Fällt der nächste Stablecoin? Skandal um Prime Trust wirft Fragen zu TUSD auf

Die Enthüllungen aus dem jüngsten Konkurs von Prime Trust: ein Skandal. Nun könnte der Fall ein Problem für den TUSD-Stablecoin werden.

Johannes Macswayed
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Prime Trust TrueUSD

Beitragsbild: Shutterstock

| Der Konkurs von Prime Trust – ein Problem für den TrueUSD Stablecoin?

“Not your Keys, not your Crypto” – so hallt es seit einigen Tagen wieder durch zahlreiche Krypto-Twitter-Feeds. Der Grund: Behörden in den USA stellten den Verwahrdienstleister Prime Trust am 27. Juni unter Konkursverwaltung. Das Unternehmen ist insolvent, wie es heißt, schuldet seinen Kunden mehr als 85 Millionen US-Dollar – hat jedoch nicht mehr als drei Millionen in Reserve. Was jedoch weiter aus den Gerichtsunterlagen hervorgeht, deutet auf skandalöse Machenschaften hin, die zuletzt FTX an den Tag legte. Das könnte sich als großes Problem für den Stablecoin TUSD herausstellen.

In Prime we trust?

Prime Trust ist ein Custodian, zu Deutsch, ein Dienstleister zur Verwahrung der Kryptowährungen seiner Kunden, und zwar in entsprechend gesicherten Wallets. Den Zugang zu diesen soll das Unternehmen jedoch bereits 2021 verloren haben, wie aus den Unterlagen hervorgeht. Die Kunden erfuhren davon nichts. Stattdessen habe das Unternehmen das Geld neuer Nutzer verwendet, um verlorene Kryptos zurückzukaufen und Auszahlungen bedienen zu können. Ähnliches spielte sich im Skandal rund um FTX, Alameda Research und Sam Bankman-Fried ab.

Über mehrere Jahre hinweg scheint das Unternehmen damit sogar davongekommen zu sein, bis Anfang dieses Monats Gerüchte zur Zahlungsunfähigkeit kursierten. Kurz darauf stand eine Übernahme durch den Konkurrenten BitGo im Raum. Im letzten Moment zog BitGo jedoch das Angebot zurück. Wenig später stoppte Prime Trust auf Geheiß der Finanzbehörden Nevadas alle Ein- und Auszahlungen. Der “Beklagte” sei demnach nicht mehr fähig gewesen, “Auszahlungen seiner Kunden zu würdigen”, hieß es in der Anordnung. In der Folge richteten Beobachter ihren Fokus auf den Stablecoin TrueUSD (TUSD), welcher Prime Trust unter anderen für die Umwandlung des Coins zu US-Dollar nutzte.

Wackelkandidat TUSD?

TrueUSD hatte laut eigenen Aussagen bereits vor einigen Wochen seine Beziehung mit Prime Trust beendet. Die Umwandlung des Stablecoins sei aber vom Ausfall des Unternehmens angeblich nicht betroffen gewesen, da man auf andere Dienstleister zurückgreifen konnte.

Doch bleibt fraglich, wie wenig TrueUSD dem Ausfall bei Prime Trust ausgesetzt war, wenn diese bereits 2021 große Teile ihrer Kunden-Assets verloren hatten. Tatsächlich gab es jüngst Ungereimtheiten bei einer Prüfung von TUSDs Reserven durch den Dienst Ripcord. Diese begründete TrueUSD mit “einer Verzögerung im API-Interface eines neuen Bankenpartners”. Gegenprüfen lassen sich die Reserven durch einen Proof of Reserves, den Chainlink bereitstellt.

Als Datenquelle für die Attestierung nennt der Oracle-Dienst darin “The Network Firm”. Doch birgt die Vergangenheit dieses Unternehmens nicht viele Gründe zur Zuversicht. Berichten zufolge, handelt es sich um dasselbe Unternehmen, dass auch mit der Prüfung der Reserven von FTX US beauftragt war. Ursprünglich Armanino genannt, änderte es im Zuge des FTX-Fiaskos seinen Namen. Was das für die Glaubwürdigkeit der TUSD-Reserven bedeutet, steht in den Sternen.

Alles nur FUD?

TUSDs Verbindung zum fallenden Krypto-Custodian Prime Trust und die unklare Lage der Reserven sorgen indes für Unbehagen bei einigen Krypto-Anlegern – und Freude bei Spekulanten. Der Stablecoin verlor jüngst, wenn auch zunächst nur minimal, seine Bindung zum US-Dollar und handelt bei 99 Cent. Es ist nicht die erste Abweichung in den vergangenen Wochen und doch ist die anhaltende Wirkung bedenklich. Die On-Chain-Analyse-Plattform PeckShield meldet derweil weitere Abverkäufe von TUSD bei Curve und anderen Handelsplätzen.

Wie Adam Cochran auf Twitter berichtet, habe es zudem vor kurzem verdächtig große Mints des Stablecoins gegeben, welche die Marktkapitalisierung rasant ansteigen ließen. Diese sind angeblich direkt zur Krypto-Börse Binance geflossen, die neuerdings eine Werbeaktion fährt, bei der keine Gebühren auf Handelspaare mit TUSD anfallen. Seit der Einstellung des eigenen BUSD-Stablecoins erfreute sich TUSD großer Beliebtheit auf Binance. Beispielsweise zur Hinterlegung von Sicherheiten oder für die Teilnahme an Token Launch Events.

Bis zum 8. Juli könnte nun ein Verkaufsdruck von 590 Millionen US-Dollar auf den Stablecoin zukommen, wenn Nutzer ihre Belohnungen in den Token-Launchpools freischalten. Möglicherweise kommt es im Laufe der nächsten Tage zur Kettenreaktion und TUSD kollabiert. Bis also Klarheit über dessen Reserven und verbleibenden Bankenpartner herrscht, werden Krypto-Anleger mal wieder starke Nerven brauchen.

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