UniSwap, Maker und Co. Was sind DAOs?

Sie begleiten den Krypto-Space schon lange, feiern nach einer Dürrezeit aber ihr lautstarkes Comeback: DAOs. An die Blockchain-basierten Körperschaften sind große Erwartungen gekoppelt. Aber können DAOs überhaupt halten, was man sich von ihnen verspricht?

Moritz Draht
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DAO

Beitragsbild: Shutterstock

Einige Zeit blieb es ruhig, mit dem DeFi-Rummel ploppen aber immer mehr von ihnen in der Krypto-Landschaft auf: DAOs – Decentralized Autonomous Organizations, die zum Treiber der sich beschleunigenden Tokenisierungsdynamik und damit zum Hoffnungsträger einer großen Krypto-Utopie avancieren. Umverteilungsprozesse, Demokratisierung, Inklusion, Bürokratieabbau: Die an DAOs gerichteten Erwartungen sind groß, aber nicht unrealistisch.

Crowdfunding 3.0

So unterschiedliche Ziele sie auch verfolgen können, das grundlegende Konzept ist schnell auf den Punkt gebracht. DAOs sind dezentral organisierte Investorengruppen, die gemeinsam Kapital bündeln und in transparenten Abstimmungsverfahren auf der Blockchain über die Verwendung der Gelder sowie Regeländerungen entscheiden. Alle Mitglieder einer DAO sind stimmberechtigt. Es gibt keine Hierarchie, keinen Vorsitz oder Geheimabsprachen. Alle Aktivitäten lassen sich transparent nachvollziehen und keine Entscheidung kann ohne Zustimmung des Kollektivs getroffen werden.

Das Herzstück einer DAO ist die gemeinsame Treasury – eine Art Staatskasse – die von einem Smart Contract verwaltet wird. Einmal auf der Blockchain aufgesetzt, kann niemand Änderungen an dem Contract vornehmen. Die Einlagen sind also vor unberechtigten Zugriffen sicher – einen Bug-freien Contract vorausgesetzt.

Die feinen Unterschiede

In der groben Struktur gleichen sich alle DAOs, die Ausgestaltung kann aber ganz unterschiedliche Formen annehmen. Unternehmen, NGOs, Kommunalprojekte, Städteplanung, DeFi oder Metaverse: Das Anwendungsspektrum reicht weit. Die meisten DAOs sind offen, der “Eintritt” erfolgt über die entsprechenden Governance-Token. Es gibt aber auch exklusivere Vertreter, die eine Art Mitgift fordern. Auch der Grad an “Automatisierung” durch Smart Contracts und KI variiert, ebenso wie der zwischen On- oder Off-Chain durchgeführten Abstimmungen.

Bitcoin und Namecoin lassen sich mit Einschränkungen als erste DAO-Vertreter bezeichnen, ihren Anfang nahmen DAOs aber nach heutigem Verständnis auf der Ethereum Blockchain. Die erste prominente DAO war zugleich eine Zerreißprobe. Die DAO “The DAO” war 2016 ein großer Erfolg. In kurzer Zeit sammelte die Organisation 150 Millionen US-Dollar von über 11.000 Investor:innen ein – das bis dato größte Crowdfunding-Projekt. Keine drei Monate später dann der Super-GAU: The DAO wurde gehackt, 3,6 Millionen Ether, zum damaligen Zeitpunkt etwa 60 Millionen US-Dollar, aus dem offenbar fehlerhaften Contract gezogen. Die Folge: Eine Hard Fork, die das heutige Ethereum von der ursprünglichen Version abkapselte – heute bekannt als Ethereum Classic.

Auferstanden aus Ruinen

Es dauerte einige Zeit, bis der DAO-Hype mit der Welle an dezentralen Finanzanwendungen (DeFi) wieder anschwoll. Inzwischen liest sich DAO-Geschichte aber als Erfolgsstory. Das gesamte von DAOs verwaltete Kapital beträgt aktuell über neun Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Noch vor einem Jahr lag das Total Treasury unter einer Milliarde US-Dollar. Über 4.800 DAOs zählt der Analysedient DeepDAO zurzeit, von denen die Uniswap DAO mit über 300.000 Mitgliedern die größte ist.

Obwohl sich ein berechtigtes Interesse an DAOs bildet, müssen einige Erwartungen aber noch gedrosselt werden. Regulatorisch hängen DAOs im luftleeren Raum. Abgesehen vom US-Bundesstaat Wyoming, das DAOs seit Juli 2021 formell als LLCs anerkennt – vergleichbar mit GmbHs – operieren DAOs in der Grauzone. Die Handlungsbefugnis außerhalb von DeFi muss sich noch erst zeigen.

Die CityDAO, die Grundstücke kauft, als Parzellen aufteilt und via NFTs verkauft, ist ein Beispiel für den allmählich in die Lebenswirklichkeit überschwappenden Spielraum der Organisationen, aber eben noch ein Feldversuch. Smart Contracts sind zudem keine juristischen Verträge. Kommt es eben doch zu Hacks, haben Investor:innen das Nachsehen.

DAOs: Keine Modeerscheinung

Wohin die Reise geht, lässt sich nicht vorherbestimmen, aber Fakt ist, dass DAOs eine gewaltige Chance sind – auf vielen Ebenen. Überall, wo sich Menschen digital organisieren und im Kollektiv Entscheidungen treffen, erschließen die schwarmintelligenten Verwaltungsapparate neue Möglichkeiten, optimieren Entscheidungsprozesse und übertragen ein tief in der Token-Ökonomie verwurzeltes Versprechen in die Wirklichkeit: Inklusion. Jeder kann an DAOs teilnehmen – ungeachtet der geografischen oder sozialen Herkunft. Auch wenn noch viele regulatorische Fragen im Raum stehen, nicht jede Erwartung auch erfüllt werden kann, und der Erfolg von einer sich schleichend in Gang setzenden Sensibilisierung für das Krypto-Themenfeld abhängt, geben Beispiele wie die CityDAO einen Vorgeschmack auf das gigantische Potenzial von DAOs.

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