Scherbenhaufen TenX vor dem Aus? Finanzmarktaufsicht entzieht Bewilligung

Es könnte eines der letzten Lebenszeichen vom einstigen Krypto-Prestigeprojekt sein: Die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein hat TenX Payments die Bewilligung entzogen. Wie – und ob – es weitergeht, ist fraglich.

Moritz Draht
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TenX.Logo auf einem Smartphone

Beitragsbild: Shutterstock

Vor vier Jahren herrschte Goldgräberstimmung am Krypto-Markt. Kryptowährungen schossen wie Pilze aus dem Boden und nicht wenige Coins und Token wurden als das nächste Bitcoin angepriesen. Niemand wollte das nächste große Ding verpassen. In der Blüte des ICO-Hypes sammelten Projekte in kürzester Zeit Millionensummen. Eines davon war TenX, das in einem spektakulären Initial Coin Offering 80 Millionen US-Dollar in nur sieben Minuten einnahm. Der Rest ist Geschichte: Der Markt crashte nach der Blasenbildung und glitt in einen kalten Krypto-Winter, der viele Projekte unter sich begrub. Nicht wenige Sterne sind inzwischen am ICO-Firmament erloschen. Auch TenX steht nun vor dem Aus.

FMA zählt TenX an

Die jüngste Meldung der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA) kam für Insider wenig überraschend. Am 25. März teilte die Behörde mit, dass “die Bewilligung der TenX Payments Europe AG […] zum Betrieb eines E-Geld-Instituts […] aufgrund schriftlichen Verzichts per 22. März 2021 […] erloschen” sei. Demnach sei die “TenX Payments Europe AG nicht mehr berechtigt, E-Geld auszugeben und andere E-Geld- sowie Zahlungsdienste zu erbringen”. Und weiter:

Das Erlöschen der Bewilligung bewirkt die Auflösung und Löschung des Unternehmens im Handelsregister. Die FMA überwacht die Liquidation und den Liquidator. Sie trifft die für die Durchführung der Liquidation und Abwicklung der laufenden Geschäfte erforderlichen Massnahmen und erteilt dem Liquidator die notwendigen Weisungen.

Somit dürfte der Geschäftsbetrieb des einstigen Krypto-Vorzeigeprojekts, dass mit der haueigenen Visa-Karte eine Brücke zwischen Krypto und Fiat schlagen wollte, langsam, aber sicher zum Erliegen kommen. Bereits im Januar verkündete TenX die Schließung sämtlicher Konten. (Ex)-Kunden konnten ihre Einlagen aus der Wallet während einer Übergangsfrist abziehen, Einzahlungen waren zu dem Zeitpunkt bereits nicht mehr möglich.

Gnadenstoß: Wirecard

Gerüchte um Misswirtschaft und interne Streitigkeiten machten schnell die Runde. Der Sargnagel kam aber durch das ehemalige DAX-Unternehmen Wirecard, dessen Bilanzfälschungsskandal auch weite Kreise in das Krypto-Ökosystem zog.

Bereits im Oktober vergangenen Jahres ordnete die singapurische Behörde für Finanzmarktregulierung (Monetary Authority of Singapore) die Einstellung sämtlicher von Wirecard durchgeführten Zahlungsdienstleistungen an. Betroffen war auch der Finanzdienstleister TenX mit Sitz in Singapur, der daraufhin die schrittweise Einstellung sämtlicher Dienstleistungen bekannt gab.

Ein Neuanfang?

Wie und ob es für das Unternehmen weitergeht, ist zur Stunde unklar. In einem damaligen Blogeintrag schrieb TenX noch etwas kryptisch, dass “jeder Sonnenuntergang […] das Geschenk einer neuen Morgendämmerung” bringe. Man habe eine neue “Plattform aufgebaut […], die noch stärker auf unsere Mission abgestimmt ist”. Auch die TENX- und PAY-Token sollten “in diesem Ökosystem eine wichtige Rolle spielen”. Im letzten Eintrag vom 12. Januar hieß es noch: “Dies ist definitiv kein Abschied”.

Doch nach nichts anderem sieht es aktuell aus. Ob TenX noch einmal in anderem Gewand angreift und “die Art und Weise verändern wird, wie wir unser Geld verdienen, ausgeben und behalten”, ist ungewiss. Eine Anfrage an TenX blieb zu Redaktionsschluss unbeantwortet.

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