Bitcoin, der Klimakiller. So das landläufige Image in den Medien. Doch hinter den Kulissen vollzieht sich seit Jahren ein Wandel. Ausgerechnet Bitcoin schwingt sich auf, eine treibende Kraft der Energiewende zu werden. Umweltbewusst, klimafreundlich, entschlossen: Grüne Miner sind weltweit auf dem Vormarsch. Auch in Berlin.
Hier formiert sich im Januar 2022 die Green Mining DAO. Gegründet von sechs Pionieren, ist sie heute eine kleine Institution im Bereich ReFi. Der Begriff steht für Regenerative Finance, eine wachsende gesellschaftliche Bewegung. Ihre Hoffnung: Mit Kryptowährungen die Adoption von erneuerbaren Energien vorantreiben. Auch durch das Schürfen von Bitcoin.
Bitcoin-Mining mitten im Wald
“Mining kann nachhaltig sein. Und den Einstieg in erneuerbare Energien sogar weniger risikoreich machen”, erklärt Sascha Grumbach. Früher veranstaltete er in Berlin Technopartys, heute leitet er nach zwei erfolgreichen Startup-Gründungen die Green Mining DAO, unter anderem mit seiner Partnerin, Valentine Pleser. Mit über 20 Mitgliedern betreiben sie seit Anfang 2023 eine Bitcoin-Mining-Anlage in Paraguay. Eine blühende Oase zwischen Hochtechnologie und Natur.
Die Anlage steht in der Region von Asunción, der Hauptstadt von Paraguay. Mitten im Wald. Und läuft 100 Prozent über Wasserenergie. Der Anspruch: so “zirkulär wie möglich sein”. Die Miner nutzen die Ressourcen der Umgebung zur Kühlung, gefilterte Luft und Wasser. Mit der entstehenden Wärme sollen Früchte getrocknet und Algen gezüchtet werden. Die Anlage ist so gebaut, dass sie in der Natur kaum auffällt: grün und leise. “Selbst die Vögel in den Bäumen sind lauter”, so Pleser.

Die Produktion eines Bitcoins kostet die Miner nur einen Teil Preises auf zentralisierten Börsen: in 2022 waren es 10.000 Euro. Die ersten Bitcoins wurden bereits an die Mitglieder ausgezahlt. Jetzt steht für die Green Mining DAO eine Finanzierungsrunde an. Der Plan: die Anlage in Paraguay ausbauen – und weiter expandieren.
Bitcoiner und Umweltschützer
Hinter der DAO steht eine bunte Truppe aus Überzeugungstätern. Erfahrene Unternehmer, Ingenieure, ein weltreisender DJ, der Gründer von Giphy. Bisher kostet der Eintritt mindestens 25.000 Schweizer Franken. In Zukunft soll man sich ab 100 Euro beteiligen können. Das Credo: ein Shareholder, ein Vote. “Wir wollen allen Personen die Möglichkeit geben, beim Mining dabei zu sein”, erklärt Grumbach. Mitglieder der DAO können über Vorschläge abstimmen und selbst welche einbringen. Die endgültige Entscheidung liegt aber beim Aufsichtsrat.
Das digitale Gold und erneuerbare Energien – für das Team ein perfektes Match: Braucht die Umgebung den Strom, stellt man die Mining-Geräte ab. Herrscht Überschuss, schürfen sie. Verschwendete Energie – ein Problem der Vergangenheit. Mining könne eine Anlage früh profitabel machen und Risiken abbauen, erklären die Unternehmer.
“Statt nur der milliardenschweren Anlagen der Konzerne könnten auch kleinere Enklaven in der Zukunft ein Treiber für die Energiewende werden”, glaubt Pleser. Laut UN-Bericht investieren 80 Prozent der Kleinanleger zukünftig in erneuerbare Energien. Als DAOs organisierte Städte, Dörfer und Hausgemeinschaften: Das ist die Hoffnung. Kleine Gemeinschaften, großer Impact. Sie sind sich sicher: “Bitcoin wird die Dezentralisierung auch in diesem Bereich vorantreiben.”