Fragwürdige Dezentralität Made in China: Kommen gerichtliche Siegel auf Blockchain-Basis?

Ein Pekinger Gericht versiegelt Türen nun mithilfe eines Blockchain-Systems. Das zeigt, wie kontrovers das Verhältnis Chinas zu der Technologie ist.

David Scheider
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Justitia vor chinesischer Flagge

Beitragsbild: Shutterstock

Das chinesische Verhältnis zur Blockchain ist gespalten.

Mit der Ankündigung der chinesischen Regierung, noch in diesem Jahr eine staatliche Kryptowährung, eine sogenannte CBDC (Central Bank Digital Currency) zu emittieren, nimmt die Führung des bevölkerungsreichsten Landes der Erde mittlerweile eine Vorreiterrolle in der Pervertierung der Blockchain-Idee ein. Schließlich ist einer der Grundgedanken von Kryptowährungen wie Bitcoin seine dezentrale Struktur, die ohne das Vertrauen in Dritte auskommt. In China dürfte die Anwendung der Blockchain-Technologie aber eher zu mehr Überwachung führen.

Gerichtssiegel auf Blockchain-Basis

Nun soll die Technologie auch bei Gericht angewandt werden. Denn wie die chinesische Global Times berichtet, testet ein Pekinger Gericht den Einsatz der Blockchain, um Türen zu versiegeln. Demnach hat das Volksgericht im Haidian District ein Gebäude in Chaoyang auf diese Weise elektronisch verschlossen.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Papiersiegeln kommt das Blockchain-Siegel mit einigen Vorteilen für die Behörden. Denn wer das Siegel bricht, löst automatisch eine Videoaufzeichnung aus und kann davon ausgehen, dass das System die zuständige Polizeibehörde informiert. Den Delinquenten warnt eine elektronische Stimme zudem vor den Konsequenzen seiner Tat.

Über die technischen Details des Blockchain-Siegels ist indes wenig bekannt. So ist völlig unklar, ob man den Begriff nur synonym für Automatisierung nutzt, oder ob die Daten wirklich auf einem verteilten Protokoll abgelegt werden. Im letzteren Fall könnte man immerhin auf die Authentizität der Daten bei Gerichtsverhandlungen setzen.

Das Märchen von der dezentralen Blockchain-Technologie

Einst stand die Blockchain für den Schutz vor staatlicher Überwachung. Satoshi Nakamoto verstand sein Projekt als Abwehrmechanismus vor staatlichem Bestreben, in die Freiheitsrechte der Menschen einzugreifen. Mit Berichten wie dem über die Anwendung der Technologie in staatlichen Behörden scheint aber klar, dass die staatliche Vereinnahmung droht.

Zuletzt berichtete BTC-ECHO über das kontroverse Verhältnis zwischen China und Kryptowährungen wie Bitcoin. Bitcoin-Börsen sind im Reich der Mitte etwa verboten – trotzdem sorgte der chinesische Hersteller für Mining Hardware Ebang zuletzt für Furore. Nach dem Börsengang an der Nasdaq will sich der Krypto-Gigant mit einer Offshore Exchange ein zweites Standbein aufbauen.

Mit der Blockchain kann sich die Führung des Landes aber eher anfreunden. Schließlich pochte Zentralbankchef Fan Yifei jüngst auf eine schnelle Umsetzung der Technologie. Bis nächstes Jahr will man einen entsprechenden Plan erarbeiten.

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