Der Vorstoß der ESMA Differenzkontrakte (CFDs) und binäre Optionen zu regulieren, ist keine explizite Maßnahme gegen Kryptowährungen, sondern umfasst auch andere Anlageklassen wie Fiatwährungen, Gold, Aktien etc. Auch ist diese Maßnahme nicht in Stein gemeißelt, sondern vorerst zeitlich begrenzt, wie aus der Pressemitteilung der ESMA hervorgeht:
„In Übereinstimmung mit der MiFIR kann die ESMA nur vorübergehende Interventionsmaßnahmen für einen Zeitraum von drei Monaten einführen. Vor dem Ablauf dieser drei Monate wird die ESMA prüfen, ob eine Verlängerung der Interventionsmaßnahmen um weitere drei Monate erforderlich ist.“
Dies hat zur Folge, dass binäre Optionen verboten werden und damit Tradern nicht mehr zur Verfügung stehen. Vereinfacht ausgedrückt, wettet man bei binären Optionen darauf, dass ein Ereignis in der Zukunft eintrifft. In Analogie zum Roulette heißt das: Wenn ich auf Rot setze und Rot kommt, dann gewinne ich. Bleibt die Kugel hingegen bei einer schwarzen Zahl liegen, ist mein Einsatz weg. Diese Casino-Mentalität war der Aufsichtsbehörde dann doch etwas zu viel.
CFDs sind nicht weniger risikoreich, aber dafür deutlich komplexer und etablierter. CFD steht für Contract for Difference, also Differenzkontrakt zu deutsch. CFDs haben das Ziel, Tradern auf sehr einfache Art und Weise, verglichen mit Optionsscheinen und anderen Zertifikats- und Hebelkonstruktionen, das Spekulieren auf steigende oder fallende Kurse zu ermöglichen, ohne dafür ein Wertpapier kaufen zu müssen. Schließlich wird immer nur die Differenz zwischen Einstiegs- und Ausstiegskurs gehandelt und entsprechend als Gewinn oder Verlust geltend gemacht. Diese werden zwar nicht verboten, aber dafür deutlich von der ESMA eingeschränkt. Im Fokus dabei: der Hebel.
Jeder kann Millionen bewegen
CFDs faszinierten die Anleger bislang dadurch, mit kleinsten Eigenkapitaleinlagen enorme Summen zu bewegen. Gerade bei Trades mit tendenziell geringer Volatilität, also z. B. Fiatwährungspaaren wie EUR/USD, konnten absurde Hebel das Handelsvolumen in die Höhe treiben. In Spitzen werden Hebel um den Faktor 500 angeboten. Das bedeutet, dass mit 2.000 Euro ein Trade im Umfang von 1 Million Euro möglich ist. Schließlich müssen nur kleine Sicherheiten (Eigenkapitaleinlage) getätigten werden, im vorliegenden Fall: 0,2 % der Handelssumme. So lange sich die Kurse in die „richtige“ Richtung bewegen, ist alles gut. Läuft der Kurs hingegen gegen einen, dann ist schon nach 0,2 % Schluss. Die Position wird dann geschlossen bzw. muss glattgestellt werden. Dabei kann die Dauer eines Trades die Dauer eines Atemzuges in volatilen Marktlagen sogar unterschreiten.
Gefährlich wird es, wenn aufgrund heftiger Marktbewegungen eine Position nicht rechtzeitig geschlossen werden kann und eine Nachschusspflicht aufkommt, der Trader also mehr als sein eingesetztes Kapital einzahlen muss. In der Vergangenheit kam es hier immer wieder zu teils dramatischen Marktsituationen, die einige Trader in starke finanzielle Schwierigkeiten gestürzt hatten.
Was heißt das für Bitcoin & Co.?
Zwar waren die angebotenen Hebel für Bitcoin- oder Ether-CFDs nie so hoch gewesen wie im EUR/USD-Beispiel, aber dennoch mit einem Faktor von über 10 auch nicht zu unterschätzen. Gemessen an der extremen Volatilität schien es der Regulierungsbehörde notwendig, diesen auf 2:1 zu reduzieren. Entsprechend müssen Krypto-Trader nun mindestens 50 % der Handelsposition als Einlage aufbringen können.
Bei einem Markt, der so klein, unvorhersehbar und schwankungsanfällig wie der Krypto-Markt ist, sollten die neuen Hebelbegrenzungen keinen relevanten Effekt auf das Krypto-Trading haben. Die enorme Spekulation durch maximal kurzfristige und hochgehebelte Trades einzuschränken, hat einen gesunden Effekt für den Krypto- sowie für alle anderen Anlagemärkte. Verglichen mit anderen Märkten sind die Änderungen für Krypto-CFDs gering. Für Trader im Fiatwährungsbereich (Forex) sind die Änderungen deutlich größer. Hier liegt der maximal mögliche Hebel bei Faktor 30. Für viele Trader ein großes Ärgernis, das auf entsprechenden Unmut bei Vielen trifft. Viele wollen sich letztlich nicht vorschreiben lassen, wie hoch der Hebel sein darf.
Sollte sich der Krypto-Markt im Sinne einer höheren Kapitalisierung und geringeren Volatilität weiterentwickeln, kann man damit rechnen, dass die Hebelbegrenzung von 2:1 wieder gelockert wird.
Gerade unerfahrene Krypto-Trader schützt die ESMA mit ihren Maßnahmen, vor allem durch den Negativsaldoschutz. Eine Nachschusspflicht muss man demnach in Zukunft nicht mehr befürchten.
BTC-ECHO