„Das bessere System wird sich mit der Zeit durchsetzen“ So möchte Worldline der Bitcoin-Akzeptanz neuen Schwung verleihen

Mit Bitcoin im Geschäft zu bezahlen ist zwar schon seit mehreren Jahren möglich, der große Durchbruch ist allerdings bislang ausgeblieben. Jetzt scheint wieder Schwung in das Thema der Krypto-Zahlungen zu kommen. Der europäische Marktführer für Zahlungsverkehrsdienstleistungen, Wordline, möchte gemeinsam mit der Bitcoin Suisse die Akzeptanz von Kryptowährungen fördern. Welche Vorteile die Bezahlung mit Kryptowährungen bietet, wie weit Wordline mit der Integration von Krypto-Zahlungssoftware ist und welche Rolle Stable Coins zukünftig spielen werden, hat uns Dr. Andreas Rehrauer, zuständig für das strategische Produktmanagement bei Worldline, verraten.

Sven Wagenknecht
Teilen
Andreas Rehrauer von Worldline

BTC-ECHO: Ende letzten Jahres hat Wordline bekanntgegeben, dass es gemeinsam mit dem Finanzdienstleister Bitcoin Suisse die Akzeptanz von Kryptowährungen – gerade im Einzelhandel – vergrößern will. Wie kann man sich die Zusammenarbeit vorstellen, wie sind die Aufgaben verteilt?

Andreas Rehrauer: Bei der Partnerschaft mit Bitcoin Suisse geht es darum, das Akzeptanz-Portfolio von Worldline um ein weiteres innovatives Zahlungsmittel zu ergänzen. Dabei möchten wir unseren Händlern die Möglichkeit geben, einfach und sicher Kryptowährungen am Point of Sale sowie im E-Commerce zu akzeptieren.

Dies, ohne dabei ein Währungsrisiko zu tragen oder zusätzliche Komplexität bei der Preisauszeichnung beziehungsweise bei der Abrechnung in Kauf nehmen zu müssen. Bitcoin Suisse wird dabei die Absicherung des Währungsrisikos sicherstellen, während Worldline die Zahlungsabwicklung in Fiatwährung innerhalb des Händlernetzwerks ermöglicht. Wir freuen uns, dass wir mit Bitcoin Suisse einen verlässlichen, renommierten Partner aus der Krypto-Branche für diese komplementäre Zusammenarbeit gewinnen konnten.

BTC-ECHO: Wann kann man mit einer Umsetzung rechnen, welche Händler werden Krypto-Zahlungen integrieren?

Andreas Rehrauer: Nach nur dreimonatiger Projektarbeit konnte bereits ein erster großer Meilenstein erreicht werden. Der Crypto Payment Service wurde auf unserem YUMi-Zahlterminal integriert und wird aktuell an der Euroshop in Düsseldorf der Öffentlichkeit vorgestellt. Weitere Messen werden im Frühjahr folgen, um erste Erfahrungen zu sammeln und wertvolles Feedback zu erhalten. Parallel dazu arbeiten wir an der vollumfänglichen Integration in die Worldline-Akzeptanz- und -Auszahlungssysteme. Ziel ist, dass wir nach einem erfolgreichen Pilotversuch mit dem Rollout noch in diesem Jahr starten können.

Die Zahlungsmöglichkeit auf Wordline in Aktion:

BTC-ECHO: Wie sehen nach dem Rollout in der Schweiz die weiteren Expansionspläne aus?

Andreas Rehrauer: Unser Fokus liegt zurzeit auf einem erfolgreichen Rollout in der Schweiz. Hier werden wir unseren Service zunächst in verschiedenen Händlersegmenten testen und wertvolle Erkenntnisse sammeln. Nach erfolgreicher Pilotierung werden wir weitere Markteintritte innerhalb des europäischen Worldline-Händlernetzwerks prüfen und zu gegebener Zeit ankündigen.

BTC-ECHO: Wird es neben der Bitcoin Suisse auf europäischer Ebene weitere Partner geben?

Andreas Rehrauer: Aktuell arbeiten wir exklusiv mit Bitcoin Suisse als Service Provider für unseren Crypto Payment Service zusammen. Wie bereits erwähnt, sind wir von dieser Partnerschaft absolut überzeugt. Es kann aber durchaus sein, dass wir künftig weitere Partner für spezifische Bedürfnisse, komplementäre Leistungen oder in anderen Ländern berücksichtigen werden. Wir glauben an ein offenes Ökosystem und den Wettbewerb, um die besten Lösungen im Sinne der Händler und Nutzer zu entwickeln.

BTC-ECHO: Warum sollte jemand in der DACH-Region mit Kryptowährungen an der Kasse zahlen?

Andreas Rehrauer: Wir glauben, dass sich Krypto-Assets, und speziell deren Einsatz als ein mögliches Zahlungsmittel unter verschiedenen, immer mehr in Richtung Mainstream entwickeln und sich somit in unserer Gesellschaft etablieren werden. Dies sieht man zum Beispiel auch an den allgegenwärtigen Diskussionen rund um privatwirtschaftliche Initiativen wie Libra sowie den Diskussionen um zentralbankgedeckte Digitalwährungen in vielen Ländern. Als einer der führenden europäischen Zahlungsanbieter ist es für uns ein logischer Schritt, diese Entwicklung intensiv zu verfolgen und dort, wo wir Potential sehen, aktiv mitzugestalten. Wir sehen einen Mehrwert von Kryptowährungen im Zahlungsverkehr in verschiedenen Branchen, nicht zuletzt anhand von Feedbacks unserer Händler. So kann die Zahlung mit Kryptowährungen insbesondere in der Tourismusbranche für Händler interessant sein. Wir sehen auch eine zunehmende Nachfrage im Luxusgütersegment. Nutzerseitig glauben wir an eine überproportionale Adaption bei jüngeren und technikaffinen Zahlern. Insbesondere bei jenen, die bereits heute mobile Zahlungsmethoden wie Wallets auf dem Mobiltelefon nutzen.

BTC-ECHO: Eignen sich die Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum überhaupt für Zahlungstransaktionen? Schließlich sind sie in der Skalierung bestehenden Systemen wie SWIFT oder VISA unterlegen.

Andreas Rehrauer: Zum Start werden Bitcoin und Ethereum in unserem Crypto Payment Service integriert und als Zahlungsmittel verfügbar sein. Es ist richtig, dass Bitcoin wie auch Ethereum gewisse Limitationen in Bezug auf Skalierbarkeit aufweisen. Jedoch sind diese beiden Währungen, gemessen an der Marktkapitalisierung, am meisten verbreitet. Auch weisen sie derzeit die größte Akzeptanz auf. Für die anstehende Pilotphase sehen wir diese Währungen als einen guten Startpunkt für die Integration in unseren Crypto Payment Service. Unser Service ist jedoch bewusst flexibel gestaltet, sodass wir jederzeit weitere Währungen hinzufügen oder entfernen können. Hier sehen wir noch viel Potential für Innovation und Coins, die sich besonders im dezentralen Zahlungsverkehr durchsetzen werden. Grundsätzlich glauben wir an das Potential von dezentralen Systemen und sehen dort auch Vorteile gegenüber klassischen, zentralen Systemen. Letztlich arbeiten wir als Worldline in beiden Welten mit unseren Partnern zusammen. Das bessere System wird sich mit der Zeit immer stärker durchsetzen.

BTC-ECHO: Welche Rolle nehmen Stable Coins auf Basis vom USDollar, Euro oder Schweizer Franken für den Zahlungsverkehr ein? Ist es aufgrund der geringeren Volatilität nicht viel sinnvoller, diese im Zahlungsverkehr zu unterstützten?

Andreas Rehrauer: Stable Coins, die direkt an eine Fiatwährung gekoppelt sind, bieten in der Tat großes Potential für die künftige Entwicklung von Krypto-Zahlungen. Aktuell sehen wir den Markt der Stable Coins jedoch noch nicht so weit entwickelt, dass wir eine dieser Währungen in unseren Service integrieren möchten. Wir beobachten die Situation sehr genau und werden bei Bedarf auch Stable Coins integrieren und als Zahlmittel für die breitere Öffentlichkeit unterstützen.

Du möchtest die besten ETP-Anbieter vergleichen?
Wir zeigen dir in unserem BTC-ECHO-Vergleichsportal die besten ETP-Anbieter.
Zum Vergleich