Bitcoin-Mining-Aktien: So groß ist der Hebel von Marathon, Riot und Co.

Bitcoin-Mining-Gesellschaften versprechen ein Hebelinvestment auf den Bitcoin-Kurs zu sein. Doch lohnt sich noch ein Einstieg in die Aktien von Marathon Digital, Riot Platforms und Co.? Ein kritischer Blick. Wem ein Direktinvestment in Bitcoin zu langweilig ist, der setzt entweder auf Derivate wie beispielsweise gehebelte Bitcoin Futures oder erwirbt einen börsengehandelten Bitcoin Miner wie Marathon Digital, Riot Platforms oder Bitfarms. Die Aktien der Mininggesellschaften konnten ihrem Ruf, ein Hebelinvestment auf den Basiswert BTC darzustellen, in den vergangenen Wochen alle Ehre machen. Mining-Gesellschaften: Bitcoin auf Steroiden Genau wie auch bei einem Investment in Gold gilt auch bei Bitcoin, dass die Mininggesellschaften volatiler sind als der Basiswert. Die Risiken sind aufgrund des unternehmerischen Risikos, das es bei einem Direktinvestment in Gold oder BTC nicht gibt, jedoch bedeutend höher. Wer sich dessen bewusst ist, kann allerdings exorbitante Gewinne einfahren. So kommt eine Untersuchung auf unter anderem Seeking Alpha zu dem Ergebnis, dass Bitcoin-Mining-Aktien einen höheren Beta-Wert als der Basiswert aufweisen. Ein Beta-Wert von 1,4 bedeutet beispielsweise, dass die Aktienkurse von Marathon Digital tendenziell 40 Prozent volatiler sind als der BTC-Kurs selbst. Zwar variieren diese Werte stark, allerdings lassen sich die höheren Ausschläge mit einem Blick auf den Aktien- und Bitcoinchart gut nachvollziehen. Bitcoin-Mining-Aktien: Diesen Hebel kann man erwarten Diverse Marktfaktoren führen dazu, dass die Hebel der Mining-Aktien in bestimmten Phasen stärker ausfallen als in anderen. Phasenweise gab es im vergangenen Jahr keinen nennenswerten Hebel bei Bitcoin-Minern gegenüber dem Basiswert. Dies galt beispielsweise im Herbst 2023. Während Bitcoin Mitte Oktober seine Rallye startete, verblieben die Bitcoin-Miner im Seitwärtstrend. In der aktuellen Marktphase kommt ihr Hebel hingegen erfolgreich zum Tragen. Während beispielsweise der Bitcoin-Kurs zwischen dem 26. und 27. Februar ganze neun Prozent Plus einfahren konnte, steigen die Mining-Aktien deutlich stärker. Marathon Digital legte in der Spitze knapp 25 Prozent zu, Riot Platforms 17 Prozent und 22 Prozent. In den vergangenen 30 Tagen bestätigt sich dieser Hebel. Bitcoin konnte in diesem Zeitraum rund 35 Prozent Plus machen. Marathon Digital hingegen legte 73 Prozent zu, Riot Platforms 56 Prozent und Bitfarms 65 Prozent. Wie die Beispiele zeigen, gibt es keine branchenübergreifende "Hebelrate", da diese von diversen unternehmensspezifischen und externen Faktoren abhängen. Folglich spielt es aus Investorensicht sehr wohl eine Rolle, welchen Miner man pickt. Als grober Richtwert, mit Blick auf die Vergangenheit, dürften die Hebel der Mining-Aktien gegenüber dem Bitcoin-Kurs im Schnitt zwischen 2 und 4 liegen. Je euphorischer die Stimmung, desto größer fiel in der Vergangenheit oftmals der Hebel aus. Schließlich steigt mit zunehmender Risikobereitschaft auch die Wahrscheinlichkeit, anstatt auf den Basiswert Bitcoin auf Bitcoin-Mining-Aktien zu setzen. Augenmerk auf Schulden und Trading Die in Teilen hohen Schulden schmolzen in den vergangenen Wochen in Relation zu den Bitcoin Holdings geradezu dahin. Die Bonität der Miner hängt immer auch stark von dem Wert der jeweiligen Assets ab, die sie als Unternehmen halten. Marathon Digital hält beispielsweise 15.741 BTC, sodass sich durch deren Kursanstieg auch die Bonität schnell verbessern konnte. Die Schulden wirken auf einmal deutlich kleiner, als noch vor einem halben Jahr. Zum Vergleich: Riot Platforms hält 7.648 und Hut 8 Corp. 9.195 Bitcoin. Nicht nur spielen die Bitcoin Holdings eine große Rolle, sondern auch der Zeitpunkt, wann ein Miner entscheidet, seine geschürften BTC zu verkaufen. Eine effiziente Mining-Gesellschaft mit niedrigeren Stromkosten kann im Zweifel schlechter performen als ein tendenziell ineffizienter Miner, der hingegen sehr gut im Trading ist. Für Investoren ist es daher immer wichtig, nicht nur auf die Schürfkosten zu achten, sondern auch auf den Trading Track Record beziehungsweise das Money Management. Bitcoin Miner: Alles auf eine Karte Während das Bitcoin Halving zeitweise eher als existentielle Bedrohung für die Miner wahrgenommen wurde – schließlich halbiert sich im April 2024 die Block Subsidy als Teil des Block Rewards pro Block auf nur noch 3,125 BTC – überwiegt inzwischen der Optimismus. Immer wieder kam es in den vergangenen Wochen zu Meldungen von Zukäufen seitens der Miner. Trotz des stark gestiegenen Bitcoin-Kurses wären einige Miner nach dem Halving nicht profitabel. Dazu kam eine Auswertung von Cantor Fitzgerald, die insgesamt die Profitabilität von 13 Minern untersucht haben. Die Schürfkosten der größten BTC-Miner, Quelle: Cantor Fitzgerald In der Auswertung von Ende Januar kam Cantor Fitzgerald zu der Auswertung, dass bei einem Bitcoin-Kurs von 40.000 US-Dollar nur zwei Miner profitbael wären. Doch selbst beim aktuellen Bitcoin-Kurs von 57.000 US-Dollar (Stand: 27.02.2024) wären zwei Miner immer noch nicht profitabel. Sollte der Bitcoin-Kurs nicht weiter steigen, wären auch größere Rücksetzer bei der Difficulty (Mining-Schwierigkeit) denkbar. Marathon Digital und Co. mehr als sportlich bewertet Auch die Aktienkurse von Marathon und Co. preisen bereits einen viel höheren Bitcoin-Kurs ein. Sollte der BTC-Kurs im Laufe 2024 nicht deutlich über das alte Allzeithoch steigen, dann ist mit einer starken Aktienpreis-Korrektur bei den Minern zu rechnen. Wer überlegt, in die einzelne Miner-Aktienwerte einzusteigen, aber gleichzeitig nicht davon überzeugt ist, dass der Bitcoin-Kurs Ende 2024 sehr hoch fünfstellig, besser sechsstellig steht, sollte ein Investment in einen Miner noch einmal gut überdenken. Wie sportlich Mining-Aktien bereits bewertet sind – man könnte auch von überbewertet sprechen –zeigen unterschiedliche Bewertungsansätze und Kursziele von Analysten zu Marathon Digital. So lagen im Jahr 2023 die Analystenschätzungen bei einem fairen Aktienkurs von 12,41 US-Dollar – aktueller Kurs: rund 30 US-Dollar (Stand: 27.02.2024). Sicherlich zählt Marathon Digital zu den teureren Bitcoin-Minern, dennoch sind die Zeiten günstig bewerteter Bitcoin-Miner vorbei. Eine Metrik, die verdeutlicht, wie hoch die Erwartungshaltung an die Bitcoin Miner ist, ist das Price-to-Sales-Verhältnis (P/S-Verhältnis). Dabei handelt es sich um eine Metrik, die verwendet wird, um den Wert einer Aktie im Verhältnis zu den Umsatzerlösen des Unternehmens zu bewerten. Mit einem P/S-Verhältnis von 25,1 liegt Marathon Digital jenseits von Gut und Böse. Auch Riot Platforms ist mit einem P/S-Verhältnis von 15,7 immer noch in einem sehr teuren Bereich. Zum Vergleich: Das aktuelle P/S-Verhältnis für den S&P500 liegt bei 2,7. Kurspotential durch neue Geschäftsfelder Potenzielle Chancen könnten sich in Zukunft durch Erschließung oder Kopplung anderer Geschäftsfelder für die Mininggesellschaften ergeben. Sei es, um Rechnerleistung für künstliche Intelligenz bereitzustellen oder um als Abnehmer von Überschussenergie bei erneuerbaren oder fossilen Energieträgern zu fungieren. Schließlich können Mining-Anlagen dabei helfen, die Energiewende zu unterstützen, da sie zum Netzausgleich bei beispielsweise Wind und Solarenergie sorgen können. Auch kann durch Bitcoin Mining der Methanausstoß von Frackinganlagen oder in der Landwirtschaft reduziert werden. Darüber hinaus erlebt der Proof-of-Work-Konsensmechanismus ein gewisses Revival. Nicht nur nutzen Coins der alten Generation PoW, wie beispielsweise Dogecoin oder Litecoin, sondern auch wieder Coins der neuen Generation, wie beispielsweise Kaspa. Dadurch können sich neben Bitcoin auch andere Mining-Einnahmen ermöglichen. Wem das noch nicht genug ist, der kann seine Kursphantasien aus dem Anwendungsfall der nationalen Sicherheit holen. Konkret hat der US-Offizier Major Jason Lower das Thesenpapier Softwar veröffentlicht, indem er das Bitcoin Mining als notwendig erachtet, um die amerikanische Infrastruktur vor Cyberangriffen zu schützen. Gegenwärtig mag man sich das nur schwer vorstellen, dennoch zeigt das Beispiel, dass Bitcoin Mining weit mehr als ein stumpfer Rechenprozess zur Bitcoin-Generierung ist. Fazit zu BTC-Mining-Aktien Nur wer bereit ist, sehr hohe Risiken einzugehen, kann mit einem Bitcoin-Miner-Investment liebäugeln. Während Unternehmen Pleite gehen können, kann der Basiswert nie verschwinden. Auch Bitcoin-Bullen sollten also gut überlegen, ob sie für das Mehr an Rendite bereit sind, die hohen Risiken einzugehen. Die Zulassung von Bitcoin Spot ETFs ist Fluch und Segen zugleich. Zum einen kreieren sie eine zusätzliche Nachfrage nach Bitcoin zum anderen aber bieten sie eine Alternative für Wertpapierinvestoren, um Exposure zum Basiswert BTC zu erhalten. Bitcoin ETFs stehen damit auch in Konkurrenz zu Mining-Aktien. Während in den USA eher weniger davon auszugehen ist, besteht zudem die Gefahr, dass vonseiten der EU regulatorischer Druck auf Mining-Unternehmen aufgebaut wird. Nach wie vor hält sich der Ruf hartnäckig, dass Bitcoin klimaschädlich sei. Auch wenn eher das Gegenteil der Fall ist, muss man als Investor das politische Risiko von Anti-Bitcoin-Maßnahmen einpreisen. Glücklicherweise findet in der EU kaum Bitcoin Mining statt. Disclaimer: Der Artikel spiegelt lediglich die Meinung des Autors wider. Es handelt sich keinesfalls um eine Kauf- oder Verkaufsempfehlung.

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