Bitcoins zunehmende Prominenz im Mainstream hat ein Schlaglicht auf seine Produktionsbedingungen geworfen. Argumente gegen den vermeintlichen “Klimakiller Bitcoin” fußen unter anderem auf dem Umstand, dass sich chinesische Mining-Farmen oftmals mit günstigem und teilweise subventioniertem Strom aus nahegelegenen Kohlekraftwerken speisten. Nun, da die chinesische Mining-Inquisition – die sich im Übrigen nicht nur gegen “dreckige” Miner richtet – in vollem Gange ist, scheint der Westen Morgenluft zu schnuppern. Angeführt wird die Charme-Offensive von den USA. In den letzten Wochen häufen sich die Meldungen von diversen US-Bundesstaaten, die um die Gunst der von China verprellten Bitcoin Miner werben. Von Texas über Wyoming bis Florida schielen immer mehr Bundesstaaten auf ein Stück vom Mining-Kuchen.
Ohio auf unstetem Bitcoin-Kurs
Auch Ohio hat bereits im Jahr 2018 den roten Teppich für Bitcoin-Fans ausgerollt – nur um ihn 2019 wieder unter den Füßen wegzuziehen. Eine Initiative, die es ermöglichen sollte, Steuern in Bitcoin zu zahlen, hat der Schatzmeister des Bundesstaates wenige Monate nach ihrer Einführung einkassiert.
Zwei Jahre später scheint sich der Wind erneut gedreht zu haben – doch Turbinen betreibt er nicht. So soll im Städtchen Coshocton in Ohio ein neues Bitcoin-Mining-Zentrum entstehen, das auf Atom-Energie setzt. Möglich macht das eine Kooperation zwischen dem Kernkraftwerk-Betreiber Energy Harbor und dem Blockchain-Infrastruktur-Dienstleister Standard Power. In einer Pressemitteilung erklärt CEO Maxim Serezhin, warum die Wahl auf Ohio gefallen ist:
Bitcoin-Blockchain-Mining-Zentren sind energieintensiv, und wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, eine ökologisch nachhaltigere Zukunft aufzubauen. Wir haben uns für Ohio entschieden, weil dort die Stromkosten niedrig sind und CO2-freie Energiequellen zur Verfügung stehen. Durch die Partnerschaft mit Energy Harbor haben wir unsere Hosting-Kapazitäten proaktiv strukturiert. Damit wollen wir sicherstellen, dass 100 Prozent des Stroms, der mit dieser Einrichtung verbunden ist, emissionsfrei ist.
Unterm Strich ein Gewinn für BTC
Ob Atomenergie angesichts der Endlager-Problematik tatsächlich als “ökologisch nachhaltig” gelten kann, darüber lässt sich freilich trefflich streiten. Doch welche Folgen die geografische Zentralisierung der Hash Rate haben kann, konnte man bereits mehrfach am chinesischen Beispiel beobachten. Gerade nach der Regenzeit von Juni bis Oktober kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu einem Einbruch dieser wichtigen Metrik für die Netzwerksicherheit. Der Grund: Das viele Wasser macht Wasserkraft noch billiger und das Mining profitabler. Neigt sich die Regenzeit dem Ende zu, nehmen Miner jedoch wieder Geräte vom Netz. In den vergangenen Jahren begannen diese Einbrüche zuverlässig zwischen Mitte Oktober und Mitte November.
Zwar ist die Hash Rate dabei nie auf ein kritisches Niveau gefallen ist. Diese starke Korrelation zu lokalen Wetterereignissen steht Bitcoin als dezentrales Währungssystem nicht gut zu Gesicht. Während der Vorstoß sich für das Greenwashing von Bitcoin nur bedingt eignen mag, stärkt jede neue Mining Farm, die außerhalb Chinas entsteht, die Widerstandsfähigkeit des Bitcoin-Netzwerks.