Ich bin dann mal weg: Exit Scam bei Oyster Protocol

Wieder einmal kratzt ein mutmaßlicher Exit Scam am bereits hinreichend ramponierten Image von Initial Coin Offerings. Diesmal ist es der Gründer des IOTA-basierten Oyster Protocol, der das Vertrauen der Investoren missbraucht hat.

Christopher Klee
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Initial Coin Offerings bieten Unternehmen eine ausgezeichnete Möglichkeit, um auf verhältnismäßig unkomplizierte Weise Gelder von Investoren einzusammeln. Wie die letzten Jahre gezeigt haben, kann das Finanzierungsvehikel jedoch auch zum Fluchtwagen werden, wenn ein Fahrer mit unlauteren Absichten am Steuer sitzt. Offenbar gehört der Gründer des IOTA-basierten Projekts „Oyster Protocol“ zu den vielen schwarzen Schafen, die auf der ICO-Heide grasen. Oder grasten. Der unter dem Pseudonym „Bruno Block“ operierende Gründer und Ex-Direktor ist nämlich spurlos verschwunden.

Am 29. Oktober verkündete Oyster Protocol per Tweet, dass der Handel mit dem projekteigenen PRL-Token auf der Krypto-Börse KuCoin bis auf Weiteres ausgesetzt wurde.

Die Anleger reagierten entsprechend irritiert und verlangten weitere Informationen über den Status ihrer Einlagen. Dann erläuterte das Oyster-Team den Vorfall. Demnach wurde die Funktion transferDirector in dem Smart Contract des Oyster-Protokolls ausgeführt. Dadurch konnte das 2017 abgeschlossene ICO wieder eröffnet werden. In diesem Zuge wurden über drei Millionen neue PRL-Token „gedruckt“ und auf KuCoin zu einem Kurs von 0,04 ETH pro PRL verkauft. So konnte der Angreifer über 300.000 US-Dollar aus dem Oyster-Projekt abziehen.

Bruno Block: Abtrünniger Oyster-Gründer

Nachdem das Oyster-Team den PRL-Smart-Contract nach eigenen Angaben drei unabhängigen Untersuchungen unterzogen hat und keinen Bug finden konnte, blieb nur eine Möglichkeit offen: Der Gründer des Projekts höchstselbst hat die Funds abgezogen.

„Bruno Block, der Gründer und Chefarchitekt des Projekts, war der Einzige, der die Möglichkeit hatte, die Direktorenrolle im Rahmen des PRL-Smart-Contract zu übertragen. Nach unserer ersten Überprüfung sind wir geneigt zu glauben, dass dies ausschließlich die Handlungen von Bruno Block waren und dass er dies jetzt getan hat, um die Enttarnung durch KuCoin KYC-Verfahren (die am 1. November umgesetzt werden) zu vermeiden.“

Anscheinend hat der abtrünnige Gründer des Projekts versucht, den Verdacht auf das Team zu lenken. Dafür übertrug er 100 ETH in eine Dual Signature Wallet, die mit dem Oyster-Projekt in Verbindung steht. Das Team beteuerte auf Twitter, keine Komplizen von Bruno Block zu sein.

„Bruno hat gerade eine seltsame Transaktion getätigt, um zu versuchen, die Leute weiter von seiner Fährte abzulenken. Siehe folgenden Tweet für den Link. Diese 100 ETH-Einzahlung von Bruno in das Dual Sig Wallet ist eine weitere Täuschung, um den Anschein zu erwecken, dass das Team an all dem beteiligt war.“

Doch nicht jeder PRL-Hodler kauft dem Team seine Unschuld ab.

„Hört einfach mit diesem schlechten Schauspiel auf.“

Funds: Safu?

In fetten Lettern betont der aktuelle Oyster-CEO William Cordes, dass das Geld der Anleger sicher sei. Man prüfe noch die Möglichkeiten, wie sich eine Erstattung der Funds gestalten könnte. Die wahrscheinlichste Alternative sei die eines Contract Swaps. Dabei sollen die 98,5 Millionen PRL Token im Verhältnis 1:1 gegen PEARL-Token  ausgetauscht werden:

„Alle 98,5 Millionen PRL vor der Vertragsverletzung werden im Verhältnis 1:1 zu PEARL (oder etwas in dieser Richtung) ausgetauscht.“

Es wird wohl eher „etwas in der Richtung“ sein – der Ticker-Name PEARL wird nämlich schon von der Künstlerin Casey Pearl beansprucht.

Dass Anonymität Fluch und Segen zugleich ist, beweist der abschließende Aufruf von CEO Cordes. Er bittet um Hilfe bei der Aufdeckung der wahren Identität seines Vorgängers Bruno Block – des Mannes, mit dem er zehn Monate zusammengearbeitet hat.

„Wenn Sie Informationen darüber haben, wer Bruno sein könnte oder wohin diese Mittel fließen könnten, kontaktieren Sie uns bitte per E-Mail, um weitere Einzelheiten zu besprechen.“

Das Oyster Protocol soll indes weiter bestehen. Ob das Vertrauen der Anleger wiederhergestellt werden kann, ist jedoch mehr als fraglich.

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