Lasst die Spiele beginnen MicroStrategys aggressive Bitcoin-Politik – eine Gefahr für den US-Dollar?

MicroStrategy kennt kein Halten mehr. Das Unternehmen will weitere Bitcoin im Wert von einer Milliarde US-Dollar in Bitcoin investieren und leiht sich dafür abermals Geld. Wie weit kann Michael Saylor noch gehen?

David Scheider
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Zwei Boxer boxen.

Beitragsbild: Shutterstock

Er hat es schon wieder getan. Am vergangenen Mittwoch, dem 17. Februar, erreichte uns die Nachricht, dass MicroStrategy unter der Führung seines charismatischen CEO Michael Saylor abermals in Bitcoin investieren wird. Nachdem das Unternehmen bereits im Sommer 2020 damit begonnen hatte, seine Cash-Reserven in Bitcoin umzutauschen, lautet die neueste Devise: Kaufen auf Pump.

So hatte das Unternehmen im Dezember vergangenen Jahres damit begonnen, Anleihen, sogenannte Senior Convertible Notes, zu emittieren. Die Erlöse aus den Verschreibungen sollten laut Prospekt in BTC fließen, um die Position so weiter zu vergrößern.

Wer dachte, dass sich die MicroStrategy-Führungsriege damit zufrieden gibt, der war schief gewickelt. Denn wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht, war die erste Begabe der Notes mit einem Volumen von 400 Millionen US-Dollar (USD) noch vergleichsweise gering angesetzt. In der neuesten Wertpapieremission gibt das Unternehmen ein Funding-Ziel von einer Milliarde US-Dollar an.

Das pikanteste Detail ist jedoch Verzinsung der Papiere. Die ist nämlich gleich null.

Dollar-Abgesang

Man muss es in aller Deutlichkeit sagen: Was Michael Saylor hier macht, ist ein orchestrierter Angriff auf den US-Dollar als Weltreservewährung. Denn aufgrund der lockeren Geldpolitik, die die Zentralbanken mit Blick auf die COVID-Pandemie seit März 2020 an den Tag legen, gibt es Fiatgeld aktuell zum Nulltarif. Und das macht sich das Business-Intelligence-Unternehmen, das sich am Aktienmarkt wie eine Art gehebelter Bitcoin-Hedgefonds verhält, zunutze.

Die Basisgeldmenge des US-Dollars hat sich seit Beginn der Pandemie beispielsweise fast verdoppelt, wie in folgender Grafik zu sehen ist.

Basisgeldmenge Fed. Bildquelle: Fred.

Die Folge dieser beispiellosen Liquiditätsflut sind unter anderem niedrige Zinsen. Zehnjährige deutsche Staatsanleihen sind zur Stunde etwa mit -0,34 Prozent verzinst. Was vor Jahren noch undenkbar war, ist heute Realität: Wer Geld verleiht, wird für den Verzicht auf Liquidität nicht etwa belohnt, sondern erhält garantiert weniger zurück.

Unter diesem Gesichtspunkt ist die Nullverzinsung von MicroStrategys Senior Notes fast schon ein guter Deal. Unter dem Strich tut Saylor alles dafür, den US-Dollar aus seinen Büchern zu streichen.

Es ist offensichtlich, dass Unternehmen US-Dollar, die unter Garantie an Wert verlieren, in etwas umzutauschen sollten, das garantiert an Wert gewinnt,

Michael Saylor

sagte der MicroStrategy-CEO gegenüber Yahoo Finance.

Anleihen-Abverkauf wäre bullishes Signal für Bitcoin

Nun sind Unternehmensanleihen aber grundsätzlich riskanter als Staatsanleihen. Schließlich müssen sich Privatunternehmen im Gegensatz zu Regierungen den Regeln des Marktes unterwerfen und haben keinen Zentralbank-Partner mit unbegrenzter Liquidität an der Seite.

Unter diesem Gesichtspunkt ist die Begabe der Anleihen nicht nur ein mutiger Schritt vonseiten Michael Saylors. Sollte das Unternehmen sein Emissionsvolumen von einer Milliarde US-Dollar an den Mann bekommen, ist das ein extrem bullishes Signal für Bitcoin.

Um das zu verstehen, muss man wissen, dass sich die Convertible Notes laut Prospekt pro Stück gegen genau 0.6981 MicroStrategy-Aktien (ISIN: US5949724083/ Ticker: MSTR) tauschen lassen. Der Nennwert pro Senior Note liegt bei 1.000 USD. Bei einem MSTR-Kurs von 941 USD übersetzt sich das in einen Aufschlag von gut 52 Prozent.

In anderen Worten: Wer jetzt in die MSTR-Anleihen investiert, macht erst dann Profit, wenn der Aktienkurs des Unternehmens um mindestens 52 Prozent steigt. Da sich der Aktienkurs proportional zum BTC-Kurs entwickelt, setzen die Anleger also ganz klar auf einen weiteren Kursanstieg der Kryptowährung.

Vorerst quittieren die Anleger das Vorhaben aber negativ. Seit Bekanntgabe der Anleiheemission notiert MSTR mit 5 Prozent im Minus.

Corporate FOMO

Mit dem abermaligen Hebel führt Michael Saylor sein Unternehmen in den Bitcoin Standard. Der CEO hatte bereits mehrfach geäußert, dass er Fiat-Cashreserven nicht mehr als Vermögenswert, sondern als Verbindlichkeit ansieht. Interessant ist auch, dass die Strategie vorsieht, seine Bitcoin-Akkumulationsprogramme keinesfalls im Verborgenen zu tätigen. Vielmehr mausert sich Saylor zu einer Art Gallionsfigur im Bitcoin Space. Entsprechend häufig tritt er bei Wirtschaftssendungen, etwa bei CNBC, auf.

Dass MicroStrategy damit weiterhin Druck auf den Kessel des ohnehin schon heißen Bitcoin-Marktes gibt, ließ sich Anfang Februar an dem Investment von Tesla beobachten. Der US-Autobauer hatte insgesamt 1,5 Milliarden USD in Bitcoin investiert.

Wenn jetzt immer mehr Unternehmen den Beispielen von MicroStrategy und Tesla folgen, ist die Strategie aufgegangen. Schließlich konnten die First Mover vielmehr BTC zu geringeren Kursen akkumulieren und profitieren so exponentiell von den Kursanstiegen die aus weiteren Bitcoin-spezifischen Verlautbarungen resultieren.

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