Crasht die Eurozone? Bitcoin: Wie es in den nächsten 30 Tagen weitergeht

Die Auswirkungen des Coronavirus werden der Bevölkerung erst allmählich bewusst und schaffen eine neue Dimension von Panik. Wie es in den nächsten Tagen an den (Krypto-)Börsen weitergehen wird, warum es verdammt ernst um die Eurozone steht und wie sich der Bitcoin-Kurs in den nächsten Tagen weiterentwickelt. Ein Kommentar.

Sven Wagenknecht
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Beitragsbild: Shutterstock

Es wurde schon viel über den Coronavirus und seinen Einfluss auf die Finanzmärkte berichtet. Besonders bei Bitcoin hat sich ein Streit über das Narrativ des sicheren Hafens entfacht. Warum auch der Bitcoin-Kurs in den letzten Tagen deutlich Federn lassen musste, wurde bereits ausführlich erläutert. Nun geht es darum, weitere und aktuelle Entwicklungen rund um den Corona-Crash einzuordnen und in einen Kontext mit dem Finanzmarktgeschehen zu setzen.

Die nächsten Tage im Börsenhandel bei Bitcoin und im traditionellen Finanzmarkt

Wer sich am 12. März die Aktienmärkte angeschaut hat, dem ist aufgefallen, dass man den Börsenhandel zum Teil ausgesetzt hat. So wurde beispielsweise der Aktienhandel an der Mailänder Börse pausiert. Das Minus beim Euro Stoxx 50 wäre ohne das Aussetzen der italienischen Aktien vom Handel noch deutlich größer ausgefallen. Es ist durchaus möglich, dass Anfang nächster Woche, sofern der Erdrutsch an den Börsen weitergehen sollte, auch weitere Börsen nacheinander schließen oder zumindest zeitweise ihren Handel pausieren werden.

An dieser Stelle zeigt sich eine Stärke oder aber auch ein Nachteil – je nach Sichtweise – der Krypto-Ökonomie: Der Handel wird nicht ausgesetzt. Bitcoin & Co. zu verkaufen, ist jederzeit möglich, was sich auch aktuell an dem Blutbad am Krypto-Markt zeigt.

Lehman-Moment ohne Zinsschraube

Nach der Lehman-Pleite war der große Vorteil, dass die Notenbanken ihr Pulver noch nicht verschossen hatten. Zinssenkungen waren Konsens unter allen großen Notenbanken – mit Erfolg. Seitdem ist man nicht mehr vom billigen Geld losgekommen und hat bis zur aktuellen Corona-Krise eine vermeintlich unaufhaltsame Börsenrallye erfahren.

Wie zuletzt bei Lehman steht unsere Wirtschaft durch Corona wieder am Abgrund. Nur diesmal hat eine Leitzinssenkung kaum noch einen realwirtschaftlichen Effekt. Entsprechend wahrscheinlicher werden Extremmaßnahmen wie Helikoptergeld, also Guthaben, das an Unternehmen und Bevölkerung vermeintlich verschenkt wird. Bis es dazu kommt, wird aber ein Punkt entscheidend sein: die Rettung der Banken.

Italien könnte Bankenkrise auslösen und Euro-Kurs unter Druck setzen

Das höchste Risiko im europäischen Bankensystem geht von italienischen Banken aus, die im europäischen Vergleich am wenigsten überlebensfähig und bereits auf enorme öffentliche Zuwendungen angewiesen sind, um nicht zu kollabieren. Wäre dieser Umstand nicht Risiko genug, ist Italien auch noch das Land in der Eurozone, das am stärksten unter dem Coronavirus zu leiden hat.

Selbst bei einem optimistischen Ausgang der Corona-Krise, wären die Forderungsausfälle bei den italienischen Banken so groß, dass sie nicht ohne zusätzliche Hilfe überleben können. Dass es weitere Hilfen für Banken geben wird, ist praktisch sicher. So hat die EZB am 12. März beschlossen, zusätzliche 120 Milliarden Euro in Anleihenaufkäufe zu stecken. Zudem sollen besonders günstige Kredite Banken dazu bewegen, mehr Kredite zu vergeben. Die Vergangenheit hat allerdings gezeigt, dass sich Banken nur bedingt dazu verleiten lassen, in einem derartigen Risikoumfeld freimütig Kredite zu vergeben.

Die verkündeten EZB-Maßnahmen mit geradezu homöopathischer Wirkung sind ein Weckruf an die Staaten. Die Botschaft ist eindeutig: Wir Notenbanken können nicht mehr viel tun, nur der Staat kann noch aktiv die Wirtschaft ankurbeln. An weiteren Notenbankmaßnahmen in den nächsten Tagen wird dies dennoch nichts ändern. Die Notenbankbilanzen werden sich weiter aufblähen, genauso wie die Staatsschulden.

Eurozone wackelt bereits

Ein weiteres Problem ist die Euro-Aufwertung der letzten Tage, die die Wettbewerbsfähigkeit der Eurozone zusätzlich belastet. Eine Abwertung gegen US-Dollar & Co. ist also dringend nötig. Folglich ist die EZB gezwungen, weitere Maßnahmen in den nächsten Tagen zu erlassen. Die gestrigen Maßnahmen der EZB werden im Zuge der Corona-Kurse sicherlich nicht die letzten gewesen sein. Man wird alles daran setzen, ein Wackeln der Eurozone zu verhindern.

Auch wenn dies kurzfristig keinen Einfluss auf den Bitcoin-Kurs hat, da Bitcoin genauso wie jedes andere Asset auch von der Verkaufspanik erfasst wird, so gewinnen Kryptowährungen langfristig als Gegengewicht zum gebeutelten Zentralbankensystem. Während es in der Panik nur um die Liquidierung von Assets und den Aufbau von Cash-Positionen geht, wird Bitcoin langfristig durch die Destabilisierung des Geldsystems profitieren – nicht in seiner Rolle als Währung, sondern als Wertspeicher. Die Rettung beziehungsweise Stabilisierung der Eurozone wird es nicht zum Nulltarif geben.

Bitcoin-Kurs in den nächsten 30 Tagen

Technische Indikatoren spielen aktuell nur eine untergeordnete Rolle. Zum einen sind durch den Kursabsturz sämtliche Unterstützungslinien durchbrochen, zum anderen interessiert sich ein in Panik geratener BitcoinInvestor recht wenig für den gleitenden Mittelwert der letzten 200 Tage. Der Krypto-Markt wird also so lange fallen, wie auch die Panik am Markt die Oberhand hat. Da diese noch mehrere Tage anhalten kann, ist auch mit weiter fallenden Kursen zu rechnen, trotz kleinerer Gegenbewegungen und Verschnaufpausen.

Zwar nutzen einige Investoren mit ausreichend Cash die günstigen Kurse, um nachzukaufen. Insgesamt überwiegt aber die Finanzmarktpanik, von der sich auch antizyklische Werte wie Gold oder eben Bitcoin nicht ausschließen lassen.

Fundamental gibt es für Bitcoin keinen Grund zur Sorge

„Greife nie in das fallende Messer“, ist eine Börsenweisheit, die auch im aktuellen Szenario gilt. Positiv hingegen ist der Aspekt, dass der Verkaufsdruck nicht aus dem Krypto-Ökosystem, sondern aus der Real- und traditionellen Finanzwirtschaft kommt. Während eine Lufthansa oder Daimler-Aktie fundamental gerechtfertigt korrigieren muss, ist dies bei Bitcoin nicht der Fall. Im Gegensatz zu Börsenunternehmen fällt Bitcoin aufgrund von Panikreaktionen und nicht aus fundamentalen Faktoren. Folglich ist mit einer starken Gegenbewegung zu rechnen, wenn die Panik abflacht.

Sollte die Volatilität wieder etwas abnehmen, könnte dies der beste Zeitpunkt seit Langem und in diesem Jahr sein, Bitcoin nachzukaufen. Wer also über ausreichend Cashbestände verfügt, kann noch im März zu Schnäppchenpreisen Bitcoin erwerben. Sollte bis zum Bitcoin Halving im Mai das Schlimmste ausgestanden sein, dann dürfte die Gegenbewegung nach oben einen enormen Aufschwung bekommen.

Coronavirus zeigt Notwendigkeit von digitalen Zentralbankwährungen

Der aktuelle Crash dürfte der letzte gewesen sein, bei dem es noch keine Central Bank Digital Currency, ergo programmierbares Zentralbankgeld, gibt. Wenn in den nächsten Monaten und Jahren unser Zentralbanksystem um CBDC ergänzt respektive umgestellt wird, werden sich auch die Maßnahmen der Notenbanken ändern. Wenn Geld auch in digitaler und programmierbarer Form existiert, können flexiblere Zinsmaßnahmen sowie eine direktere Steuerung der Geldmenge vorgenommen werden.

Auch ist es wie bei der chinesischen CBDC besser möglich, Nicht-Banken in die Distribution von digitalem Fiatgeld, wie in China durch Alibaba oder Tencent geplant, einzubinden. Dadurch, dass man sich unabhängiger von der Geschäftsbankeninfrastruktur macht, kann man geldpolitische Maßnahmen, wie zum Beispiel Helikoptergeld, unmittelbarer und besser gesteuert durchführen. Bis es soweit ist, wird es allerdings noch etwas dauern und viel Forschungsarbeit bei den Notenbanken erfordern.

Disclaimer: Es handelt sich hierbei um die persönliche Meinung des Autors. Unter keinen Umständen handelt es sich hierbei um Anlage- respektive Kaufs- oder Verkaufsempfehlungen.

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