Venionaire-Capital-CEO im Interview  “Im Web3 ist es egal, wann man investiert”

Warum Kitzbühel jedes Jahr für eine Woche zum Krypto-Hot-Spot wird, welche Rolle das Timing im Krypto-Sektor spielt und wie das aktuelle Umfeld für M&A-Deals ist, hat uns Venionaire CEO, Berthold Baurek-Karlic, im Interview verraten.

Sven Wagenknecht
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Beitragsbild: Venionaire Capital

| Berthold Baurek-Karlic (links), CEO von Venionaire Capital, im Gespräch mit Chefredakteur Sven Wagenknecht auf dem World Venture Forum in Kitzbühel.

Einmal im Jahr findet in Kitzbühel das World Venture Forum (WVF) statt. Vor zehn Jahren gestartet, hat es sich zu einer festen Größe für Investorinnen und Investoren aus aller Welt entwickelt. Vor allem das Thema Krypto nimmt dabei immer mehr Raum ein und zieht viele Web3-Vertreter in den österreichischen Urlaubsort. Der Kopf hinter dem Event ist Berthold Baurek-Karlic, der gleichzeitig als CEO von Venionaire Capital ein Beratungs- und Asset-Management-Unternehmen führt. Vor Ort hat BTC-ECHO mit dem Investmentprofi und Blockchain-Enthusiasten zu seinen Markteinschätzungen und Brancheninsights gesprochen.

BTC-ECHO: Du bist der Kopf hinter dem World Venture Forum in Kitzbühel, das nun sein zehnjähriges Jubiläum feiert. Wie kam es dazu und vor allem: Warum nimmt das Thema Krypto eine inzwischen so große Rolle ein?

Berthold Baurek-Karlic: Das Event entstand eigentlich durch einen Zufall. Vor zehn Jahren haben wir ein kleines Golfturnier mit nur 25 Gästen veranstaltet und hatten damals den Bürgermeister von Kitzbühel zu Gast. Wir haben erzählt, dass wir als Investoren zusammenkommen und uns austauschen wollen, und der Bürgermeister meinte, in Kitzbühel entstehen Legenden. Jede Woche in Kitzbühel hat ein Thema, und diese Woche hatte keines. Bestärkt durch den Zuspruch vom Bürgermeister und dem wachsenden Interesse wurde dieses Event Jahr für Jahr größer, und vor etwa vier Jahren haben wir das erste Mal eine ganze Woche bespielt. Damals war Krypto im Kommen, und wir waren früh investiert. Wir haben das erste Panel mit Experten aus dem regulatorischen Umfeld gemacht und gemerkt, dass alle neugierig wurden. Das Interesse an Krypto wuchs, und so entwickelte sich eine Dynamik. Heute ist es eine Leuchtturmveranstaltung, wo es um die nächste Generation des Internets geht.

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Wie stark sind die Schnittmengen zwischen den Besuchern? Gibt es Überschneidungen zwischen den Themen wie Krypto, Deep Tech und Nachhaltigkeit?

Erstaunlich stark. Viele Investoren, die schon lange im digitalen Bereich investieren, sind neugierig auf neue Technologien. Einer unserer Investoren, Niki Futter, war einer der ersten, der in Österreich Server für das Internet betrieb. Er war von Anfang an neugierig auf Krypto und ist in diesem Bereich aktiv. Solche Investoren suchen immer nach dem nächsten großen Ding. Heute kannst du nicht an Web3, KI oder Deep Tech vorbeikommen, weil das die Bereiche sind, in denen Europa stark ist. Anders als im Silicon Valley haben wir in Europa die Chance, gute Lösungen zu launchen und einen Mehrwert durch das Internet of Blockchains zu bringen.

Wie ist euer Investmentansatz bei Venionaire Capital?

Wir unterscheiden zwischen traditionellen Venture-Fonds, die in Unternehmensanteile investieren, und einem speziellen Web3-Fonds, der nur digitale Assets investiert. Unser Web3-Fonds ist der einzige registrierte Alternative Investment Fonds (AIFM) in Österreich, der Krypto machen darf. Wir investieren in sinnvolle Projekte mit Geschäftsmodellen im Web3-Bereich. Wir suchen nach Lösungen wie dezentralem Computing und kreativen Anwendungen und trennen dabei die Spreu vom Weizen.

Was ist die Strategie des Fonds? Investiert ihr nach Marktkapitalisierung?

Nein, wir investieren in Projekte mit echten Geschäftsmodellen im Web3. Wir performen die 25 größten Coins nach Marketcap massiv aus, auch Bitcoin. Unsere Analysten machen einen großartigen Job, indem sie tief in die Community eintauchen und die besten Projekte finden. Wir sind ständig unterwegs, um uns zu vernetzen und die neuesten Entwicklungen mitzubekommen. Es geht darum, sinnvolle Weiterentwicklungen des Internets auf Blockchain zu finden.

Was sind deine favorisierten Narrative für die kommenden Monate?

Nach dem Kryptofrühling sehen wir einen Seitwärtsmarkt. Viele erwarten, dass Bitcoin nach dem nächsten Halving wieder steigen wird. Das Markt-Sentiment ist positiv, und mit zunehmender Regulierung und Institutionalisierung wird Krypto immer prominenter. Wir sehen einen großen Sprung durch Krypto-ETFs, auch wenn manche das als Rückschritt sehen. Es geht darum, die Technologie für große Player zugänglich zu machen. 21Shares ist ein gutes Beispiel, da sie nicht nur ETFs aufsetzen, sondern auch als Entwicklerfirma im Web3 arbeiten. Das nächste Trigger-Event fehlt noch, aber wir erwarten, dass Krypto weiter an Bedeutung gewinnt.

Wie sehr glaubst du an die Zyklik im Krypto-Sektor?

Das sind teilweise pseudo fundamentals. Solange der Markt klein ist und viele Early Adopters dabei sind, sind die Zyklen nachvollziehbar. Mit zunehmender Nutzung von Anwendungen in der Industrie wird die Nachfrage steigen und den Preis treiben. Wir werden mehr im Bereich Stablecoins sehen, da Banken sich intensiv mit dem Thema beschäftigen. Es wird spannend, wenn digitale Assets eine zweite Geldmenge darstellen, was die klassischen Geldmengenberechnungen verändern wird.

Spielt Timing für euch eine Rolle bei Investments?

Im Web3 ist es egal, wann man investiert, da wir noch sehr früh in der Entwicklung sind. Es ist wie die frühen Tage des Internets. Die Kurse schwanken, aber es wird viel gebaut und entwickelt. Man kann sich heute nicht leisten, sich nicht mit dem Thema zu beschäftigen. Wir brauchen Krypto-Natives, die sich mit der Technologie auseinandersetzen und verstehen, was das Internet of Blockchains braucht.

Ihr seid auch in der M&A-Beratung tätig. Wie beurteilst du aktuell das Umfeld dafür?

Im M&A-Markt gibt es immer Bewegung, egal ob die Märkte fliegen oder am Boden sind. Aktuell sehen wir viele günstige Deals und eine gesunde Konsolidierung. Auch in unserem Portfolio sehen wir Chancen für anorganisches Wachstum durch Akquisitionen. Es gibt eine hohe Aktivität, besonders wenn der Markt oben oder unten ist. Unsere Portfoliofirmen können durch Akquisitionen anorganisch wachsen. Es gibt auch viele Insolvenzen und Sanierungen im Startup-Bereich, aber das ist eine gesunde Konsolidierung. In solchen Zeiten können starke Firmen durch Akquisitionen wachsen und Schwächere können sich einer zweiten Chance stellen.

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