Digital Euro Conference EZB-Projekt unter der Lupe

Die EZB zieht das Tempo an beim digitalen Euro. Viele Bürger und Experten bleiben skeptisch. Was ist von der CBDC zu halten?

Tobias Zander
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Euro-Symbol in Frankfurt

Beitragsbild: Shutterstock

| Die Europäische Zentralbank will den digitalen Euro, doch es bleiben viele Fragezeichen

Bereits seit mehreren Jahren prüft die Europäische Zentralbank die Ausgabe einer digitalen Version des Euro, welchen derzeit 340 Millionen Menschen täglich verwenden. Trotz vieler skeptischer Stimmen insbesondere hinsichtlich des Schutzes der Privatsphäre sind sich die meisten Branchenexperten einig, dass der digitale Euro kommen wird. Aber wann er kommt, wie er gestaltet sein wird und welchen Nutzen er mit sich bringt – darüber herrscht noch immer Unklarheit. Am Donnerstag ging es zu dem Thema auf der Digital Euro Conference in Frankfurt heiß her, denn zahlreiche Experten diskutierten kontrovers über eine “Central Bank Digital Currency”, kurz CBDC. Wie wird das digitale Zentralbankgeld unsere finanzielle Zukunft beeinflussen?

Die Digital Euro Association organisierte die Konferenz in der Frankfurt School I Quelle: Shutterstock

Auch andere spannende Themen wie Stablecoins oder RWA-Tokenisierung wurden angesprochen, aber der digitale Euro dominierte das Geschehen. Schließlich schlug die EU-Kommission im Juni 2023 ein Gesetz für die CBDC vor und im letzten Monat gab es auch erste offizielle Ausschreibungen der EZB. Die Notenbank sucht nach privaten Anbietern, welche Dienstleistungen rund um einen digitalen Euro entwickeln sollen. Positiv sieht Patricia Battenberg, CIO von Worldline, diese Entwicklung: “Wir bauen so etwas wie ein weiteres Smartphone. Damit bereichern wir die Finanz- und Bankenlandschaft von heute.” Doch nur einige der Teilnehmer unterstützten diese optimistische Einschätzung.

Worin liegt der Nutzen des digitalen Euros?

Verfechter eines digitalen Zentralbankengeldes nennen zumeist die schnelleren Transaktionen und niedrigeren Gebühren als wichtige Vorteile. Außerdem würde das EZB-Projekt die Abhängigkeit von amerikanischen Zahlungsdienstleistern wie Mastercard und Paypal reduzieren. Aber braucht es dafür wirklich eine CBDC? Kritisch betrachtet das Manfred Richels, Managing Director bei UniCredit: “Derzeit wird alles so aufgebaut, dass es unter der Kontrolle der EZB steht. Das ist kein Treiber für Innovation.”

Tatsächlich könnten private Alternativen wie die European Payments Initiative vergleichbare technische Vorteile anbieten. Es bleibt daher weiterhin unklar, welchen Nutzen normale Bürger eigentlich von einer Einführung des digitalen Euro hätten. Das meint auch Ökonom Peter Bofinger, der dafür eine Metapher nutzt:

Die meisten Menschen mögen Wein, weil er Alkohol enthält. Und die meisten Menschen mögen Bargeld, weil es physisch ist. Wenn man die physische Eigenschaft wegnimmt und ein digitales Bargeld schafft, ist es wie alkoholfreier Wein. Vielleicht mögen das einige Leute, aber die meisten wollen es nicht wirklich.

Professor Peter Bofinger, Digital Euro Conference

Die meisten Experten rechnen mit einer finalen Entscheidung über den digitalen Euro erst 2028/2029. Trotz allem scheinen EZB-Vertreter überzeugt zu sein, dass ihre CBDC selbst den Erfolg von dezentralen Alternativen wie Bitcoin ausbremsen könnte. Ohne Mandat kann die EZB ihre Ambitionen jedoch nicht umsetzen und gegen die Verabschiedung eines Gesetzes im Europäischen Parlament gibt es politische Widerstände.

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