Die Bitcoin-Anleihen, mit denen El Salvadors Präsident Nayib Bukele sein Megaprojekt Bitcoin City finanzieren will, haben Verspätung. In einem Fernsehinterview räumt Finanzminister Alejandro Zelaya ein, dass der ursprünglich anvisierte Termin Ende März nicht eingehalten werden kann. “Im April, Mai oder spätestens Juni soll es so weit sein”, so der Finanzminister gegenüber einem lokalen Fernsehsender.
Doch der Themenkomplex Bitcoin Bonds ist vertrackt – die Verzögerung ist nicht die einzige Ungereimtheit in der Sache. Als Grund für den Verzug der Bonds gab Zelaya bereits am 15. März den Ukraine-Krieg an, den habe er nicht erwartet, so der Minister. Man sei aber jederzeit bereit für die Ausgabe. Pikantes Detail: Als einer von 35 Staaten hat sich El Salvador gegenüber UN-Resolution ES-11/1 enthalten und sich damit der Verurteilung des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs gegen die Ukraine nicht angeschlossen.
“Wir warten nur auf den richtigen Zeitpunkt.” Wann dieser gekommen ist, könne aber nur der Präsident entscheiden, so Zelaya. Erstaunlich ist unterdessen, dass El Salvador wohl einen Nachfrageüberhang von 500 Millionen US-Dollar nach den Bitcoin-Anleihen hat, die mit 6,5 Prozent verzinst sind. Unbestätigte Berichte sprechen von Kaufzusagen von 1,5 Milliarden US-Dollar; El Salvador plant aber lediglich eine Milliarde USD zu emittieren. Wieso also mit der Emission warten? Eine Presseanfrage dazu blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Über die Grüne kann man nur spekulieren. Ein Problem könnte etwa eine fehlende gesetzliche Grundlage sein. Schließlich unterscheidet sich die Struktur der Bonds erheblich von den herkömmlichen Staatsanleihen. Anders als etwa salvadorianische Staatsanleihen wird die Zahlung der “Dividende” sowie der Zinsen über die Liquid Sidechain abgewickelt, eine Second-Layer-Lösung auf Bitcoin aus dem Hause Blockstream. Denn mit der Hälfte des ausgegebenen Volumens will El Salvador BTC kaufen und die Erlöse daraus nach fünf Jahren an die Investor:innen als eine Art “Bitcoin-Dividende” ausschütten.
Plötzlich keine Staatsanleihe mehr?
Zusätzlich verkomplizieren dürfte das Prozedere auch durch eine Änderung in der Anleihestruktur. Unbestätigten Medienberichten zufolge wird nicht der salvadorianische Staat als Garant der Zinszahlungen auftreten, sondern das Geothermiekraftwerk La Geo im salvadorianischen Berlín. Mutmaßlich will man damit die Schuldenquote des Landes senken. Auch dazu bliebt eine entsprechende Anfrage unbeantwortet.
Für Investor:innen dürfte die Anleihe indes abermals an Attraktivität einbüßen, da Unternehmensanleihen deutlich unsicherer sind, als Staatsanleihen. Ob man das gewünschte Volumen so noch voll bekommen kann, ist offen.
Die salvadorianischen Bitcoin-Anleihen sind auch Thema in der aktuellen Folge des BTC-ECHO Recap Podcast.