News Shore Invest Ahoi Tokenisierung! Investmentgelegenheiten auf hoher See

Immer mehr Immobilien und zum Teil auch Unternehmen werden tokenisiert, um Anlegern wie Emittenten Vorteile gegenüber traditionell verbrieften Wertpapieren zu bieten. Die Digitalisierung respektive Entmaterialisierung von Wertpapieren ist nun auch in der Schifffahrt angekommen. Das Hamburger Investmentunternehmen New Shore Invest hat sich auf die Finanzierung von Schiffen via Token spezialisiert. Im Interview erklärt einer der Gründer, Hanno Tamminga, welche Vorteile die Tokenisierung von Schiffen bietet und wie der Markt aus Investorensicht einzuordnen ist.

Sven Wagenknecht
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Das Bild zeigt Unternehmenschef Hanno Tamminga von Newshore Invest.

Das Interview ist zuerst in der Kryptokompass-Ausgabe vom Juli 2020 erschienen.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, die Tokenisierung auch für Schiffe zu nutzen?

Die Idee, Crowdfunding für die Schifffahrt zu entwickeln, hatten wir bereits 2016. Wir waren und sind auch weiterhin der Meinung, dass das klassische Crowdfunding in Form von Nachrangdarlehen, also fremdkapitalbasierte Investments, nicht zu der Assetklasse „Schiff“ passt. Zum einen finden wir, dass ein fester Zins ohne Möglichkeit für den Anleger, von einer positiven Entwicklung des Schifffahrts-/Chartermarkts profitieren zu können, für die Assetklasse nicht angemessen ist. Zum anderen würde bei einem Investment in Form eines Nachrangdarlehns der Anleger nicht von der Tonnagesteuer profitieren, wonach die Steuerlast der Gewinne für den Anleger bei unter 1 Prozent liegt.

Wir haben uns daher überlegt, wie wir den Anleger an den Vorteilen einer eigenkapitalbasierten Investition (d.h. kein „gedeckelter“ Zins) wie auch an dem Tonnagesteuervorteil teilhaben lassen konnten. Über anfängliche Umwege sind wir dann im Ergebnis auf die Tokenisierung von Kommanditanteilen gekommen und haben es als erste in Deutschland geschafft, tokenisierte Kommanditanteile mittels eines von der BaFin gebilligtem Wertpapierinformationsblatt (WIB) auf new-shore-invest.de öffentlich anbieten zu können.

Sind die Vorteile einer Tokenisierung von Schiffen dieselben wie von Immobilien oder Unternehmen?

Bei der Tokenisierung von Immobilien handelt es sich zumeist um so genannte nachrangige Schuldverschreibung. Zwar werben die Anbieter damit, dass der Anleger „wie ein Miteigentümer“ an Wertsteigerungen der Immobilie partizipiert, doch tatsächlich ist der Anleger kein Eigentümer der Immobilie. Das ist bei unseren tokenisierten Kommanditanteilen anders. Der Anleger erwirbt Eigenkapital. Ihm gehört daher ein Teil des Schiffes. Er partizipiert damit auch zu 100 Prozent – und nicht wie bei einigen Tokenisierungen im Immobilienbereich nur zum Teil (zum Beispiel 80 Prozent) – von positiven Marktentwicklungen, das heißt Wertsteigerungen des Assets. Anders als bei den bisherigen STOs im Immobilienbereich wird ein Anleger bei uns also richtiger „Miteigentümer“ des Schiffes.

Wenn es sich also um „echtes Eigenkapital“ handelt, müsstet ihr dann nicht auch eine Jahreshauptversammlung machen wie bei klassischen Aktienunternehmen?

Ja, richtig. Die Projektgesellschaft wird jedes Jahr mindestens eine Gesellschafterversammlung abhalten. Dies erfolgt jedoch anders als bei Hauptversammlungen nicht in Form einer Präsenzveranstaltung, sondern ausschließlich online in unserem Anlegerportal. Die Anleger werden hierfür rechtzeitig benachrichtigt, bevor eine Gesellschafterversammlung stattfindet, und natürlich darüber informiert, in welchem Zeitraum sie ihre Stimmen abgeben können. Auch das erfolgt natürlich rein online, das heißt, es muss also keiner einen Stimmzettel ausfüllen und diesen dann noch in den Briefkasten werfen.

Was sind das für Schiffe, die ihr tokenisiert?

Wir haben den Fokus auf ökologische Schiffe aus Nischensegmenten gelegt. Dabei ist die Wahl des aktuellen Projekts auf das für den europäischen Warenaustausch systemrelevanten so genannte Coaster-Segment gefallen, das circa 60 Prozent des innereuropäischen Warenhandels abwickelt. Die Bestandsschiffe in diesem Segment sind überaltert. 67 Prozent der Bestandsflotte sind über 15 Jahre alt, bei einer durchschnittlichen Lebensdauer von Schiffen von ungefähr 25 bis 30 Jahren. Zudem gibt es kaum Neubauaufträge. Mit der RHAS 5 bieten wir einen modernen und ökonomischen Neubau an, der auf Grund vieler technischen Innovationen, zum Beispiel rund ein Drittel weniger Treibstoffverbrauch, Bestandschiffen überlegen sein wird und auch aus ökologischer Sicht absoluter Vorreiter ist. Die CO2-Emissionen des Schiffes werden bei Ablieferung Anfang 2022 schon 16 Prozent unter dem für 2025 maximal zulässigen Höchstwert liegen.

Worauf müssen Anleger achten, wenn sie in Schiffe investieren? Wie groß sind die Ausfallrisiken?

Schiffsinvestments sind – wie tokenisierte Immobilieninvestments – unternehmerische Beteiligungen, die mit erheblichen Risiken verbunden sind. Dies liegt schlicht an der Natur einer Investition in einen Sachwert. Wie auch bei Immobilien muss das Schiff regelmäßig „vermietet“, das heißt verchartert werden. Bleiben Miet- oder Chartereinnahmen aus, können die prognostizierten Renditen nicht bezahlt werden. Auch bei Schiffen besteht daher das Risiko eines Teil- oder Totalverlustes des investierten Kapitals. Wir möchten Schiffsinvestments als das vermitteln, was sie sind: Eine risikoreiche Anlagemöglichkeit mit attraktiver Rendite. Denn einer überdurchschnittlichen Rendite für den Anleger (im aktuellen Projekt immerhin knapp 7 Prozent nach Steuern) steht natürlich auch ein entsprechendes Risiko gegenüber. Eine Nachschusspflicht gibt es jedoch nicht.

Anleger, die in Schiffe investieren möchten, sollten daher nicht nur die attraktive Rendite vor Augen haben, sondern auch das damit verbundene Risiko. Schiffsinvestments allein dienen sicherlich nicht der Altersvorsorge. Sie sind vielmehr der renditestarke Bestandteil eines diversifizierten Portfolios.

Hat der Schiffmarkt unter Corona sehr zu leiden? Wie ist die Marktlage hier zu beurteilen?

Die Auswirkungen durch die Coronakrise auf den Schiffsmarkt im Allgemeinen sind unterschiedlicher Natur. Der Tankermarkt hat, wie in der Presse breit berichtet wurde, vom Rückgang der weltweiten Nachfrage nach Rohöl kurzfristig sehr stark profitiert. Auf der anderen Seite machen sich reduzierte Handelsvolumina gerade zwischen Asien und Europa stark auf das Containersegment bemerkbar. Was die Ertragslage der RHAS 5 angeht, sind wir jedoch entspannt. Zum einen wird der Neubau erst Anfang 2022 abgeliefert, wenn die Mehrheit der Experten davon ausgeht, dass wir die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise überwunden haben werden. Weiterhin wird die RHAS 5 ausschließlich im innereuropäischen Warenverkehr eingesetzt und in einem Erlöspool mit vier baugleichen Schwesterschiffen eingesetzt, die bereits heute, trotz Coronakrise, fest für drei Jahre an den Branchenprimus dieses Frachtmarktes, Wilson ASA, verchartert wurden. Damit besteht bereits heute für die RHAS 5 eine 4/5 Einnahmesicherheit für die ersten Betriebsjahre, was für die Qualität und starke Nachfrage dieses Schiffstyps spricht.

Ihr werbt damit, dass Investoren zusätzlich von einer Tonnagebesteuerung profitieren. Was ist damit gemeint?

Die „Tonnagesteuer“ ist streng genommen keine Steuer, sondern eine Gewinnermittlungsmethode und ein Privileg der deutschen Handelsschifffahrt. Die Anwendung dieser Gewinnermittlungsmethode führt im Ergebnis dazu, dass ein Anleger lediglich von unter 1 Prozent p.a. Steuern bezogen auf seine Zeichnungssumme zahlen muss – unabhängig vom tatsächlichen wirtschaftlichen Ergebnis der Projektgesellschaft, das heißt des Schiffes, und auch unabhängig von der tatsächlichen Höhe der Ausschüttungen, die dem Anleger zufließen.

Im Vergleich zur Kapitalertragssteuer kann das ganz wesentlich sein. Um auch hierzu einen bildlichen Vergleich anbieten zu können, haben wir einen Tonnagesteuerrechner, der den Unterschied der steuerlichen Belastung bei Anwendung der Kapitalertragssteuer vs. Tonnagesteuer zeigt, gebaut.

Wie löst ihr die Verwahrung der Security Token? Bietet ihr die Verwahrung der Token an oder ist das den Investoren freigestellt?

Wir bieten den Anlegern, die eine Wallet im Rahmen der Zeichnung in unserem Anlegerportal erstellen wollen, unter anderem an, die Wallet-Daten verschlüsselt (PGP-Verschlüsselung) auf unserem Server zu speichern. Auf die entschlüsselten Daten beziehungsweise den Private Key, haben wir natürlich zu keiner Zeit Zugriff. Auf die verschlüsselten Daten kann der Anleger jederzeit im Anlegerportal zugreifen und diese mittels des von ihm vergebenen Passworts entschlüsseln. Daneben bieten wir den Anlegern natürlich auch an, ihre bereits bestehende Wallet zu nutzen.

Wie ist euer Ausblick für die Etablierung von Security-Token-Angeboten in der Schifffahrtsbranche in den nächsten drei bis fünf Jahren?

Obwohl Schiffsbeteiligungen bisher schon über Zweitmarktplattformen gehandelt wurden, war der Markt auf Grund der Struktur und umständlichen Übertragung sehr illiquide. Die Tokenisierung eröffnet das enorme Potential, einen sehr liquiden Zweitmarkt zu bilden, der, ähnlich wie bei einem Aktienmarkt, durch die Intelligenz des Marktes den fairen Wert des Tokens und damit den Schiffswert, ähnlich der Marktkapitalisierung bei börsengehandelten Unternehmen, findet. Deshalb erhalten die Anleger auch quartalsweise eine Berichterstattung über den Geschäftsverlauf über das Anlegerportal, um sich so laufend ein Bild über die Werthaltigkeit ihres Investments machen. Für die Liquidität und Preisbildung in einem künftigen Zweitmarkt sind solche Informationspflichten, wie sie auch bei Aktienunternehmen bestehen, unerlässlich.

Die Tokenisierung macht es möglich, zum Beispiel Unternehmensanteile kosteneffizient und kleinstteilig an einen breiten Markt herauszugeben, dabei sind die Token technisch unkompliziert, kosteneffizient und innerhalb weniger Sekunden handelbar und übertragbar. In unseren Augen nimmt ein STO dabei die Rolle eines IPO ein und ist auch für kleine und mittelständische Unternehmen erschwinglich, denen dadurch der Zugang zum Kapitalmarkt gegeben wird.

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