In einer konzertierten Aktion haben sich die größten Notenbanken am Sonntagnachmittag auf ein Stabilisierungspaket geeinigt, um zu gewährleisten, dass dem Finanzsystem nicht die Liquidität ausgeht. Die US-Notenbank bietet ab sofort den Zentralbanken von Kanada, Großbritannien, Japan, Schweiz und der Eurozone eine tägliche Versorgung mit US-Dollar-Liquidität an. Bislang gab es die Versorgung mit US-Dollar nur auf wöchentlicher Basis. In diesem Rahmen können die Zentralbanken ihre heimische Währung gegen US-Dollar tauschen. Das soll gewährleisten, dass Finanzinstitute schnell an frische Liquidität kommen, um ihren Verbindlichkeiten nachzukommen.
Bankenkrise: Es hat gerade erst begonnen
In der aktuellen Situation möchte man damit gewährleisten, dass keine Sorgen unter den Finanzteilnehmern aufkommen, dass es zu Liquiditätsengpässen kommen könnte. Die Verunsicherung in der Bankenwelt ist derart groß, dass man Angst vor Dominoeffekten hat. Zumal im Rahmen des Bebens um die Credit Suisse die Probleme noch nicht ausgestanden sind.
Dadurch, dass die Credit-Suisse-Anleihehalter trotz UBS-Übernahme nicht entschädigt werden sollen, ist das Vertrauen in die Bankanleihen weltweit zusammengebrochen. Die Reaktion auf die Entscheidung vom Sonntag zeigt sich direkt an diesem Montagmorgen, mit der Eröffnung der asiatischen Märkte. Die Kurse vieler Bankanleihen sind in den letzten Stunden regelrecht eingebrochen.
Das Abstoßen von Bankaktien und Bankanleihen wird damit voraussichtlich auch diese Woche weitergehen. Oder anders formuliert: Die Marktteilnehmer entziehen den Banken das Vertrauen. Folglich sind weitere Bankenabwicklungen in den nächsten Tagen nicht unwahrscheinlich.
Fed, EZB und Co. sagen Finanzkrise ab
Sei es mit dem frisch aufgesetzten Bank Term Funding Programm oder der konzertierten Aktion von Sonntagnachmittag: Man setzt alles daran, dass es nicht zu einem Flächenbrand kommt. Die Notenbanken signalisieren damit, was auch schon Ex-EZB-Chef Mario Draghi zur Eurokrise 2012 zum Ausdruck gebracht hat: “Whatever it takes”. Die Industriestaaten werden gemeinsam mit ihren Notenbanken so viel Liquidität, sprich Kredite, bereitstellen, wie eben notwendig.
Was auf der einen Seite die Märkte beruhigen soll, zeigt auf der anderen Seite, wie ernst die Situation ist. Dass die US-Notenbank laut in den Markt reinruft: “Kein Grund zur Panik” führt nicht gerade dazu, dass das Vertrauen in unser Finanzsystem gestärkt wird.
Geldmenge steigt wieder an …
Die Auswirkungen der Rettungsversuche lassen sich bereits an der Notenbankbilanz der Fed ablesen. Ist diese im Zuge der strafferen Geldpolitik der letzten Monate gesunken, sprich es wurde dem Markt Liquidität entzogen, lässt sich nun das Gegenteil beobachten.
Zwar mögen die Leitzinsen nach wie vor hoch sein, dennoch wird über andere Wege die Geldmenge im System erhöht. Die aktuellen Rettungsprogramme haben damit bereits zu einer Ausweitung der Geldmenge geführt. Schließlich werden Kredite beziehungsweise Refinanzierungsoptionen gewährt, wie sie vor dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank nicht denkbar gewesen wären.
… und damit auch Bitcoin
Die Reaktion von Bitcoin auf die Geldpolitik lässt sich gut am Kurs ablesen. Mit jeder weiteren Rettungsaktion der Notenbanken und der Staaten steigt dieser gen Norden. Die Kombination von Inflation und lockerer Geldpolitik ist ideal für den als Wertspeicher konzipierten Bitcoin. So steht der Bitcoin-Kurs am Montagmorgen (10 Uhr MEZ) bei über 28.300 US-Dollar und auf 24-Stundensicht gut vier Prozent im Plus.
Bitcoin mit Vertrauensdividende
Auch wenn der Anstieg von Bitcoin, genau wie der von Tech-Aktien, vor allem auf der Aussicht einer lockeren Geldpolitik basiert, darf man den Faktor Vertrauen nicht ignorieren. Staaten und Notenbanken befinden sich in einem permanenten Rettungsmodus und versuchen, die Auswirkungen der Zinserhöhungen durch Rettungsmaßnahmen zu kompensieren. Die Folge ist weniger Markt und mehr Staat.
Zumal sich die meisten Staaten nicht auf Dauer dieses hohe Zinsniveau leisten können. Hinter dem Quantitative Tightening steht also auch vollkommen losgelöst von der aktuellen Bankenkrise ein klares Ablaufdatum. Das dürfte vor allem dann deutlich werden, wenn wir den aktuell negativen Realzins aufgeben. Dieser bewirkt eine Entschuldung der Staaten, da die Inflation höher als das Leitzinsniveau ist. Wenn die Inflation bald unter das Leitzinsniveau fällt, dann erschwert das die langfristige Finanzierbarkeit der Staatsschulden. Das könnte bei der aktuellen Inflations- und Leitzinsentwicklung bereits im Sommer und Herbst der Fall sein.
Immer mehr Marktakteure dürften daher mit (digitalen) Sachwerten wie eben Bitcoin liebäugeln, die einen Gegenentwurf beziehungsweise eine Absicherung gegenüber den kommenden Gelddruckorgien bieten. Banken können Pleite gehen und das Geld auf dem Konto kann verschwinden oder entwertet werden. Bitcoin hingegen kann sich nicht in Luft auflösen. Denn Bitcoin ist im Gegensatz zu unserem Giralgeld keine Forderung, die ausfallen kann.