Krieg in Israel: Hat Binance die Hamas-Finanzierung toleriert?

Neue Verbindungen zwischen der Krypto-Welt und dem Krieg in Israel: Wie Recherchen ergeben haben, soll Binance bereits seit 2019 über Hamas-Konten Bescheid gewusst haben. Hat die Krypto-Börse die Augen geschlossen? Der Krieg in Israel und die Angriffe durch die Hamas betrifft auch die Welt der Kryptowährungen. Denn die Hamas hat sich bereits seit Jahren unter anderem durch Kryptowährungen finanziert. Nach letzten Informationen spielte Binance dabei eine wichtige Rolle. Wusste die weltgrößte Krypto-Börse von den Hamas-Wallets? Eine Analyse. Israel: Behörden kooperieren mit Binance Wie am 10. Oktober bekannt geworden ist, hat die israelische Polizei erfolgreich Krypto-Wallets der Terrororganisation Hamas eingefroren. Dafür hatte sie unter anderem Unterstützung von der Krypto-Börse Binance bekommen. Die Hamas-Gelder waren auch über die Börse geflossen. https://twitter.com/israelpolice/status/1711656113618157770 Allein in den letzten beiden Jahren waren durch Kryptowährungen 150 Millionen US-Dollar an palästinensische Terrororganisationen geflossen. Einer der Hauptgeldgeber: der Iran, von dem auch ein großer Teil der Waffenlieferungen kommen. Friedrich Schneider, emeritierter Professor am Research Institute for Banking and Finance von der Universität Linz und Autor der Publikation "Ursachen und Wirkung des weltweiten Terrorismus" schätzt die Relevanz von Kryptowährungen in der Terrorismusfinanzierung gegenüber BTC-ECHO hoch ein: [Kryptowährungen sind] für alle Terrororganisationen sehr wichtig, da sie nicht rückverfolgbar sind. Es geht auch schnell und ist absolut sicher. Prof. Friedrich Schneider, Universität Linz Zeit, dem Geld zu folgen: Seit wann spielen Kryptowährungen eine Rolle in der Terrorismusfinanzierung? Die Gelder fließen seit 2019 Tatsächlich ist die Hamas bereits seit längerer Zeit im Krypto-Sektor tätig. So kamen bereits im Jahr 2019 die ersten Berichte auf, dass die Terrororganisation Krypto-Spenden akzeptiert, um ihre Tätigkeiten zu finanzieren. Quelle: Elliptic.com/Screenshot BTC-ECHO Erst Anfang 2023 hat die Hamas Bitcoin-Spenden "zum Schutz der Spender" eingestellt. Die Transparenz der Blockchain war ihnen in die Quere genommen. Schließlich ist die Kryptowährung pseudonym – man kann die Transaktionen leicht zurückverfolgen. Danach ist man offenbar auf Privacy Coins wie Monero (XRM) umgestiegen. Hier ist das Nachverfolgen der Geldströme so gut wie unmöglich. Was ist mit den Sicherheitsvorkehrungen? Wer sich einmal auf einer Krypto-Börse angemeldet hat, wird bemerkt haben, dass für den aktiven Handel mit Kryptowährungen eine Registrierung mit Ausweis und entsprechenden Identitätsnachweisen nötig ist. Die Know-Your-Customer-Regelungen, denen sich seriöse Exchanges verschreiben, sollen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung verhindern. Dass die Hamas dennoch Binance genutzt hat, um Gelder zu transferieren, lässt zwei Schlüsse zu. Entweder hat Binance wissentlich Hamas-nahe Konten zugelassen. Oder aber die KYC-Verfahren sind nicht so zuverlässig, wie Binance behauptet. "Wir sehen das Böse, aber wir verschließen beide Augen" Tatsächlich stehen die Chancen gut, dass das erste Szenario zutrifft. Im April dieses Jahres war bekannt geworden, dass Binance bereits seit 2019 über Hamas-Aktivitäten auf ihrer Plattformen Bescheid gewusst haben soll. Grundlage für die Enthüllungen war eine Klage der Commodities and Futures Trading Commission (CFTC) gegen Binance. Samuel Lim, der damalige Compliance-Beauftragte bei Binance, soll laut Guardian gegenüber einem Kollegen erwähnt haben, dass terroristische Organisationen eher kleinere Summen transferierten. Schließlich qualifiziere man sich bei größeren Summen für etwaige Geldwäsche. Der Geldwäschebeauftragte der größten Krypto-Börse der Welt soll laut selben Informationen sogar gesagt haben: "Wir sehen das Böse, aber wir verschließen beide Augen." Wie der Guardian weiter berichtet, habe Binance auch im Falle, dass man Accounts schließen hätte müssen, ein klares Vorgehen gehabt: "Sie können mit einem anderen Account wiederkommen. Aber diesen müssen wir schließen." Auf Nachfrage von BTC-ECHO kommentiert Binance die Vorwürfe der CFTC nicht. Vielmehr verweist die Krypto-Börse auf ihre "aktive Zusammenarbeit mit Strafverfolgungsbehörden und Regulatoren" sowie die "proaktive Beteiligung an den Ermittlungen". Wir sind stolz darauf, dass wir durch unsere Zusammenarbeit einige der wichtigsten Finanzierungsoperationen zur Terrorismusbekämpfung unterstützt haben. Dazu gehören die erfolgreiche Unterbrechung der Blockchain-Finanzierung des Korps der Islamischen Revolutionsgarden - Quds Force in Iran, die Festnahme mehrerer prominenter Mitglieder der Terrorgruppe Islamischer Staat in Tadschikistan und zahlreiche andere Fälle weltweit. Binance-Sprecher gegenüber BTC-ECHO Was man der Krypto-Börse zugute halten muss: Die Chatlogs, auf die sich die CFTC-Anklage bezieht, stammen aus den Jahren 2018 und 2019. Ob die damaligen Zustände repräsentativ für heutige Zustände sind, kann man nicht sagen. Ein Fass ohne Boden Selbst, wenn Binance seine Policy künftig verschärfen würde und Terrororganisationen auf der Börse keine Chance mehr hätten, würde das die Finanzierung von Terrororganisationen nicht verhindern können. Auf die Frage, ob erschwerte Zugangshürden für Krypto-Börsen bei der Terrorismusbekämpfung helfen könnten, antwortet Friedrich Schneider gegenüber BTC-ECHO: Ich glaube das nicht, denn es gibt sehr viele Möglichkeiten in vielen Ländern, damit zu spenden, bzw. Geld zu transferieren. Prof. Friedrich Schneider, Universität Linz Selbst traditionelle Geldinstitute scheinen nicht immer die wachsamsten Augen zu haben. Wie die israelische Polizei über Twitter mitteilt, habe die Hamas auch bei der britischen Barclays einen Account gehabt. https://twitter.com/israelpolice/status/1711656117346914400 Krypto-Geldströme erschweren Strafverfolgung Aber auch im Krypto-Space gibt es noch zahlreiche Anlaufstellen, die terroristische Organisationen nutzen können. Wie Dr. Nino Goldbeck, Oberstaatsanwalt der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) gegenüber BTC-ECHO im Interview zu Cybercrime-Bekämpfung erklärt, gibt es verschiedene Hürden, die es den Ermittlern weltweit schwer machen. Bei Krypto-Mixern wie Tornado Cash oder auch bei kleineren unregulierte Börsen sei es mitunter schwer, an Informationen zu kommen: Die Zuordnung der Transaktionen und Adressen gestaltet sich oft schwierig, etwa wenn es um Cold Wallets oder bestimmte Krypto-Börsen geht. Dr. Nino Goldbeck, Oberstaatsanwalt ZCB Auch der DeFi-Space bietet indessen Möglichkeiten, sich unter dem Radar zu bewegen. Schließlich muss man sich gerade bei dezentralen Exchanges (DEX) weder registrieren noch anmelden, um Kryptos zu tauschen. Laut einer Recherche von Elliptic nutzt die Hamas unter anderem auch SunSwap, das DeFi-Protokoll von Justin Sun, um Gelder zu transferieren.

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