Von wegen vorübergehende Inflation: Die Währungshüter der Weltreservewährung US-Dollar haben die Zeichen der Zeit erkannt und stellen eine schnellere Straffung der Geldpolitik in Aussicht.
So hieß es in den Protokollen, dass die Zinsen deutlich früher steigen könnten, als noch vor einem Monat geplant. Auch die umfangreichen Anleihekäufe sollen bereits ab Mitte Januar sukzessive zurückgefahren werden:
Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank (Federal Open Market Committee, FOMC) hat beschlossen, die monatlichen Nettoankäufe von Staatsanleihen um 20 Milliarden US-Dollar und von hypothekarisch gesicherten Wertpapieren um 10 Milliarden US-Dollar zu reduzieren, beginnend mit dem Kaufprogramm Mitte Januar.
Statement FOMC Meeting
Daneben sollen nach und nach die Refinanzierungssätze (Federal Fund Rates), die gemeinhin als Leitzins interpretiert werden, bis 2024 graduell erhöht werden.
“Die Teilnehmer erwarten eine allmähliche Straffung der Geldpolitik […]”, heißt es in dem Statement der Währungshüter:innen.
Die plötzliche Straffung der Geldpolitik sind auf steigende Inflationserwartungen zurückzuführen. Aktuell liegt die Teuerungsrate bei 6,8 Prozent – ein Wert, den die USA zuletzt in den 80er Jahren vorzuweisen hatten. Auch hierzulande wurden die Erwartungen jüngst auf 5,3 Prozent angehoben.
Zinserhöhungen drücken Märkte auf Talfahrt
Erwartungsgemäß geben die Märkte bei Bekanntwerden der Protokolle zum 5. Januar deutlich nach. Allen voran die Tech-Aktien bluten. So notiert der Tech-orientierte Index Nasdaq 100 im Vergleich zum Vortag 3,3 Prozent im Minus; legt man den Zeitraum auf 48 Stunden an, stehen sogar 5 Prozent zu Buche.
Nasdaq 100 Aktienindex: Tech-Aktien lassen Federn.
Der etwas breiter orientierte S&P500 kam indes etwas glimpflicher davon. Der wichtigste Index der US-Märkte gab nur um 1,8 Prozent nach.
Weniger stark in Mitleidenschaft gezogen: Der SPX Index.
Typischerweise reagieren Tech-Werte auf geldpolitische Straffungen sensibler als etablierte Titel. Grund ist ihre höhere Risikobewertung sowie Wachstumsorientierung, die günstige Zinsen voraussetzen. Höhere Zinsen bedeuten dann teurere Refinanzierung und potenziell weniger Wachstum. In Antizipation dieses Zusammenhangs flüchten Anleger:innen dann eher in solide Werte.
Bitcoin gibt fast zweistellig nach
Betroffen von den Zinserhöhungen ist auch der Krypto-Sektor. Schließlich gelten Bitcoin und Co., ähnlich wie Tech-Aktien, als Risikowerte. So gibt Leitwährung Bitcoin 9,2 Prozent nach – steht damit aber noch vergleichsweise “solide” da.
Coins wie Ethereum (13,4 Prozent im Minus) oder Polkadot (14,3 Prozent im Minus) bluten deutlich stärker. Erschwerend hinzukommt, dass der Krypto-Sektor in der Regel keinen Cashflow generiert: Wer in Bitcoin investiert, spekuliert auf Kursgewinne, erwartet aber keine Dividendenzahlung. Der Abverkauf kam also mit Ansage.
Das sieht auch Florian Döhnert-Breyer, seines Zeichens Managing Director von F5 Crypto, ähnlich. Gegenüber BTC-ECHO sagt der Analyst:
Ein Zusammenhang mit den jüngsten FOMC-Veröffentlichungen der US-Zentralbank Fed liegt nahe: Die Aussicht auf höhere Zinsen stärkt den USD im Vergleich zu anderen Währungen. Dies hat für Unsicherheit am globalen Aktienmarkt geführt, da Anleihen attraktiver werden könnten. Der Krypto-Markt wurde ebenso belastet und gehebelte Long-Positionen im Umfang von 133 Millionen US-Dollar wurden liquidiert. Fundamental hat sich bei den Krypto-Assets nichts geändert.
Wenn der Crash eines beweist, dann ist es aber die Bedeutung des Krypto-Sektors im globalen Finanzsektor. Mit 800 Milliarden US-Dollar ist Bitcoin längst kein kleiner Fisch mehr, sondern spielt im globalen Finanzgefüge eine Rolle. Dazu Döhnert-Breyer:
“Besonders spannend aus unserer Sicht ist jedoch, wie selbstverständlich diese Erklärung von vielen Analysten und Marktbeobachtern betrachtet wird: Das beweist in unseren Augen, wie weit die Integration von Krypto- und klassischen Finanzmärkten bereits fortgeschritten ist.”