Ein Blick in die Zukunft Wie die Blockchain-Technologie unsere Mobilität verändert

Die Art unserer Fortbewegung befindet sich in einem ständigen Wandel. Dabei könnte die Blockchain-Technologie zukünftige Mobilitätskonzepte maßgeblich mitbestimmen.

Daniel Hoppmann
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Ein futuristisch aussehender Highway.

Beitragsbild: Shutterstock

Die Art und Weise, wie die Menschheit sich fortbewegt, befindet sich im ständigen Wandel. Getrieben von der fortschreitenden Digitalisierung und dem Kampf gegen den Klimawandel, versuchen Entwickler auf der ganzen Welt, Systeme zu etablieren, die den Mobilitätssektor sicherer, effizienter und umweltfreundlicher machen könnten. Dafür wird vermehrt die Blockchain-Technologie in Erwägung gezogen. Denn ihr Versprechen um Sicherheit, Transparenz, Schnelligkeit und Datenschutz klingt wie eine maßgeschneiderte Lösung für die modernen Probleme unserer Zeit.

Blockchain, mehr Fiktion als Wirklichkeit?

In einem Gutachten für das Bundesverkehrsministerium (BMVI) stellten führende Experten um das Fraunhofer-Institut für angewandte Informationstechnik 2019 vier Kernbereiche im Mobilitätssektor fest, in denen die Blockchain-Technologie Anwendung finden könnte. Diese Bereiche betrafen Transport- und Logistik, dezentrale Mobilitätsinfrastrukturen, Mobilitätsplattformen und schließlich die vollautomatisierte Mobilität. 

Zu jedem Sektor hielt das Institut den damaligen Entwicklungsstand fest. Zu dem Zeitpunkt wurde DLT nur im Transport- und Logistikbereich benutzt, um beispielsweise Lieferketten besser nachverfolgen zu können oder Frachtpapiere zu digitalisieren. Die verbleibenden Anwendungsgebiete wiesen entweder erste Prototypen und Konzepte auf oder waren in einem gänzlich visionären Stadium. 

OMOS – Ein Ticket für alle Verkehrsmittel

Seitdem habe sich jedoch einiges getan, meint das BMVI gegenüber BTC-ECHO. Man habe das disruptive Potenzial der Blockchain-Technologie vor allem für die Bereiche der E-Mobilität und der Logistik erkannt. Seitdem starteten fünf Pilotprojekte, von denen zwei bereits “erfolgreich abgeschlossen” wurden. Eines war das Projekt Open Mobility System (OMOS), eine Machbarkeitsstudie zur Etablierung einer gemeinsamen dezentralen Mobilitätsplattform, die Reisenden das Bündeln aller genutzten Verkehrsmittel ermöglichen sollte – ein Ticket für den Bus zum Bahnhof, für den Zug zum Flughafen und das Flugzeug zum Ziel. Die Blockchain soll hierbei als Grundlage für eine sichere und datenschutzkonforme Verwendung von Kundendaten dienen. Im Juni 2019 endete das Projekt. Derzeit arbeitet man an einer Umsetzung, teilt das BMVI mit.

Hinzu kommen Förderungen für Vorhaben, die beispielsweise für Bürger im ländlichen Raum bessere Verkehrsinfrastrukturen bieten sollen. So evaluiert das Projekt “LandLeuchten” derzeit in der Eifel und im Hunsrück, wie man die Sicherung der Lebens-, Arbeits- und Aufenthaltsqualität im ländlichen Raum mittels autonomer Mobilität und vernetzter Dienste umsetzen kann. Bürger sollen dann bequem mit autonomen, elektrifizierten Shuttles sowohl beruflich als auch privat unterwegs sein können. Langfristig könnte so ein ganzes System Smart-Contracts-basierter-Dienste entstehen, die das ländliche Zusammenleben attraktiver machen würde, sagt das Ministerium. Das BMVI fördert “LandLeuchten” mit etwas über zwei Millionen Euro. Das Projekt soll im Oktober 2022 enden.

Anwendungsfelder im Automobilsektor

Für die Automobilbranche erscheint die Blockchain-Technologie geradezu prädestiniert, das meint zumindest Sebastian Becker. Er ist Chief Commercial Officer bei Riddle&Code, einem Wiener Blockchain-Urgestein. Seiner Meinung nach sei die Blockchain-Technologie generell für alle Bereiche sinnvoll, in denen das Führen fälschungssicherer Register mit einem automatisiertem Management von Prozessen durch Smart Contracts kombiniert werde. Für den Automobilsektor biete sich beispielsweise ein Einsatz bei Pay-per-Use-Abrechnungen für Mietwagen oder Flotten an. 

Hinzu kommen Anwendungsmöglichkeiten im Bereich der Cybersicherheit oder bei Messungen zum Schadstoffverbrauch. Zudem könnten aufwendige Rückrufaktionen viel effizienter durchgeführt werden, da man durch die transparente Nachverfolgung genau wissen würde, in welchen Fahrzeugen fehlerhafte Teile verbaut sind. 

In der Praxis zeigen sich beispielsweise erste Use Cases in Form der “Car Wallet” von Riddle&Code. Dabei handelt es sich um einen Mikrochip, der in das Fahrzeug integriert wird und sich anschließend mit verschiedenen Blockchains verknüpfen kann. Somit soll das Auto dann in naher Zukunft in der Lage sein, eigenständig Transaktionen, beispielsweise für Parkgebühren, durchzuführen. Mittlerweile tüftelt man bereits an der dritten Generation der “Car Wallet”.

Darüber hinaus könnten auch Schadensabwicklungen mithilfe der Blockchain-Technologie viel transparenter und sicherer abgewickelt werden. Immer wieder kommt es vor, dass Versicherer aufgrund undurchsichtiger Datenlage Regulierungen ablehnen. Kunden müssen dann meistens auf Kulanz hoffen oder die Summe aus eigener Tasche zahlen. Becker meint dazu:

Auch Versicherer sollten ein Interesse an der Blockchain-Technologie haben, Fahrzeugdaten fälschungssicher und neutral im Zugriff zu haben, sodass die Schadensregulierung auf Basis von Daten aus den Telematikeinheiten und Sensoren sowie den Verkehrsleitsystemen auch in Zukunft so erfolgen kann, dass sich alle Parteien damit arrangieren können.

Sebastian Becker, CCO bei Riddle&Code

Blockchain-Technologie könnte autonomes Fahren sicherer machen

Langfristig könnte die Blockchain-Technologie auch die Vision des autonomen Fahrens weiter realisieren. Derzeit steht die deutsche Bevölkerung der Thematik der selbstfahrenden Autos eher skeptisch gegenüber. Laut einer aktuellen YouGov-Studie sind nur etwas mehr als ein Drittel der Bürger der Meinung, dass autonome Fahrzeuge den Verkehr sicherer machen würden. 42 Prozent sind gegenteiliger Ansicht.

Für einen autonomen Verkehr bräuchte es einen Datenaustausch in Echtzeit. Die jeweiligen Bordsysteme müssten dann auf Basis dieser Daten zur Verkehrslage, zu anderen Fahrzeugen im Verkehr, zu möglichen Unfällen auf der Strecke oder anderen Hindernissen Entscheidungen treffen. Dementsprechend zuverlässig müssen die Informationen sein, da sie über Leben und Tod bestimmten. Die Blockchain-Technologie könnte dieses Sicherheitslevel gewährleisten und dabei weitere Funktionen wie das automatische Bezahlen von Mautgebühren oder Ladekosten übernehmen.

Einheitliche Lösung für E-Ladesäulen

Der derzeitige Mangel an Ladeinfrastruktur ist nach wie vor für viele Autofahrer eines der größten Argumente gegen die Anschaffung eines Elektroautos. Und obwohl die Anzahl an Ladesäulen in Deutschland immer weiter steigt, kritisiert beispielsweise der EU-Rechnungshof den Ausbau als “zu langsam” und “zu ungleichmäßig”

Hinzu kommt, dass der Markt für Ladesäulen stark fragmentiert ist. Das äußert sich darin, dass Besitzer von E-Autos gleichzeitig Kunden bei mehreren Anbietern sein müssen, um ihr Fahrzeug flexibel an verschiedenen Standorten laden zu können. Dieses Problem möchte das Berliner Start-up Peaq Technology lösen. Dazu will man eine übergeordnete Plattform als infrastrukturellen Rahmen schaffen, die alle Anbieter betreiben und weiterentwickeln können. Dazu kooperiert man mit Akteuren aus Politik und Wirtschaft zugleich.

An einer praxistauglichen Lösung arbeitet das Start-up bereits seit zwei Jahren, wie Peaq-Mitgründer Leonard Dorlöchter gegenüber BTC-ECHO erklärt:

Seit über zwei Jahren arbeiten wir bei Peaq mit einer großen deutschen Automobilgruppe zusammen. Ziel ist eine dezentrale Plattform für die E-Mobilität, die dem Massenmarkt zur Verfügung gestellt werden soll und von der die Industrie herstellerübergreifend profitieren wird. Über die Plattform sollen Lade- und Bezahlvorgänge von Elektroautos deutlich vereinfacht werden. Mithilfe der Peaq-Technologie werden sich Elektroautos anbieterübergreifend mit Ladestationen verknüpfen und diese problemlos nutzen können.

Leonard Dorlöchter, Mitgründer von peaq-Technology

Zudem habe das Berliner Unternehmen mit “Peaq Access Control” eine DLT-basierte Lösung erarbeitet, die in der Lage sei, physische sowie digitale Zugriffe zu steuern. Damit könne man Cyberangriffe reduzieren, bei gleichzeitiger DSGVO-Konfomität, sagt Dorlöchter.

Blockchain kann Datenschutz gewährleisten

Um den hohen Ansprüchen des Datenschutzes auch in der Verwendung der Blockchain nachzukommen, sollen in der Praxis sogenannte Self Sovereign Identities (SSI) zum Einsatz kommen. Diese selbstbestimmten Identitäten ermöglichen es, nur einen gewissen Teil an Informationen gegenüber anderen Parteien zu offenbaren. Fragt ein System beispielsweise nur nach dem Ausstellungsdatum des Führerscheins, könnte man mittels SSI auch nur diese Information zugänglich machen – die restlichen Daten blieben verborgen.

Zwar bekleidet die Blockchain-Technologie in der Mobilitätsbranche noch immer eine Nischenfunktion. Vielversprechende Projekte, die nach modernen Lösungen für die Probleme unserer Zeit suchen, entstehen jedoch überall. Sei es zur zuverlässigen Aufzeichnung von Daten über Lösungen infrastruktureller Probleme, bis hin zum autonomen Fahren. Überall findet DLT sinnvolle Einsatzmöglichkeiten. Vereinzelte Praxiserfolge konnten bereits erzielt werden, die Entwicklung befindet sich jedoch erst am Anfang. Hier ist auch der Staat gefragt, etwaige Projekte zu fördern. Derzeit befinde man sich zwar auf einem guten Weg, meint Peaq Co-Gründer Leonard Dorlöchter. Dennoch seien manche Probleme noch ungelöst. Um die Blockchain-Technologie erfolgreich in der Mobilität einzusetzen, müssen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft wohl an einem Strang ziehen.

Disclaimer:

Dieser Artikel erschien bereits in der Juni-Ausgabe unseres Monatsmagazins Kryptokompass

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