Im Interview: Black Manta Capital und Tokeny über Multi-STO-Plattformen und die Zukunft der Tokenisierung

Die Tokenisierung von Unternehmen, Immobilien und sonstigen Vermögenswerten hat gerade erst angefangen. Unzählige Token-Dienstleister bringen sich in Startposition, um im Tokenisierungswettlauf ganz vorn dabei sein zu können. So auch Black Manta Capital und Tokeny, die nun ihre Kooperation bekanntgegeben haben. Wie die Zusammenarbeit aussieht, was eine Multi-STO-Plattform ist und wie sich der Token-Markt in den nächsten drei Jahren entwickeln wird, haben uns Christian Platzer von Black Manta Capital und Luc Falempin von Tokeny im Interview verraten.

Sven Wagenknecht
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STO, Black Manta Capital, Tokeny

Beitragsbild: BTC-ECHO

BTC-ECHO: In den letzten Monaten sind sehr viele STO-Plattformen entstanden. Nun bietet ihr eine sogenannte „Multi-STO-Plattform“ an. Was hat es damit auf sich?

Christian Platzer: Wir sehen weltweit mannigfaltige Anwendungen der Tokenisierung, doch nicht alles bewegt sich im regulierten Finanzmarkt. Nur ein Bruchteil spielt sich im klassischen Wertpapierbereich ab. Wir gehen davon aus, dass in Deutschland bei der BaFin ein paar hundert Anträge für STOs liegen, wovon einige wenige genehmigt worden sind. Was bis jetzt passiert, spielt sich auf Einzelplattformen ab. Wir aber wollen auf einer Plattform im klassischen Investmentbereich eine Vielfalt von Werten tokenisieren und Investoren anbieten. Von Immobilien bis Unternehmen, von Fonds bis Rohstoffen. Nach intensiver Suche und mittlerweile monatelanger Zusammenarbeit sind wir uns sicher, dass wir mit Tokeny Solutions in Luxemburg den richtigen technischen Partner gefunden haben, um unsere Dienstleistung in der ganzen Europäischen Union anzubieten.

Luc Falempin: Unter den vielen STO-Plattformen auf dem Markt gibt es keine, die dem Emittenten eine erstklassige Dienstleistung und gleichzeitig Zugriff zu registrierten, aktiven Investoren bietet. Tokeny Solutions war einer der ersten Tokenisierungsanbieter in der Branche. Diese Erfahrung konnten wir nutzen und einen sicheren und voll funktionsfähigen Service für STOs entwickeln. Heute verfügen wir über eine bewährte White-Label-Technologie, die es unseren Kunden ermöglicht, schnell auf den Markt zu kommen. Mittlerweile haben wir über 30 Kunden, zu denen Emittenten aus einer Reihe von Anlageklassen gehören. Durch die Bereitstellung der Technologie kann sich Black Manta Capital auf das konzentrieren, was sie am besten können. Nämlich eine sehr starke Investorengemeinschaft für Emittenten aufbauen.

BTC-ECHO: Wie sieht denn die Zusammenarbeit zwischen Black Manta Capital und Tokeny konkret aus, wer macht was?

Luc Falempin: Wir stellen in der Black-Manta-Investment-Plattform das Tokenisierungselement für jeden STO zur Verfügung. Wir liefern eine White-Label-Technologie, um zunächst einmal das digitale Onboarding der Investoren zu erleichtern. Das zweite Element sind Token-Formate für regulierte Börsen (T-REX). Der T-REX ist eine Suite von blockchainbasierten Lösungen zur Ausgabe und Verwaltung von kompatiblen Security Token in einer verteilten Infrastruktur. Auf diese Weise können wir für Emittenten eine Reihe an Smart Contracts erstellen, die die jeweiligen kapitalmarktrechtlichen Verpflichtungen einhalten. Auf der Black-Manta-Plattform können Unternehmen dann nach der Emission die Verwaltung der Token-Halter organisieren oder Kapitalmaßnahmen wie Dividendenausschüttungen durchführen.

Christian Platzer: Black Manta Capital managt jeden STO von A bis Z als One-Stop-Agency. Wir gestalten in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden die rechtliche und finanzielle Strukturierung einer Emission. Jedes Angebot wird maßgeschneidert. Wir haben im Haus die Expertise, Unternehmens- oder Angebotsbewertungen auf den Prüfstand zu stellen. Als Vermittler müssen wir beide Seiten des Deals ausgewogen im Auge behalten. Die Interessen des Emittenten einerseits, aber auch die Interessen des Investors andererseits. Unser eigenes Interesse ist, dass der Anleger mit seinem Investment zufrieden ist und er sich wieder vorstellen kann, in den nächsten STO zu investieren. Wir sind es auch, die als reguliertes Finanzdienstleistungsinstitut für das KYC (Know Your Customer), also die Identifizierung und Überprüfung der Investoren, verantwortlich sind. Black Mantas Aufgabe ist es, Compliance sicherzustellen.

BTC-ECHO: Gibt es einen Branchenschwerpunkt bei der Tokenisierung? Also z. B. Start-ups oder Immobilien?

Luc Falempin: Es gibt keinen wirklichen Branchenschwerpunkt. Allerdings finden wir Immobilien besonders reizvoll. Der MSCI berichtete, dass der professionell verwaltete globale Immobilieninvestmentmarkt von 7,4 Billionen US-Dollar im Jahr 2016 auf 8,5 Billionen US-Dollar im Jahr 2017 gestiegen ist. Dennoch gibt es einige Herausforderungen. Es gibt viele isolierte und unabhängige Netzwerke, die von einzelnen Marktakteuren betrieben werden. Zwischen diesen besteht kaum eine Übertragbarkeit, wodurch viele der Ungenauigkeiten und langsamen Prozesse im Markt auftreten. Genau hier kann die Tokenisierung ansetzen. Das Endergebnis ist, dass die Kosten für die Verwaltung von Immobilien reduziert werden, die Liquidität durch schnelle Transfers verbessert wird und die Investitionsmöglichkeiten global verteilt werden können, wodurch generell die Erreichbarkeit verbessert wird. Das ist eine Win-Win-Situation für Investoren und Emittenten. Aber auch andere Assetklassen können in der gleichen Weise Verwaltungsaufgaben rationalisieren, sodass sich das Interesse im Markt von Monat zu Monat verbreitert.

Christian Platzer: Grundsätzlich lassen sich alle möglichen Werte tokenisieren: von Kunstwerken oder Filmproduktionen bis hin zu Edelmetallen oder Großunternehmen. Wir haben als Black Manta Capital keinen Branchenschwerpunkt und schauen uns grundsätzlich alle an uns herangetragenen Projekte an. Am Ende geht es um die Frage: Wie spannend ist ein STO für den Anleger? Hierzu haben wir interne Kriterien, nach welchen wir mögliche STOs prüfen und anhand derer wir entscheiden, ob wir einen STO abwickeln wollen.

BTC-ECHO: Wann und wo werden die ersten STO-Projekte für Investoren verfügbar sein?

Christian Platzer: Wir werden es privaten und institutionellen Anlegern im Lauf des November ermöglichen, sich auf unserer Webseite zu registrieren. Die ersten STOs sind in der Strukturierungsphase und wir haben eine spannende Pipeline für 2020. Ich denke, wir können schon so viel verraten, dass wir sehr wahrscheinlich in Deutschland mit einem Immobilienprojekt im Lauf des ersten Quartals 2020 starten werden. Weitere STOs in anderen EU-Ländern sind in der Planung.

BTC-ECHO: Wird es sich dabei um öffentliche STOs handeln, an denen auch Kleinanleger partizipieren können?

Christian Platzer: Ja, bis auf einen konkreten STO in unserer Pipeline, der nur an institutionelle Investoren gehen soll, werden fast alle unsere Projekte für Kleinanleger offen sein. Dies bedeutet natürlich einen gewissen rechtlichen Aufwand und eine gewisse Vorbereitungszeit, da Kapitalmarktprospekte erstellt und durch die Aufsichtsbehörden genehmigt werden müssen.

Luc Falempin: Am Ende kommt es auf die Bedürfnisse des Unternehmens an. Die Beteiligung von Anlegern hängt von Anforderungen wie Anlageschwellen, der Rechtsprechung des Vermögenswerts und den Anlegern ab. Sobald dies definiert ist, stellen wir sicher, dass diese rechtlichen Verpflichtungen in Token programmiert sind, damit die Einhaltung der Bestimmungen durchgesetzt wird.

BTC-ECHO: Was sind eurer Meinung nach die Hauptvorteile für Investoren, die in eure tokenisierten Projekte investieren können?

Christian Platzer: Der Anleger, der in einen STO auf der Black-Manta-Plattform investiert, bekommt ein handverlesenes, von uns geprüftes Anlageprodukt. Wir prüfen die Bewertung und erläutern die Prognose der Emission. Wir stellen die Compliance im jeweiligen Land des Offerings, im jeweiligen Rechtsraum her. Der Anleger hat immer auch uns als Vermittler, die ihm als Ansprechpartner zur Seite stehen. Die Vorteile des STOs an sich liegen auf der Hand. Das Prinzip, gestückeltes Eigentum über Token zu erwerben, ermöglicht erst ganz neue Teilhabe an Anlagewerten, die insbesondere Kleinanlegern noch verschlossen waren. Die meisten STOs werden eine sehr niedrige Eintrittsschwelle haben und weitaus günstigere Transaktionskosten für beide Seiten bieten.

BTC-ECHO: Welche rechtliche Ausgestaltung haben die Token? Handelt es sich dabei um Schuldverschreibungen?

Christian Platzer: Die rechtliche Ausgestaltung der Token hängt vom jeweiligen Projekt und den Bedürfnissen des Emittenten ab. Wir können sowohl Fremdkapitalinstrumente (wie z. B. Schuldverschreibungen) als auch eigenkapitalähnliche Instrumente (wie z. B. Substanzgenussrechte) auf den Token verbriefen. Für uns ist wichtig, dass wir dem Emittenten Flexibilität in der Finanzierungsstrukturierung ermöglichen können und er sich nicht in ein vordefiniertes rechtliches Schema zwängen muss. Unser Fokus liegt aber ganz klar auf Equity bzw. Equity-ähnlichen Instrumenten, um Anlegern Zugang und Eigentum an attraktiven Werten zu verschaffen, die bisher am Markt oft nur professionellen Großanlegern vorbehalten waren.

BTC-ECHO: Wie schätzt ihr die Marktentwicklung von Security Token innerhalb der nächsten drei Jahre ein? Werden Security Token immer noch ein absolutes Nischenthema sein oder auch schon im traditionellen Finanzsektor Fuß gefasst haben?

Christian Platzer: Das nächste Jahr wird mit Sicherheit ein Schlüsseljahr für die Etablierung von Security Token. Nicht nur die Börsen in Stuttgart und Frankfurt arbeiten an der Etablierung von entsprechenden Handelsplätzen. Wir werden einen europäischen Wettlauf sehen. Als Black Manta begrüßen wir die positiven Signale der deutschen Bundesregierung, Blockchain und Digitalisierung weiter voranzutreiben und auch die BaFin hat einige erste wegweisende Schritte gemacht, die kleinere Länder, kleinere Regulierungsbehörden genauestens beobachten. Das Potential der Tokenisierung ist gewaltig, aber der Markt ist noch in den Kinderschuhen…

Luc Falempin: …wenn man sich ansieht, wo wir letztes Jahr um diese Zeit waren, war sich die Branche der Unterschiede zwischen ICOs und STOs immer noch nicht bewusst. Auf dem Markt gab es viel zu lernen und wir haben einen großen Teil dazu beigetragen, indem wir Fallstudien vorgestellt und Ideen zu diesem Thema entwickelt haben. Insbesondere bei Finanzinstituten war dies von entscheidender Bedeutung, und wir waren sehr stolz darauf, im Sommer die größte Börse der Eurozone, Euronext, als unseren Investor bekannt zu geben. Der Markt bewegt sich also schnell.

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