54 Prozent in einer Woche Ist der Knoten bei Ethereum geplatzt?

Steigende Nachfrage, gesunde On-Chain-Daten, ein dickes Kursplus und den Ethereum Merge vor der Brust: nur ein Strohfeuer oder die Trendwende für Ether?

Moritz Draht
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Ethereum-Münze

Beitragsbild: Shutterstock

| Der anstehende Konsensumstieg stimmt ETH-Anleger:innen bullish.

54 Prozent in einer Woche: Allmählich scheint sich der Schalter bei Ether umzulegen. Die On-Chain-Daten stimmen zuversichtlich, zumal als großes Ereignis noch der Ethereum Merge bevorsteht. Das kurze Kurs-Aufflackern sollte aber mit Vorsicht genossen werden.

Ethereum-Nachfrage steigt

Wohl auch wegen verlockend günstiger Einstiegsmöglichkeiten zeichnete sich unter Kleinanleger:innen zuletzt eine steigende Nachfrage nach Ether ab. Der Anteil derjenigen, die mindestens einen Ether besitzen, ist dem Blockchain-Analyseunternehmen Glassnode zufolge in den letzten Wochen konstant gestiegen. Aktuell zählt das Ethereum-Netzwerk über 1,5 Millionen solcher Adressen – Rekordhoch.

Anzahl der Adressen mit mindestens einem Ether. Quelle: Glassnode

Auch unter Großinvestor:innen werden günstige Kaufgelegenheiten gewittert. Seit Anfang Mai ist die Anzahl der Adressen, die zwischen 1.000 und 100.000 Ether verwalten, um 131 auf 6.600 gestiegen.

Börsen-Bestände fallen

In der Konsequenz schrumpft die Angebotsseite – die von Börsen verwalteten Ether-Bestände nehmen ab. Anfang Juli lagen die noch bei 21,8 Millionen. Inzwischen ist der Vorrat um eine Million auf 20,8 Millionen Ether gesunken.

Ether-Bestände an Börsen. Quelle: Glassnode

Traffic kommt zurück

Die Netzwerkaktivitäten in Form getätigter Transaktionen nehmen zeitgleich wieder Fahrt auf. Mit 870.000 Transaktionen wurde 26. Juni ein Jahrestiefpunkt erreicht. Keine vier Wochen später sind es wieder deutlich über eine Million Transaktionen auf Ethereum.

Anzahl getätigter Transaktionen auf Ethereum. Quelle: Glassnode

Warten auf den Ethereum Merge

Für Bewegung dürfte auch der Konsensumstieg von Ethereum auf Proof of Stake sorgen. Nach erneuten Verzögerungen steht der 19. September als vorläufiges Datum – noch eher auf wackligen Beinen. “The Merge”, der Zeitpunkt, an dem Ethereum auf das umweltfreundliche Konsensverfahren umstellt, könnte vorab eine Kursrallye auslösen, wie es häufig bei Netzwerk-Upgrades zu beobachten ist.

Abgesehen vom Staking selber, einer Anlagemöglichkeit, bei der Renditen auf hinterlegte Ether erzielt werden, ändert sich für Anleger:innen durch den Merge aber zunächst nichts. Erst in weiteren Entwicklungsphasen werden auch Skalierungslösungen integriert, die die Blockchain leistungsfähiger, folglich günstiger machen. Spätestens dann steigt auch die Attraktivität von Ethereum für den NFT- und DeFi-Markt wieder, aus denen Teile wegen zu hoher Gebühren auf alternative Blockchains ausgewichen sind.

Nur ein Strohfeuer?

Der “Merge-Effekt” könnte also auch unmittelbar verpuffen. Ebenso die aktuell steigende Nachfrage unter Anleger:innen. Die On-Chain-Daten sehen zwar auf den ersten Blick verlockend aus, daraus eine längerfristige Tendenz abzuleiten, wäre aber falsch.

Kursausreißer können täuschen. Am hochvolatilen Krypto-Markt insbesondere. Angesichts global wackelnder Finanzmärkte und den Auslösern davon sind auch größere Rücksetzer nicht ausgeschlossen. Den Anfang hat Ether gemacht und sich mit einer Steigerung von 500 US-Dollar in einer Woche wieder etwas Luft verschafft, braucht aber einen langen Atem, um wieder in Regionen von 3.500 US-Dollar wie noch Anfang April zu kommen.