Ausgefeiert NFT-Markt in der Sinnkrise

Meme minten und reich werden: das war mal. Der NFT-Hype ist verflogen, der Markt im Stimmungsloch. Das ist auch gut so.

Moritz Draht
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Beitragsbild: Shutterstock

2,9 Millionen US-Dollar brachte der erste Tweet in NFT-Form seinem Schöpfer, dem Twitter-Erfinder Jack Dorsey ein. Das war im März letzten Jahres. Derselbe NFT steht wieder zum Verkauf, aktuelles Höchstgebot: 133 US-Dollar. Von Hitzewelle keine Spur, die Stimmung am NFT-Markt ist am Gefrierpunkt. Und die Abkühlung war bitter nötig.

NFT-Stimmungsloch

Bärenmarkt, Krise, Crash: Wie man es auch nennt, der Krypto-Markt hat schon rosigere Zeiten erlebt. Bitcoin quält sich weiter an der 20.000-Marke ab, Ethereum rutscht verdächtig in die Nähe von 1.000 US-Dollar, vom drei Billionen US-Dollar Rekordhoch der Gesamtmarktkapitalisierung ist noch ein Drittel übrig. Ukraine-Krieg, Inflation und Energieknappheit haben ihre Spuren an den Finanzmärkten hinterlassen, die Risikospielwiese Krypto musste besonders Federn lassen.

Wöchentliches NFT-Handelsvolumen, Quelle: Dune Analytics

Und am NFT-Markt? Ein ähnliches Gesamtbild: im Rekordmonat Januar lag das Handelsvolumen noch bei 17 Milliarden US-Dollar. Letzten Monat: eine Milliarde US-Dollar. Im Juli könnte das Handelsvolumen an allen Marktplätzen erstmals seit einem Jahr wieder unter die Marke von einer Milliarde US-Dollar rutschen.

“Definitiv nicht tot”

Ernüchternde Zahlen, Grund zur Sorge? Keineswegs, meint Gopi Kannappan, Chief Product Officer beim NFT-Startup bitsCrunch, gegenüber BTC-ECHO. “Das Volumen des NFT-Marktes hat sich im Juni 2022 definitiv verlangsamt, was jedoch größtenteils auf die Faktoren der Weltwirtschaft zurückzuführen ist und nicht auf ein isoliertes Problem des NFT-Markts”, so der Experte. “Andere Kennzahlen wie die Entwickleraktivität und die Zahl der neuen Nutzer im NFT-Ökosystem sind auch unter den schwierigen weltwirtschaftlichen Bedingungen stetig gewachsen”.

Der NFT-Markt sei “dynamisch”, aber “definitiv nicht tot”. Alles eine Frage der Perspektive: “Wenn wir herauszoomen und uns das vierteljährliche Handelsvolumen ansehen, dann sehen wir, dass das Handelsvolumen von Q2-2022 das von Q4-2021 um vier Prozent bei Ethereum übertraf”. Zeitgleich verzeichneten “alle anderen globalen Finanzmärkte ein negatives Wachstum”.

Totgesagte leben länger

Was sich am NFT-Markt beobachten lässt, ist weniger das schleichende Ende einer Technologie. Es ist das Platzen einer von Spekulanten aufgeblähten Blase. Wie sich herausstellt, scheinen doch nicht alle davon überzeugt, dass der kulturgeschichtliche Status des ersten Tweets vergleichbar mit der Mona Lisa sei – wie sein Käufer Sina Estavi damals schwärmte.

Das ist nicht nur ein Tweet! Ich denke, Jahre später werden die Leute den wahren Wert dieses Tweets erkennen, so wie das Gemälde der Mona Lisa.

Sina Estavi, Bridge Oracle CEO, erwarb den ersten Tweet als NFT im März 2021

Weg vom Bling-Bling gehypter Meme-Bildchen und Platz für bodenständige Projekte schaffen – in der NFT-Identitätskrise könnte auch eine Chance liegen. Kunst, Web3, Metaverse: die Anwendungsmöglichkeiten für NFTs werden nicht weniger, im Gegenteil. Die Technologie erfüllt viele Brückenfunktionen in der Digitalisierung. Schneller noch als Kryptowährungen scheinen sich NFTs dabei auch im Mainstream zu verankern, die Social-Media-Welt um Instagram, Twitter und Meta, ehemals Facebook, hat sich längst um Einbindungen bemüht.

Das Überangebot wird dem Markt aber auch zum Verhängnis, zumindest, wenn NFTs als Wertanlage verkauft werden. Das sind sie nicht, jedenfalls nicht in der Masse. An Wachstumspotenzial und Möglichkeiten, NFTs sinnvoll einzusetzen, mangelt es dafür nicht. Ob Tweets dazu zählen? Fraglich.

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