CBDC-Umfrage Eindeutiges Ergebnis: Wir brauchen einen digitalen programmierbaren Euro

Der digitale programmierbare Euro gewinnt in der öffentlichen Debatte weiter an Bedeutung. Nachdem immer mehr Verbände, wie der Bundesverband deutscher Banken (BdB), einen digitalen programmierbaren Euro fordern, wird das Thema in Deutschland nun auch mehr und mehr von der Politik und der Deutschen Bundesbank adressiert. Dies schlägt sich in einer vom Bundesfinanzministerium (BMF) initiierten Publikation zum digitalen programmierbaren Euro und dem Start einer entsprechenden Arbeitsgruppe nieder. Im Rahmen eines Forschungsprojekt hat das Frankfurt School Blockchain Center zuletzt den digitalen programmierbaren Euro detailliert analysiert und mehr als 50 Experten, darunter unter anderem führende Zentralbanker, Banker, Vertreter der Industrie und Akademiker, befragt. Jonas Groß diskutiert in diesem Gastbeitrag die Kernergebnisse der Studie.

Jonas Groß
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Eine Bombe aus Fiat-Geldgscheinen mit brennender Lunte (Grafik)

Automatisierung und effizientere Zahlungsabwicklung als Hauptvorteile

Im ersten Teil der Studie wurden die 51 Experten zu den Vorteilen des digitalen programmierbaren Euros befragt. Sie wurden darum gebeten, die Hauptvorteile des digitalen programmierbaren Euros auf einer Skala von 1 (nicht wichtig) bis 5 (sehr wichtig) zu quantifizieren. Wie in Abbildung 1 dargestellt, identifizierten die befragten Experten eine höhere Automatisierung als Hauptvorteil eines digitalen programmierbaren Euros. Demnach könne die Programmierbarkeit eines solchen digitalen Zahlungsmittels bestehende Geschäftsprozesse vor allem in der Industrie und im Finanzsektor erheblich automatisieren. Höhere Effizienz im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr und eine schnellere Zahlungsabwicklung (Settlement) wurden als weitere wichtige Vorteile aufgeführt. Zudem nannten Experten eine höhere Interoperabilität, Convenience und finanzielle Integrität durch Vereinfachung der Anti-Geldwäsche-Verfahren als weitere Hauptvorteile des digitalen, programmierbaren Euros. 

Abbildung 1: Was sind die Hauptvorteile des digitalen programmierbaren Euros? | Quelle: Frankfurt School Blockchain Center

Experten fordern digitalen, programmierbaren Euro

Aufgrund der erheblichen Vorteile eines digitalen programmierbaren Euros votierten fast 75 Prozent der befragten Experten für dessen Einführung (siehe Abbildung 2). Somit zeigt sich, dass eine große Mehrheit der Experten Bedarf für einen digitalen programmierbaren Euro sieht. Lediglich 8 Prozent der Befragten sehen keinen besonderen Bedarf für einen solchen digitalen Euro und argumentieren, dass die Zahlungssysteme bereits heute – auch ohne einen digitalen programmierbaren Euro – hinreichend effizient seien. Weitere 8 Prozent der Experten sehen noch keinen akuten Bedarf für einen digitalen programmierbaren Euro; das werde sich in Zukunft allerdings ändern. Vereinzelt betonen Experten – primär Zentralbanker – dass die Notwendigkeit stark von den Umständen abhinge. Sollte Bargeld als genutztes Zahlungsmittel weiter an Wichtigkeit verlieren und alternative, außerhalb der Eurozone betriebene, Zahlungssysteme, wie Libra, an Bedeutung gewinnen, würde die Wahrscheinlichkeit der Einführung eines digitalen Euros entsprechend steigen. 

Abbildung 2: Brauchen wir einen digitalen, programmierbaren Euro für die breite Öffentlichkeit? Quelle: Frankfurt School Blockchain Center

Distributed-Ledger-Technologie (DLT) als Basis 

Knapp 60 Prozent der befragten Experten sind davon überzeugt, dass der digitale programmierbare Euro sein Potential nur dann entfalten kann, wenn seine Implementierung auf Basis einer Distributed-Ledger-Technologie (DLT) erfolgt (siehe Abbildung 3). Als Gründe hierfür nennen die Befragten beispielsweise den Aspekt der Programmierbarkeit: In einem DLT-System sollen Token systemunabhängig programmierbar sein. Außerdem sei laut Experten die DLT am besten dafür geeignet, Zahlungen quasi in Echtzeit durchzuführen und abzuwickeln. Als weitere Argumente werden eine höhere Transparenz und Interoperabilität genannt. 20 Prozent der Experten argumentieren, dass der digitale Euro nicht zwar nicht notwendigerweise auf einem DLT-System basieren muss. Die Verwendung von DLT würde jedoch erhebliche Vorteile gegenüber anderen System mit sich bringen.

Die meisten Befragten gaben an, dass ein entsprechendes DLT-System zulassungsbeschränkt (permissioned) sein sollte. Das heißt, dass Teilnehmer eine Genehmigung benötigen, um dem Netzwerk beizutreten und mit ihm zu interagieren. Andererseits wiesen vereinzelt Experten aus dem Industriesektor darauf hin, dass die Wirtschaft nur dann von den vollen Vorteilen einer DLT profitieren kann, wenn das System offen (permissionless) ausgestaltet sei.

Abbildung 3: Sollte der digitale programmierbare Euro auf Basis einer Distributed-Ledger- Technologie (DLT) emittiert werden? | Quelle: Frankfurt School Blockchain Center

Fazit

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Vorteile und Potentiale eines digitalen, programmierbaren Euros. Hierbei scheinen Automatisierungsgewinne durch die Programmierbarkeit des Geldes und eine höhere Zahlungseffizienz von besonderer Relevanz. Auch deshalb votiert die Mehrzahl der Experten für die Einführung eines digitalen programmierbaren Euros. Die DLT sollte hierbei laut Experten als technologische Basis eine wichtige Rolle einnehmen. Bei aktuellen Initiativen im Bereich des digitalen programmierbaren Geldes, wie z.B. bei Stable Coins, Libra oder teilweise bei ersten CBDC-Prototypen ist dies bereits der Fall. Somit sollte sich auch die EZB bei der potentiellen Einführung einer Euro-CBDC intensiv mit der Nutzung einer DLT beschäftigen.

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