NEAR-CEO im Interview “Wir stehen an einem großen Wendepunkt”

Von Circle zur CEO der NEAR-Foundation: Marieke Flament über den Clash zwischen Krypto und der Finanzwelt, NEARs Ansatz und die Macht von Optimismus.

Giacomo Maihofer
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Marieke Flament von NEAR

Beitragsbild: NEAR

| Marieke Flament, CEO der NEAR Foundation

Open Source, bequem und schnell: Seit 2020 ist NEAR als Blockchain im Rennen um die Zukunft. Aktuelle Marktkapitalisierung: fast zwei Milliarden US-Dollar. Damit rangiert das Projekt auf Platz 37 der Top-Kryptowährungen. Gegründet wurde NEAR von Ex-Google und -Microsoft-Mitarbeitern. Und kommt mit eigenem Konsensalgorithmus: Doomslug. Marieke Flament leitet die dazugehörige Stiftung seit Januar 2022. Vorher arbeitete sie bei LVMH, Mettle und baute Stablecoin-Anbieter Circle mit auf. BTC-ECHO traf Flament auf der Paris Blockchain Week zum Gespräch. Im Folgenden Auszüge aus unserem Interview mit Flament, das ihr in Gänze in der kommenden Juni-Ausgabe des BTC-ECHO Magazins lesen könnt.

BTC-ECHO: Du schreibst in einem Post auf LinkedIn: Wir befinden uns in einem Krieg der Ideologien. Was meinst du damit?

Marieke Flament: Es geht für mich darum: Wer trifft die wichtigen Entscheidungen? Und wie transparent sind sie? Nehmen Sie DAOs: Oft bestehen sie zwar nur aus wenigen Leuten. Aber es ist transparent, wie sie ihre Entscheidungen treffen. Das ist eine Ideologie. Die andere ist die Finanzpolitik der Zentralbanken, das Quantitative Easing: Wer und warum drucken wir Geld?

Der Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) hat für mich viele Fragen über das Zusammenspiel zwischen dieser traditionellen Finanzwelt und Krypto aufgeworfen. Wenn in der “realen” Welt etwas schiefgeht, können die Versprechen von Krypto scheitern. USDC ist der am stärksten regulierte Stablecoin – das Aushängeschild der Branche. Und doch wurde er durch das traditionelle System in Gefahr gebracht, weil man große Reserven bei SVB lagerte.

Und dann hast du die Reaktion der US-Regierung: Sie schloss die Signature Bank, auch wegen ihrer Verbindungen zu Krypto, und erklärte: Die Branche sei toxisch. Die US-Regierung kann einfach kommen und sagen: Wir wollen Paxos nicht. Ich finde das beängstigend. Und die SEC fordert von Projekten: Kommt und registriert euch bei uns. Die Industrie liest das so: “Klar, wir kommen vorbei. Und dann schießt ihr uns in den Kopf.” Mein Gefühl ist: Wir stehen an einem großen Wendepunkt.

Du hast bei großen Konzernen gearbeitet, warst dann ab 2015 bei Circle und hast die Branche nach vier Jahren wieder verlassen. Was hat dich letztes Jahr zurück zu Krypto geführt und vor allem, zu NEAR?

Meine Frustration in der ersten Kryptowelle war: Das hier ist zu langsam und umständlich. Es lässt sich nicht benutzen. Wenn ich auf Krypto-Konferenzen war, lief es oft so: Ich gehe rein, es waren nur Typen da. Alles sehr Bro-mäßig. Manchmal wusste ich nicht mal, was die Leute da reden.

NEAR fühlt sich anders an. Schnell und einfach zu nutzen. Selbst meine Mutter kann eine Wallet aufmachen. Die Community ist inklusiv: Die Leute kommen aus aller Welt. Du kannst ihnen jede Frage stellen und sie erklären es dir in einfachen Begriffen. Die erste NEAR-Konferenz war magisch für mich. Ich dachte: Das hier fühlt sich richtig und gesund an. Ein Diamant in der Mache.

BTC-ECHO: Auf deiner LinkedIn-Seite steht, eines deiner Lebensprinzipien lautet: “Optimismus ist ein Kraftmultiplikator”. Was bedeutet das für dich?

Ich bin Französin und wir sind oft mürrisch. Dann habe ich einige Jahre in China gelebt. Ihre Weltsicht lautet: Es gibt immer eine Lösung. Ich konnte mich in kleine Dörfer verirren und fragte mich: Oh, wie komme ich nur an diesen Punkt? Oder: Wie bekomme ich genug Essen für den Tag. Es gab immer eine Lösung. Auch mein Mann hat mich geformt. Er ist ein extrem positiver und achtsamer Mensch. Unsere Klassenkameraden nannten ihn immer Buddha.

Es ist wichtig, realistisch zu sein. Aber auch: optimistisch. Ich lebe nicht im Lala-Land. Manchmal schaue ich mir die Welt an und bin verängstigt. Ich denke an all die großen Machtspiele und was da hinter den Bühnen vor sich geht. Es macht keinen Sinn, sich als machtloses Opfer zu sehen, das führt in eine Abwärtsspirale. Wir haben es in der Hand und können optimistisch sein. Wir müssen nur unsere Arbeit tun, richtig?

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