahres 2021 mit 33 Prozent Kursanstieg.

Auch der Data-Oracle Provider Chainlink (LINK) startet nach einem durchwachsenen Vorjahr bullish ins neue Kalenderjahr und gewinnt 25 Prozent hinzu. Erneut stark zeigt sich zudem Osmosis (OSMO) mit 24 Prozent Wertzuwachs und kann damit an seine starke Vorwoche anknüpfen. Die lange Liste der Underperformer wird angeführt vom Spell Token (SPELL) mit 37 Prozent Kurseinbruch, gefolgt von Gala (GALA) mit 30 Prozent Kursrückgang. Ebenfalls schwach zeigen sich das Play to Earn Spiel Axie Infinity (AXS) sowie Loopring mit jeweils 25 Prozent Wertabschlag. Auch das Celcius Network (CEL) sowie der Curve DAO Token (CRV) tendieren mit jeweils 23 Prozent Kursminus deutlich gen Süden.

Rund 20 Top-100 Altcoins verlieren im Wochenvergleich mehr als 20 Prozent, fast zweidrittel der Underperformer zudem zweistellig an Wert. Zwar hat der Kursrutsch Bitcoins unter die 45.800 USD zu deutlichen Kursabschlägen am Gesamtmarkt geführt, viele Top-100 Altcoins haben sich aber in den letzten 36 Handelsstunden zumindest teilweise von ihren Wochentiefs lösen können. Für eine deutlichere Beruhigung der breiten Altcoinmasse muss Bitcoin die Bodenbildung im Bereich der 40.000 USD jedoch zunächst bestätigen.

Disclaimer: Die auf dieser Seite dargestellten Kursschätzungen stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Sie sind lediglich eine Einschätzung des Analysten.

Die Chartbilder wurden mithilfe von TradingView erstellt.

USD/EUR-Kurs zum Redaktionsschluss: 0,88 Euro.

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