Ein Chain-Split, der sich nicht von Bitcoin abspaltet? Bei den größeren Kryptowährungen ist das eine Seltenheit, aber wie Ethereum Classic zeigt auch nicht vollkommen unbekannt. Neben den Hard Forks, die der Weiterentwicklung Ethereums dienten, hat sich im Fall von Ethereum Classic Mitte 2016 ein Teil des Netzwerkes vom Rest getrennt und geht seitdem seinen eigenen Weg. Anders als im Fall von Bitcoin haben sich nach diesem ersten Chain-Split keine weiteren gebildet.
EtherZero möchte mit dieser Tradition brechen und ein Netzwerk basierend auf Ethereum, jedoch ohne Transaktionsgebühren schaffen. Neben dem Fehlen der Transaktionsgebühren, an dessen Stelle unter anderem eine Restriktion der Transaktionsfrequenz treten soll, wird die Einführung von Masternodes geplant. Wer mehr zu den technischen Details erfahren will, sei auf das White Paper verwiesen.
Masternodes erfreuen sich einer gewissen Beliebtheit. Neben der Möglichkeit einer Partizipation am gesamten Netzwerk durch eine dezentrale Governance reizt viele der Anteil von 45 % an dem durch die Miner erwirtschafteten Block Reward. Für EtherZero müssten zum Aufsetzen einer Masternode 20.000 ETZ hinterlegt werden. Im aktuellen Presale kostet ein ETZ ungefähr 30 Cent, sodass selbst bei einer Teilnahme am Presale ein Anfangsinvestment von 6.000 Euro notwendig ist. Unter Annahme einer Menge von 5.000 Masternodes (was gerundet der Menge an DASH Masternodes entspricht – die genaue Anzahl kann natürlich nicht vorhergesehen werden) würde es zu einem Reward von 1135 ETZ kommen. Über eine zukünftige Preisentwicklung von ETZ kann kaum eine begründete Annahme getroffen werden, die Schätzung von 10 % des Ethereum-Wertes, wie sie vom Team hinter ETZ veranschlagt wird, ist jedoch äußerst hoch gegriffen.
Fork oder nicht Fork, das ist hier die Frage…
Die geplante, in einem Chain-Split resultierende Ethereum Hard Fork um EtherZero wurde Ende letzten Jahres schon angekündigt, kurz nach Neujahr jedoch abgesagt.
Nur drei Tage später wurde bekannt gegeben, dass der Enthusiasmus und die Unterstützung der EtherZero-Fans nicht auf taube Ohren gestoßen ist, sodass der Plan, eine Hard Fork zu starten, wieder aufgenommen wurde. Neben diesem wankelmütig erscheinenden Verhalten stimmt kritisch, dass ein interessierter Investor schon jetzt ETZ kaufen kann. Es fand auch schon ein Presale statt, bei dem es 3.300 ETZ für ein Ether gab. Das sei noch einmal wiederholt: Ein Chain-Split, welcher prinzipiell in einer Ratio 1 ETH zu 1 ETZ enden sollte, wird von einem Presale begleitet, in dem es für 1 ETH tausende von ETZ gibt.
Dass sowohl ein Chain-Split als auch ein Pre Sale stattfindet, stimmt extrem kritisch: Woher kommt das Geld? Fand ein massiver Premine statt oder verkaufen die Leute hinter EtherZero ihre durch einen Chain-Split generierten ETZ-Bestände? Diese Fragen führen dazu, dass EtherZero mit Skepsis begegnet wird.
Diese Bedenken werden durch eine in Panama registrierte Internetdomäne und eine ablehnende Haltung seitens MetaMask weiter bestätigt – auch wenn seitens EtherZero diesbezüglich eine Stellungnahme kam.
Die Ziele des Projekts, insbesondere die Masternode, sind durchaus interessant. Ob jemand dennoch bei einem Presale teilnehmen will, sei jedem einzelnen überlassen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob Anleger ihre Ethereum-Bestände, sofern nicht schon geschehen, in eine Wallet überführen, wo er im Besitz des Private Key ist. Sollte dieser Chain-Split am 19. Januar bei Ethereum-Block Nr. 4936270 tatsächlich geschehen, wird man ohnehin etwas EtherZero sein Eigen nennen können.
BTC-ECHO