Interview Wie verrückt ist die Krypto-Community, Herr Pieper?

In Lissabon sprach BTC-ECHO auf dem Staking Summit mit Philipp Pieper. Wie der Swarm-CEO die Krypto-Community hier wahrnimmt, erzählt er im Interview.

Daniel Hoppmann
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Philipp Pieper

Beitragsbild: BTC-ECHO

| Philipp Pieper hat im Krypto-Space schon einiges gesehen, wie er im Interview verrät.

Philipp Pieper ist bereits seit 2014 im Krypto-Space, lebte insgesamt 16 Jahre in den USA und erlebte dabei allerlei Verrücktes. Heute bietet er mit der Tokenisierungsplattform “Swarm” einen regulierten Staking-Service für institutionelle Kunden, ist Mitglied im Digital Finance Forum von Bundesfinanzminister Christian Lindner, und hat die Entwicklung Lissabons zum Krypto-Hub hautnah miterlebt. BTC-ECHO traf den Unternehmer am Rande des Staking Summits zum Interview.

BTC-ECHO: Du warst bereits mehrere Male in Lissabon. Wie hast du die Entwicklung zum Krypto-Hub miterlebt?

Philipp Pieper: Das reicht weit zurück. Bereits Anfang der 2000er wurde Lissabon zu einem guten Standort für Outsourcing. Die Stadt flog da aber ein bisschen unter dem Radar, weil viele nach Osteuropa blickten. Die Gründe waren einfach: Gute Qualität für einen guten Preis in einer wunderschönen Umgebung mit Kreativpotenzial.

Dann kamen zwei Sachen. Einmal die “Digital Nomad”-Initiative und als Zweites die vorteilhafte Steuergesetzgebung. Da wurde mit sehr viel Klarheit agiert, um dem Space die Möglichkeit zu geben, Krypto-Gelder in das normale Fiat-System zu überführen. Das war schon ein starker Treiber, der durch den Netzwerkeffekt sich weiterverbreitet hat. Heute ist Lissabon, neben Berlin, das veritable Krypto-Hub in Europa.

Ist es Steuerflucht, was Digital Nomads antreibt?

Das kann man nur so sehen. Ich denke, der Antrieb ist nicht nur Steuern zu sparen, sondern auch Innovation zu betreiben. Bevor ich mit lauter Fragezeichen in anderen Umgebungen bin, komme ich lieber hierher.

Wie verrückt ist die Krypto-Community in Lissabon?

Ich habe an anderen Orten der Welt tatsächlich wesentlich verrückteres erlebt. Als ich 2014/15 in den Space gekommen bin, wohnte ich damals in Palo Alto neben einem Krypto-Haus – dem “Love Nest”. Da gingen allerlei interessante Menschen ein und aus.

Aber ich erlebte damals auch Investoren im Silicon Valley, die gesagt haben: “Ich investiere nur, wenn ich mit dir zusammen Ayahuasca gemacht habe.” Insofern war das Verhalten in der Krypto-Community in Lissabon weniger schockierend.

Es war damals eine sehr frühe Phase, in der sich obskure Menschen unter libertären Gesichtspunkten in der Community engagierten. Das waren nicht nur Techno-Bros, sondern auch Leute, die einfach den Glauben an das System verloren hatten. Die ein alternatives System aufbauen wollten.

Als Industrie haben wir uns aber weiter entwickelt. Ich verweise nur auf die Institutionelle- oder Banking-Landschaft, die man mittlerweile auch antrifft. Die Crowd hat sich geändert und ist mit der Community von damals nicht mehr zu vergleichen. Und das ist auch gut so.

Kommen die Themen Krypto, Bitcoin, Blockchain auch bei der hiesigen Bevölkerung an?

Ich glaube, das ist ein schwieriges Thema. Die Menschen hier sind noch nicht sehr wohlhabend. Viele der Digital Nomads, ob Krypto oder nicht Krypto, tragen zur Gentrifizierung bei. Da kommen Leute mit Start-up- oder Krypto-Geld und kaufen sich schöne Immobilien. Die Locals hier sehen das sehr skeptisch, freuen sich aber auch über den ökonomischen Durchfluss, der hier stattfindet.

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