Binance überholt die Deutsche Bank – Ein fairer Vergleich?

Seit einigen Tagen machen News die Runde, dass Binance einen größeren Gewinn als die Deutsche Bank vorweisen kann. Schnell wurde daraus eine Rechnung im Stil „Krypto-Economy schlägt Old Economy“. Doch ist die Rechnung so einfach?

Dr. Philipp Giese
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Ein Kommentar von Dr. Philipp Giese

Es ist das Krypto-Sommermärchen: Die Krypto-Ökonomie überholt den Muff von tausend Jahren. Der Quartalsgewinn von Binance lag bei 200 Millionen US-Dollar, während der der Deutschen Bank „nur“ 146 Millionen US-Dollar betrug. Das Ergebnis ist unglaublich und dem Team hinter der Kryptobörse gebührt jeglicher Respekt.

Das Quartalsergebnis, gerade im Vergleich mit der Deutschen Bank, führte jedoch auch zu etwas übereifrigen Reaktionen.„Bermudas beat business suits!“, „Krypto überholt Banken!“ und ähnliches konnte man auf einschlägigen Twitter-Kanälen lesen. Doch kann man hier wirklich so einfach vergleichen?

„Gewinn“ – eine sinnvolle Vergleichsgröße?

Mit einem Quartalsgewinn ist es so eine Sache. Ein Unternehmen, das fast eine Großstadt an Angestellten vorweisen kann und mehrere hundert Filialen unterhalten muss, wird größere Ausgaben als ein Unternehmen mit 200 Mitarbeitern mit einer handvoll Standorten weltweit haben.

Ein geringer Gewinn kann natürlich bedeuten, dass die Umsätze sinken, keine Frage. Dass die Deutsche Bank sich in einer Krise befindet, ist bekannt. Im Vergleich zu 2017 ist der Gewinn im ersten Quartal um 79 Prozent gefallen. Der Gewinn kann jedoch auch durch ein unternehmensinternes Reinvestment gesenkt werden. Dann ist ein sinkender Gewinn kein Zeichen einer ungesunden Firma.

Entgegen dem Sprichwort kann man natürlich Äpfel mit Birnen vergleichen, wenn einem bewusst ist, dass Äpfel und Birnen nicht dasselbe sind.

Bank versus Börse – Ist der Vergleich sinnvoll?

Zu dem Thema Äpfel und Birnen kann man auch die Frage stellen, ob der Vergleich zwischen einer Bank und einer Börse wirklich sinnvoll ist. Zwar umfasst das Portfolio der Deutschen Bank auch das Aktiengeschäft, den Handel mit Anleihen oder Devisen und kann mit der DWS Group GmbH einen Vermögensverwalter vorweisen. Die Kryptobörse von Binance ist jedoch nicht wirklich mit diesen Dienstleistungen vergleichbar.

Binance als Kryptobörse verdient an jedem Trade, der auf der Plattform abgeschlossen wird. Die Gebühr ist mit 0,1 % sehr gering, aber beispielsweise kann man sagen, dass die Kryptobörse in den letzten 24 Stunden 1,7 Millionen Euro Umsätze vorweisen kann. Zusätzlich verdient Binance durch jedes Listing eines Coins oder Tokens. Der Preis dafür ist nicht festgelegt. Gemäß Äußerungen von Changpeng Zhao kann man kostenlos einen Antrag für ein Listing stellen, wird jedoch entsprechend priorisiert. Außerdem stellte der CEO klar, dass er große ICOs nicht mag und sie zur Risikoabsicherung einen großen Prozentsatz verlangen.

Schließlich ist nicht bekannt, ob in die Gewinnbetrachtung die von Binance gehaltenen Anteile am Binance Coin berücksichtigt werden. Gemäß Etherscan sind 41 Prozent der Tokens in einer Wallet gespeichert. Sollte diese zu Binance gehören und sollte der Wert des Binance Coins in der Gewinnbetrachtung berücksichtigt worden sein, würde dies den Gewinn in die Höhe heben.

Sind große Gewinne immer ein gutes Zeichen?

Kryptowährungen sind seit Ende letzten Jahres in aller Munde. Entsprechend ist das Wachstum von Binance zu bewerten. Der Quartalsgewinn ist um mehr als einen Faktor 25 gewachsen. Das ist ein Meilenstein, den wenige Unternehmen vorweisen können. Entsprechend gebührt Binance, wie schon zu Beginn gesagt, Respekt. Insbesondere wenn man bedenkt, dass Binance einen Quartalsgewinn von 200 Millionen US-Dollar innerhalb eines Bärenmarktes erzielt hat.

Ob ein derartiges Wachstum ein Grund ist, schon jetzt einen Sieg der Krypto-Ökonomie über die alten Banken zu sehen, ist fraglich. Kryptowährungen sind Ende letzten Jahres bekannter geworden und entsprechend viele hatten sich einen Account auf Binance erstellt. Ob dieses Wachstum so weitergeht und wo es ein Ende findet, wird die Zukunft zeigen.

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