Keine überzeugenden Narrative, stockende ETF-Zuflüsse, eine im Vergleich zum großen Rivalen Bitcoin enttäuschende Kursentwicklung – die vergangenen 12 Monate waren für Ethereum definitiv keine leichte Zeit. Umso beeindruckender erscheint das Comeback der zweitgrößten Kryptowährung seit Anfang Juli: Nach einem Kurszuwachs von über 50 Prozent handelt Ethereum aktuell nur noch knapp vor der 4.000 US-Dollarmarke. Das Sentiment drehte sich einmal um 180-Grad: Herrschte noch vor wenigen Monaten eine regelrechte Untergangsstimmung, überbieten sich Krypto-Fans in den Sozialen Medien nun mit bullishen ETH-Kursprognosen.
Wie aus dem Drehbuch wirkt das Szenario, vor dessen Hintergrund Ethereum nun sein zehnjähriges Jubiläum feiern darf. Ein Mitarbeiter der Foundation hebt begeistert hervor: “Ethereum ist seit zehn Jahren ohne Unterbrechung und ohne Wartungsarbeiten online.” Im gleichen Zeitraum sei sogar Facebook für 14 Stunden ausgefallen, Amazon Kinesis für 17 Stunden eingefroren und bei Cloudfare fielen gleich 19 Rechenzentren aus. Einen kleiner Seitenhieb gegen die Konkurrenz von Solana kann er sich nicht verkneifen: “Alternative Layer 1s…na ja, ihr wisst schon”.
Das stolze Resumée des ETH-Insiders: “Ethereum hört nie auf, nicht durch Forks, Crashs, Blasen, Klagen, Hacks, Kriege und jede Art von Drama, die das Internet mit sich bringt.” Anlässlich des großen Jubiläums gibt es ein kostenlose Ethereum Torch NFT, welches Krypto-Nutzer noch bis zum 31. Juli um 14.00 Uhr minten können. Dass Vitalik Buterin, die Ethereum Foundation und viele ETH-Langzeitanleger derzeit so optimistisch sind, dürfte neben der Netzwerk-Resilienz auch an den massiven ETF-Nettozuflüssen liegen. Im laufenden Handelsmonat sammelten die ETH-Indexfonds von BlackRock, Fidelity und Co. bereits über 5 Milliarden US-Dollar ein, was einer Kampfansage gegen die über lange Zeit hinweg unangefochtenen Bitcoin ETFs gleichkommt.
Unternehmen entdecken Ethereum für sich
Dass die Erzählung von Ethereum im Vergleich zum “digitalen Gold” Bitcoin deutlich komplexer ausfällt, dürfte einer der elementaren Gründe für die Startschwierigkeiten der Ether ETFs gewesen sein. CoinShares-Experte Luke Nolan erklärt: “Sie setzt ein tieferes Verständnis für den Markt sogenannter Smart-Contract-Plattformen voraus – also für die Anwendung programmierbarer Logik, die in Applikationen, Dienstleistungen und Ähnliches mündet.” Jetzt aber profitiert die zweitgrößte Kryptowährung umso stärker, weil eine Krypto-freundliche SEC unter Paul Atkins die Inklusion von Staking-Optionen deutlich wahrscheinlicher macht. Das heißt: Im Gegensatz zu Bitcoin-Produkten könnten traditionelle Anleger mit den Ethereum ETFs bald regelmäßige Ausschüttungen bekommen, ähnlich den beliebten Dividenden bei vielen milliardenschweren Aktien-ETFs.

Parallel zum ETF-Boom haben Ethereum-Treasury-Firmen frei nach dem Vorbild der Bitcoin-Strategie von Michael Saylor seit Anfang Juni schon 1 Prozent des gesamten Ether-Angebots aufgekauft, wie ein neuer Report von Standard Chartered enthüllt. Joe Lubin, CEO des ETH-Strategieunternehmens SharpLink, erklärte jüngst seine Präferenz für Ethereum statt Bitcoin: “Die Verwendung von Ether [als Reserveasset] ist tatsächlich viel mächtiger, weil Ether ein produktiver und ertragreicher Vermögenswert ist.” Mit seiner Firma hält er inzwischen 438.190 ETH im Wert von 1,66 Milliarden US-Dollar.
Geht es nach dem Bankreport, dürfte der Ether-Treasury-Hype jetzt aber erst so richtig durchstarten. Die Analysten prognostizieren: “[Die Firmen] könnten am Ende 10 Prozent aller ETH besitzen, was einer Verzehnfachung der aktuellen Bestände entspricht.” Für die Nutzer der dezentralen Krypto-Wettplattform Polymarket ist daher klar: Die ETH-Kursrallye hat bis Ende 2025 noch deutlich Luft nach oben. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ether bis Jahresende auf 5.000 US-Dollar steigt, liegt auf Polymarket bei 53 Prozent. Nur eine 9-prozentige Chance gibt es jedoch dafür, dass der ETH-Kurs die magische 10.000 US-Dollarmarke knacken könnte. Krypto-Milliardär Arthur Hayes sieht das ganz anders.

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