EIC2018 – Blockchains und digitale Identität bedingen einander

Vom 15. bis 18. Mai fand in München die European Identity Conference 2018 statt. Bei der EIC2018 wurde über verschiedene Aspekte der digitalen Identität diskutiert. Schwerpunktthema waren die Möglichkeiten der Blockchain-Technologie und die Implikationen der DSGVO.

Dr. Philipp Giese
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Blockchain-Technologie und digitale Identität sind zwei sich stark überschneidende Themengebiete. Fast überall in der modernen Welt geht es um die digitale Identität des Einzelnen. Dabei ist es egal, ob es um digitales Eigentum, Data Ownership, Privatsphäre oder KYC-Regulationen von Kryptobörsen geht. Wie am 15. Mai bezüglich der Blockchein ID Innovation Night dargestellt ist die Blockchain ein Thema für Identity Access Management und digitale Rechte. Entsprechend war dies auch ein zentrales Thema auf der European Identity Conference 2018.

Die European Identity Conference oder kurz EIC2018 wird von KuppingerCole organisiert. KuppingerCole, ein seit 2004 bestehendes Beratungs- und Analyseunternehmen mit Fokus auf Identität, veranstaltet diese Konferenz seit 2007.

Kommt bald Identity 4.0?

Identität ist ein sehr wichtiges Thema: Gerade wenn man über mögliche zukünftige Entwicklungen spricht, über die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz, Big Data oder über die Implikationen einer vernetzten Welt kann man nicht nur über die positiven Seiten sprechen. In einer größeren Podiumsdiskussion am Donnerstag hat ein Referent eine Parallele zum Buchdruck gezogen.

Die Erfindung Gutenbergs verhalf den Menschen in Europa zu einem großen Sprung vorwärts, spielte jedoch auch eine große Rolle im Dreißigjährigen Krieg. Ähnliche Entwicklungen kann man jetzt sehen: So sehr die digitale Welt uns verbindet und prinzipiell jedem Zugang zu Information bereitstellt, begann mit dem Web 2.0 auch eine Renaissance der Hate Speech und der Fake News.

Derartige Dinge oder die dank künstlicher Intelligenz und Gesichtserkennung immer mehr um sich greifende Überwachung führen bei manchen Menschen zu einer grundlegenden Ablehnung der Technologien. Die Geschichte zeigt jedoch, dass die Maschinenstürmer bisher nie den Sieg davontrugen. Außerdem sind die modernen Technologien nicht per se schlecht: In Indien konnte man dank der umstrittenen Gesichtserkennung 3.000 Familien wieder zusammenführen.

Die Lösung kann also nur sein, diese Technologien verantwortungsvoll weiterzuentwickeln. Ein Aspekt dieser Verantwortung hat mit Data Ownership zu tun. Die eigene digitale Identität muss das Eigentum von einem selbst sein. Und hierfür müssen sowohl Technologien geschaffen als auch ein regulatorischer Rahmen festgelegt werden.

Was fehlt digitaler Identität? Identität!

In einer eröffnenden Keynote ging Martin Kuppiner, einer der Gründer von KuppingerCole, auf die Schwierigkeiten der Nutzung der Blockchain-Technologie im Rahmen von Digital Identity ein. Er begann mit der Geschichte von digitaler Identität von den ersten Großrechnern bis zur aktuellen Zeit. Dabei zeigte er auf, dass mit der Zeit mehr und mehr Stakeholder involviert wurden, sodass jetzt alles durch offene Standards zumindest prinzipiell miteinander verbunden werden kann. Bei dem Aufkommen verschiedener Arten von Identität (Kunden/Partner/Unternehmen, sogar von Dingen) ist es mit der Zeit immer schwerer geworden, die Identität des Einzelnen wirklich zu konkretisieren. Wir alle müssen für jeden Webservice einen neuen Account anlegen, um ein Beispiel für dieses Problem zu nennen. Zusammenfassend lässt sich mit Herrn Kuppinger sagen:

The missing element of identity is identity

Auch wenn verschiedene Experten – unter anderem auch Herr Kuppinger – überzeugt davon sind, dass die Blockchain-Technologie bei diesem Problem helfen kann, ist aktuell festzuhalten, dass auch hier das fehlende Element die Identität selbst ist. Das Problem ist sogar noch facettenreicher als in traditionellen Systemen: Neben der pseudonymen Identität der einzelnen User sind andere Stakeholder wie Miner, Node-Hoster oder Entwickler zu berücksichtigen. Das bedeutet, dass es neben der Verifikation des Wallet-Nutzers zu weiteren Authentifizierungsprozessen der Nodes und der Miner kommt. Im Fall von Smart Contracts ist die Situation, das Zusammenspiel verschiedener digitaler Identitäten noch komplexer.

Wie Blockchain-Technologie der digitalen Identität helfen kann

Dennoch geht Herr Kuppinger davon aus, dass die Blockchain-Technologie bei der Lösungsfindung für das Identitätsproblem der digitalen Identität helfen kann. Mehr noch: Neben Verifizierung, Authentifizierung, Authorisierung, Auditierung und der Bereitstellung einer Privatsphäre hat die Blockchain noch mehr Möglichkeiten und kann so den bisherigen Identitätsbegriff erweitern. Nutzer können mit Transaktionen oder gar mit Assets verlinkt werden, eine Möglichkeit, die es dank DID gibt. Mithilfe von Smart Contracts lassen sich Nutzerrechte transparent automatisieren und die Blockchain-Technologie stellt Möglichkeiten der Pseudonymität und der Anonymität zur Verfügung.

Die Keynote schloss Herr Kuppinger mit einer Darstellung der Erfolgsfaktoren und Herausforderungen, die die Blockchain-Technologie meistern muss. Am wichtigsten sei eine flächendeckende Akzeptanz der Technologie. Er räumte ein, dass dies natürlich ein „Henne-Ei-Problem“ sei, jedoch sind derartige Dilemmas für neue Ideen nicht ungewohnt. Auch Social Networks konnten ihre Vorzüge gegenüber Web 1.0 erst bei einer gewissen Nutzermenge zeigen.

Im Zusammenhang mit der fehlenden Akzeptanz ist sicherlich die Forderung von nachvollziehbaren Preismodellen zu nennen: Mit der aktuellen Volatilität ist nicht davon auszugehen, dass beispielsweise ein Nutzer ständig unterschiedliche Preise für eine Infrastruktur für digitale Identität zahlt. Die bestehende Volatilität wird aber erst mit steigender Akzeptanz sinken. Als eine der wichtigsten Herausforderungen nannte der CEO von KuppingerCole neben dem Finden einer sinnvollen Governance-Lösung das Zusammenspiel mit den regulatorischen Rahmenbedingungen. Gerade im Kontext der DGSVO ist dies für eine Blockchain-Lösung als universelle Identität eine große Herausforderung.
Kuppinger ist jedoch zuversichtlich, dass die Blockchain, zumindest mit Erreichen der kritischen Masse, bezüglich einer derartigen digitalen, dezentralen Identität helfen kann. Abschließend sagte er deshalb:

Blockchains need Identity
and Identity needs Blockchains

EIC2018 – ein lebendiger Austausch über die Blockchain

Es gab verschiedene weitere interessante Vorträge und Workshops, jedoch würde es den Rahmen dieses Artikels sprengen, nun auf diese einzugehen. Einen Teil der Vorträge können Interessierte auf Youtube ansehen.

In den Pausen zwischen den Vorträgen oder beim gemeinsamen Abendessen stellten andere Besucher der Konferenz ihre Meinung zur Blockchain-Technologie dar. Man merkte, dass Vertreter von Unternehmen im ID-Bereich interessiert, aber nicht immer begeistert sind. Die Immutability einer Blockchain ist ihrer Meinung nach nicht unbedingt etwas, was für jeden Aspekt der digitalen Identität nutzen sollte.

„Recht auf Vergessen“ und „Recht auf Löschung“ sind Dinge, die wichtig, aber mit einer public Blockchain unvereinbar sind. Zwar könnte in den Fällen über eine private Blockchain die Mutabilität aufrecht erhalten werden. Ab einem bestimmten Grad der Zentralisierung stellt sich jedoch die Frage, ob sich eine Blockchain überhaupt noch lohnt.

Man merkt, dass sich um diese Konferenz eine Community gebildet hat. Viele sind zum wiederholten Mal anwesend, waren miteinander per Du und haben in Diskussionen an Gespräche des Vorjahres angeknüpft. Dennoch wurde man als „Neuling“ willkommen geheißen und hat schnell Anschluss gefunden.

Die European Identity Conference ist, wie der Name impliziert, nicht in erster Linie eine Blockchain-Konferenz. Entsprechend war Blockchain eines der diskutierten Themen. Neben diesem waren Self-Sovereign Identity, Microservices oder Customer Identity Access Management begehrte Topics. Es war entsprechend sehr interessant zu sehen, wie Menschen außerhalb der Blockchain-Szene über diese Technologie denken.

In der Hinsicht danke ich den Organisatoren und freue ich mich auf das nächste Jahr!

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