Die Winklevoss-Zwillinge Wie Tyler und Cameron zu Bitcoin-Milliardären wurden

Der Name Winklevoss ist weit über den Krypto-Space bekannt. Berühmtheit erlangten die Zwillingsbrüder Tyler und Cameron vor allem durch den legendären Rechtsstreit mit Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Ihren Reichtum machten die Brüder aber mit Bitcoin.

Daniel Hoppmann
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Tyler und Cameron Winklevoss

Beitragsbild: picture alliance / newscom | JOHN ANGELILLO

Wir schreiben das Jahr 2002. Es ist ein kalter Dezembertag, als Tyler und Cameron Winklevoss gemeinsam mit ihrem Freund Divya Narendra auf eine Idee kommen, die maßgeblich ihr Leben prägen sollte. Die Studenten der renommierten Eliteuniversität Harvard wollen eine Webseite entwickeln, über die Kommilitonen sozial miteinander interagieren können. Es entsteht HarvardConnection.

Ein Jahr später verlässt der hauptverantwortliche Entwickler das Projekt, doch die drei haben bereits einen Nachfolger im Visier. Einen schmächtigen Jungen, mit leicht rötlichen Haaren und Sommersprossen, die sein blasses Gesicht zieren. 

Im November 2003 kommt es zu einem ersten Treffen. Der Junge stellt sich vor als Mark Zuckerberg. Das Dreiergespann erklärt dem 19-Jährigen die Funktionsweise von HarvardConnection, weiht ihn in Expansionspläne auf andere Universitäten ein und betont dabei stets die Wichtigkeit “als Erstes am Markt” zu sein. Zuckerberg soll die Website für den Launch bereit machen. Er stimmt zu.

Rechtsstreit mit Facebook

Statt jedoch, wie zugesagt, an der Vollendung der sozialen Plattform zu arbeiten, programmiert Zuckerberg ein Konkurrenzprodukt und greift dabei wohl auch auf den Quellcode von HarvardConnection zurück. Nachfragen der Winklevoss’ vertröstet er. Am 11. Januar 2004 meldet der heutige Meta CEO die Domain für sein Netzwerk an – thefacebook.com. Am 4. Februar launcht die Seite und schlägt ein wie eine Bombe.

Tyler und Cameron brechen einen Rechtsstreit vom Zaun, der sie später weltberühmt werden lässt. Zuckerberg habe ihre Idee dreist kopiert und dafür illegalerweise Quellcode benutzt, der ursprünglich für die Webseite bestimmt war, für die er engagiert worden war.

Im Februar 2008 kommt es in einem Büro-Tower im Finanzdistrikt San Franciscos zu einem Vergleich. Danach sind die Brüder um 20 Millionen US-Dollar in Cash und 45 Millionen US-Dollar in Facebook-Aktien reicher. 

Der Weg zum Bitcoin-Milliardär

Mit dem Kapital aus dem Vergleich gründen die Winklevoss-Zwillinge 2012 Winklevoss Capital Management. Über das Family-Office investieren die Geschwister in verschiedene Start-ups aus der Tech-Branche. Ungefähr zu dem Zeitpunkt erregt eine technische Neuerung der etwas anderen Art ihr Aufsehen – Bitcoin. Der Bekannte eines Freundes habe sie dabei auf die Kryptowährung aufmerksam gemacht.

Wir sprachen im Urlaub über digitale Währungen. Als wir wieder zu Hause waren, schickte der Bekannte uns etwas Material zu Bitcoin. Ich schaute zu Tyler und sagte: ‘Entweder ist das alles Humbug oder wir haben hier etwas ganz Großes.’

Cameron Winklevoss

Die Brüder setzen sich intensiv mit der Kryptowährung auseinander. Schnell sind sie vom Potenzial überzeugt und gewillt zu investieren. 2013 pumpen die Zwillinge 11 Millionen US-Dollar in Bitcoin, damaliger Kurs: etwa 120 US-Dollar. In einem Interview behaupten sie im Juni desselben Jahres, dass sie etwa 1 Prozent der gesamten Umlaufmenge besäßen – heutiger Gegenwert: 6,35 Milliarden US-Dollar.

Doch bei dem Investment allein bleibt es nicht. Tyler und Cameron Winklevoss wollen Vorreiter in dem Bereich sein und konzentrieren sich auf den Aufbau eines Ökosystems, das sowohl institutionelle als auch private Investoren für Kryptowährungen öffnen soll. Den Grundstein setzen sie 2015 mit Gemini (zu Deutsch: Zwilling). Der ersten durch den Bundesstaat New York regulierten und lizenzierten Krypto-Börse. Mittlerweile ist die Tauschplattform eine renommierte Adresse innerhalb der Krypto-Szene.

Winklevoss vs. Zuckerberg

Im vergangenen Jahr droht jedoch ein alter Konflikt wieder aufzuflammen. Im Oktober 2021 betritt Mark Zuckerberg medienwirksam die Bühne und verkündet die Errichtung einer eigenen virtuellen Parallelwelt – dem Metaverse. Bis zum Ende des Jahres investiert Meta (ehemals Facebook) dafür 10 Milliarden US-Dollar. 

Tyler und Cameron antworten einen Monat später. Nach einer Finanzierungsrunde nimmt Gemini 400 Millionen US-Dollar ein. Die Winklevoss-Zwillinge kündigen an, das gesamte Kapital in die Kreierung eines eigenen digitalen Raums stecken zu wollen. 

Es ist dabei das nächste Kapitel, das im epischen Wettstreit zwischen Zuckerberg und Winklevoss noch geschrieben werden muss. Während Meta eine zentralisierte Lösung anstrebt, setzt Gemini auf einen dezentralen Ansatz. Die Expertise dafür sitzt mit Nifty Gateway unter dem Dach der Krypto-Börse. Darüber hinaus kooperiert man mit dem Metaverse-Spiel The Sandbox und kaufte dort bereits im April 2021 mehrere Grundstücke. Wer am Ende den Kampf ums Metaverse für sich entscheiden wird, bleibt abzuwarten.

Abgesehen davon genießen Tyler und Cameron Winklevoss Rockstar-Status innerhalb der Szene. Der Verrat durch Mark Zuckerberg ließ die Zwillinge tief fallen, Bitcoin brachte sie zurück. Die Facebook-Millionen gepaart mit dem richtigen Gespür für digitale Trends verewigten die Geschwister in den Annalen der Krypto-Geschichtsbücher als erste bekannte Bitcoin-Milliardäre der Welt.

Disclaimer

Der Beitrag wurde redaktionell überarbeitet und ist zuerst in der Januar-Ausgabe des BTC-ECHO Magazins erschienen. Weitere Informationen findet ihr hier.

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