„Ich würde Bitcoin nicht als digitales Gold bezeichnen“ – Vaultoro-Gründer im Interview

Inzwischen wird Bitcoin immer öfter als digitales Gold bezeichnet und dient vielen Investoren als Anlagealternative zum Edelmetall. Beide Güter sind begrenzt und versprechen im Gegensatz zu Fiatwährungen, die beliebig „gedruckt“ werden können, Inflationsschutz und Risikoabsicherung. Die Geschwister Joshua und Philip Scigala haben dies als Anlass genommen und mit ihrem Unternehmen Vaultoro eine Schnittmenge zwischen beiden Anlagegütern geschaffen. Bereits seit 2011 dient Vaultoro als Börse, die sich auf den Handel mit Gold und Bitcoin spezialisiert hat. Wir haben die Geschwister in ihrem Berliner Office getroffen, um über die Beziehung zwischen Gold und Bitcoin zu sprechen.

Christian von Fellenberg
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Beitragsbild: Vaultoro Press

Hallo Philip, Hallo Joshua. Könnt ihr zu Beginn des Interviews einmal kurz erklären, wie eure Börse funktioniert und warum ihr Vaultoro gegründet habt?

Wir haben Vaultoro entwickelt, weil wir eine Lösung gesucht haben, um Bitcoin in einen bankenunabhängigen, stabilen Wert umzutauschen. Als Mt. Gox kollabiert ist, haben nicht nur viele Leute ihre Bitcoin verloren, sondern auch Millionen von Euro sind einfach eingefroren worden. Wir wollten eine Lösung entwickeln, bei der der Kunde einfach sicher ist.

Durch unseren Partner Pro Aurum Schweiz kann man jetzt echtes physisches Gold auf unserer Plattform handeln, welches nach Erwerb komplett Eigentum des Kunden ist.

Ergibt es eurer Meinung nach überhaupt Sinn, Bitcoin und Gold miteinander zu vergleichen, gar Bitcoin als digitales Gold zu bezeichnen?

Ich würde Bitcoin nicht als digitales Gold bezeichnen, dafür ist die Kryptowährung viel zu volatil. Das Einzige, was Gold und Bitcoin miteinander verbindet, ist die Knappheit. Ob Bitcoin auf lange Sicht eine Wertanlage wird, ist abzuwarten. Ich glaube, Bitcoin wird sich, wenn ein paar Skalierungsprobleme gelöst sind, als Bezahlnetzwerk durchsetzen und nicht als Wertanlage, wobei auch dort andere Kryptowährungen die Nase vorn haben und sich schnell als Konkurrenz durchsetzen könnten.

Wie bewertet ihr die Korrelation zwischen dem Bitcoin- und dem Goldkurs? Gibt es überhaupt eine oder ist die Korrelation nur ein Missverständnis?

Der Goldkurs orientiert sich an mehreren volkswirtschaftlichen Faktoren und läuft meistens parallel zur Wirtschaftslage der Welt. Allerdings kaufen viele Leute Gold, wenn es mal bei den Börsen nicht so rund läuft. Gold wird immer noch als Absicherung gegen Werteverlust gesehen. Sollte es einmal zum Crash kommen, ist jeder, der Gold besitzt, wenn sich die Wirtschaft erholt, gut bedient. Es gibt bei Bitcoin ähnliche Kaufschübe, aber dafür ist der Markt noch zu klein. Der Bitcoin-Kurs reagiert meistens kurzfristig auf Neuigkeiten aus Korea oder China.

Viele Kryptobörsen sind in der Vergangenheit Opfer von Hackerattacken geworden. Wie gewährleistet ihr, dass die Einlagen sicher verwahrt sind?

Wir lagern die Bitcoin unserer Kunden mit verschiedenen Multi-Signature-Bitcoin-Wallets und sogenannten „Cold-Wallets“, welche sehr sicher verwahrt sind. Die Goldbestände unserer Kunden sind dagegen sicher im Zollfreilager in der Schweiz eingelagert und gegen Diebstahl und Brand versichert. Der Zugang zu Bitcoin und Gold erfolgt immer nach dem Sechs-Augen-Prinzip. Einer alleine darf nie etwas bewegen.

Worin habt ihr persönlich stärker investiert: Bitcoin oder Gold?

Das wechselt stark je nach Marktlage. Zur Zeit in Gold. Sobald sich Bitcoin wieder stabilisiert hat, lohnt sich der Umtausch wieder. Ich persönlich habe leider nicht viel Zeit, um selbst zu handeln. Aber auf unserer Plattform können auch per Schnittstelle Handelsprogramme angeschlossen werden, die nach bestimmten Parametern selber handeln können.

Wie steht ihr zu dem Thema Bitcoin-Skalierung? Glaubt ihr, dass das Lightning Network Erfolg haben wird?

Skalierung und geringe Transaktionsgebühren sind der Schlüssel. Zur Zeit gehen viele Gerüchte um, dass das Lightning Network Bitcoin zentralisieren wird, aber Bitcoin ist zur Zeit ja schon recht zentral, wenn man mal das Mining analysiert. Wir glauben, dass das Lightning-Netzwerk ein zentraler Bestandteil von Bitcoin wird. SegWit hat ja schon die Vorarbeit geleistet und mit Lightning wird eine sichere schnelle Transaktionsstruktur gebaut, die für verschiedene Anwendungszwecke sehr nützlich ist, für andere wiederum nicht. Wir arbeiten gerade an einer Test-Implementierung, allerdings hat die Sicherheit des Vermögens unserer Kunden Priorität. Lightning muss verschiedene Tests bestehen, bevor wir es aktivieren können.

Seht ihr in der Analogie zu Gold die Kryptowährung Bitcoin nur als Wertaufbewahrungssystem oder auch als Währungssystem mit klarer Zahlungsverkehrs-Aufgabe?

Ganz klar werden in Zukunft Kryptowährungen den Zahlungsverkehr modernisieren. Dies kann aber nur erfolgreich sein, wenn die Schnittstellen stimmen. Wenn ich jemandem 1.000 Euro „Wert“ nach Japan schicke, ist es mir persönlich egal, in was der Empfänger seinen Wert erhält, ob in Yen, Bitcoin oder Gold. Die Blockchain wird eine zentrale Rolle in der Absicherung dieser Transaktionen spielen. Ob sich Bitcoin als Wertaufbewahrung eignet, wird sich zeigen. Denn das hängt nicht nur von der Funktionalität ab. Gold ist an sich auch nicht praktisch, musste sich aber über die Jahrtausende den Status als Wertaufbewahrungsmittel erhalten. Gold wird jetzt durch die Schnelligkeit unserer Plattform quasi zum Zahlungsmittel: Man kann in Millisekunden Gold verkaufen und mit dem so erhaltenen Bitcoin etwas kaufen.

Welche Ziele habt ihr für 2018? Welche Projekte stehen an?

In Vaultoro sehen wir eine Multi-Asset-Handelsplattform mit viel Potential. Wir wollen den Zugang mit anderen Kryptowährungen ermöglichen und auch den Kauf von anderen Edelmetallen. Zeitgleich wollen wir den Händlern bessere Tools geben, wie eine bessere API und Charting Tools, um bessere Entscheidungen treffen zu können. Das wird alles 2018 kommen. Für Kunden, die nur in Gold sparen wollen, steht unser neues Produkt Bar9 in den Startlöchern, eine einfache Gold-Wallet mit Edelmetallportfolio. Als erstes bieten wir das klassische Sparen von Gold für den europäischen Markt an, zugänglich mit SEPA-Überweisung. Mit dem Feedback unserer Kunden werden wir die Bar9-Wallet dann parallel zu Vaultoro aufbauen.

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