Stablecoin-Offensive Wie China den Yuan gegen USDT in Stellung bringt

Mit einem digitalen Yuan-Stablecoin außerhalb des Festlands will China den US-Dollar angreifen. Was hinter dem Vorstoß von JD.com und Ant Group steckt, warum selbst Ex-Notenbanker Alarm schlagen und was Hongkong damit zu tun hat.

Timur Yildiz
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Us-Dollar Banknote vs. Yuan Banknote vor dem Hintergrund einer Weltkarte

Beitragsbild: Shutterstock

| Chinas Yuan im Wettstreit mit dem US-Dollar um die digitale Vorherrschaft im Handel

Der US-Dollar regiert den globalen Zahlungsverkehr – noch. Doch zwei chinesische Giganten wollen das ändern: Mit einem Stablecoin, der auf den Yuan setzt, fordern sie die digitale Dollar-Dominanz heraus.

Chinas E-Commerce-Riese JD.com und die Alibaba-Tochter Ant Group wollen die Vorherrschaft des US-Dollars im digitalen Zahlungsverkehr brechen – mit einem an den Offshore-Yuan (CNH) gebundenen Stablecoin. Wie Reuters unter Berufung auf mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet, fordern beide Unternehmen in vertraulichen Gesprächen mit der People’s Bank of China (PBOC) die Zulassung entsprechender Stablecoins in Hongkong.

Die geplanten Stablecoins sollen an den außerhalb des Festlands zirkulierenden Yuan gebunden sein und wären ein potenzieller Gegenentwurf zu USDT, dem aktuell dominanten digitalen US-Dollar. Bereits ab dem 1. August tritt in Hongkong ein neues Lizenzsystem für Stablecoin-Emittenten in Kraft. JD.com und Ant wollen zunächst HKD-basierte Stablecoins ausgeben, halten dies jedoch für unzureichend: Der Hongkong-Dollar ist an den US-Dollar gekoppelt und fördert somit nicht die angestrebte Internationalisierung des Yuan.

“Es wäre ein strategisches Risiko, wenn grenzüberschreitende Yuan-Zahlungen nicht so effizient sind wie Dollar-Stablecoins”, warnte Wang Yongli, Ex-Vizechef der Bank of China, in einem Social-Media-Post im Juni.

Hintergrund: USDT dominiert den globalen Handel

Laut Bank for International Settlements (BIS) sind über 99  Prozent aller Stablecoins an den US-Dollar gebunden. Tether (USDT) dominiert mit einem Marktanteil von rund 68  Prozent. Auch in China ist USDT auf dem Vormarsch: Der Hongkonger OTC-Anbieter CryptoHK berichtet laut Reuters, dass sich das USDT-Handelsvolumen chinesischer Kunden seit 2021 verfünffacht habe – vor allem für internationale Zahlungen.

Der Grund: Kapitalverkehrskontrollen, geopolitische Spannungen und volatile Schwellenländer-Währungen lassen Exporteure zunehmend auf USDT ausweichen. “China hat den Punkt erreicht, an dem es nicht mehr untätig bleiben kann”, sagte Xiao Feng, Chairman der Krypto-Börse HashKey.

JD.com: Stablecoin-Pläne auch außerhalb Chinas

Bereits im Juni kündigte JD.com-Gründer Richard Liu an, weltweit, in allen großen Währungsräumen, Stablecoin-Lizenzen beantragen zu wollen. Ziel sei es, grenzüberschreitende Zahlungen um bis zu 90  Prozent zu verbilligen und Transaktionen in unter zehn Sekunden abzuwickeln.

Laut Reuters erwägt JD.com, mit einer Yuan-Stablecoin-Emission in Hongkong zu starten, bevor das Modell auf andere Märkte wie Chinas Freihandelszonen ausgerollt wird. Auch Ant Group bereitet Anträge in Hongkong und Singapur vor.

Die Tochterfirma Jingdong Coinlink Technology, ein Unternehmen von JD.com, ist bereits Teilnehmer der HKMA Stablecoin Sandbox – einem offiziellen Rahmenprogramm der Hongkonger Finanzaufsicht zur Vorbereitung regulierter Emissionen.

Die Lizenzvergabe in Hongkong ist hart umkämpft. Laut Branchenschätzungen bereiten sich über 40 Unternehmen auf eine Bewerbung vor – darunter internationale Player wie Circle, Standard Chartered und Ant Group. Die HKMA stellt hohe Anforderungen: Bewerber müssen ein Mindestkapital von 25 Millionen Hongkong-Dollar nachweisen, ein physisches Büro vor Ort eröffnen und umfassende Regeln zu Transparenz, Risikomanagement und Geldwäscheprävention einhalten.

Yuan unter Druck – digitale Offensive als Wendepunkt?

China will den Yuan seit Jahren als globale Handelswährung etablieren. Doch laut SWIFT lag der Yuan im Mai 2025 nur bei 2,89 Prozent Anteil an globalen Zahlungen – der niedrigste Stand seit fast zwei Jahren. Der US-Dollar dominiert mit 48,46 Prozent.

Die Einführung eines Offshore-Yuan-Stablecoins könnte erstmals einen Hebel schaffen, der nicht mit dem Krypto-Verbot in der Volksrepublik China kollidiert – und dennoch die Realnutzung des Yuan im globalen Handel digitalisiert. PBOC-Gouverneur Pan Gongsheng bezeichnete die Ausbreitung von Stablecoins zuletzt als “große regulatorische Herausforderung”. Sein Berater Huang Yiping sagte in einem Interview, ein Yuan-Stablecoin in Hongkong sei “eine Option”.

Auch das globale Marktpotenzial ist enorm: Aktuell beträgt die Gesamtmarktkapitalisierung aller Stablecoins laut Coinmarketcap rund 258 Milliarden US-Dollar. Standard Chartered rechnet mit einem Wachstum auf zwei Billionen US-Dollar bis 2028. Deutlich zurückhaltender äußerte sich zuletzt JPMorgan – die Bank sieht kaum reale Nutzung außerhalb des Handels und prognostiziert nur 500 Milliarden US-Dollar bis dahin.

China greift über Hongkong an

Die Stablecoin-Vorstöße von JD.com und Ant Group markieren mehr als nur ein Finanzexperiment – sie sind Teil eines geopolitischen Strategiewechsels. Während die USA unter Trump mit regulatorischem Rückenwind für USDT und USDC voranschreiten, sucht China über den Umweg Hongkong Anschluss an die digitale Dollar-Dominanz. Ob die PBOC grünes Licht gibt, könnte zur Bewährungsprobe für Chinas zukünftige Krypto-Strategie werden.

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Quellen

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