Das Motto in Bitcoin lautet „Be Your Own Bank“ – in der dezentralen Exchange BISQ heißt es hingegen „Be Your Own Exchange“. In vielerlei Hinsicht gleicht BISQ dem Bitcoin, das heißt die Nutzer müssen auch hier niemandem vertrauen und sind für ihr eigenes Geld verantwortlich. Bitcoin bewahrt seine Nutzer vor den Risiken eines Mittelsmannes – dieser könnte beispielsweise pleite gehen oder gar bösartig sein. Bisq ist eine dezentrale Exchange, die ebenfalls ohne Mittelsmänner auskommt.
Die Software
Wer Bisq nutzen möchte, lädt sich die entsprechende Software herunter und installiert diese. Beim erstmaligen Starten der Applikation legt man sich eine Bitcoin-Wallet an. Genau wie bei Bitcoin ist der Schlüssel eine Folge aus Wörtern. Das liegt daran, dass Bisq eine eigene Wallet erstellt. Auf diese Wallet kann nur der Nutzer selbst zugreifen, man behält also volle Kontrolle über sein Geld. Danach wählt man ein Passwort, um die Wallet-Datei zu verschlüsseln. Merke: beides gut (am besten offline) speichern!
Bisq ist ein Protokoll – wie Bitcoin. Durch das Programm verbindet man sich mit dem Bisq-Netzwerk. So erhält man alle Kauf- und Verkaufsangebote anderer Nutzer in der Ansicht „Market“.
Die erste Ansicht ist der Marktplatz, auf dem man Bitcoin kaufen und verkaufen kann. Die Zahlungsmethoden reichen von SEPA-Überweisungen einer normalen Bank, über neuere Funktionen wie MoneyBeam von N26, bis hin zu anderen Kryptowährungen wie Monero, ZenCash und Litecoin.
Ein aufmerksamer Leser wird das Kästchen „Availiable Balance“ entdeckt haben – in meiner Bisq-Bitcoin-Wallet befinden sich gerade 0,0200009591 BTC.
Ein SEPA-Konto in BISQ einrichten
Um Bitcoin mit einer SEPA-Überweisung kaufen zu können, muss zunächst das Bankkonto eingetragen werden. Dafür klickt man rechts oben auf „Account“. Im Menü wählt man den Punkt „National currency accounts“ aus, drückt den Button „Add new account“ und wählt dann bei „Payment Method“ „SEPA“ aus. Ein weiteres Menü klappt sich aus – dort gibt man die entsprechenden Bankdaten ein.
Merke: Die Daten verlassen den Computer nicht und werden von keiner dritten Partei eingelesen!
Das Programm gibt einem die Wahl, aus welchen Ländern die Tauschpartner kommen dürfen. Für meine Zwecke habe ich alle EU-Länder ausgewählt und den Haken bei allen Nicht-EU-Ländern entfernt.
Wichtig: Überprüfen, ob die angegeben Daten korrekt sind! Danach drückt man auf „Save“. Das Konto wird nun in „Manage Accounts“ angezeigt – der erste Schritt ist geschafft!
Bitcoin per SEPA-Überweisung kaufen
Zurück auf dem „Market“, kommt man per Klick auf den Knopf „I want to buy BTC with EUR“ auf die Angebotsliste für EUR/BTC. Die Angebote lassen sich nach Nationalwährung und Zahlungsmethode filtern. Ich habe nach Euro und SEPA gefiltert.
Die ausgegrauten Angebote kann ich nicht annehmen. Warum genau, erklärt das Programm bei einem Klick auf „Buy BTC“ – in meinem Fall ist der eben angelegte SEPA-Account noch zu jung für deren Minimalmengen. Mein tägliches Limit beträgt gerade 0,0625 BTC, wohingegen bei den grauen Angeboten der Mindestbetrag höher ist. Nach 2 Monaten wird mein Account auch für höhere Beträge freigeschaltet.
Ich klicke auf das erste Angebot, das ich akzeptieren kann (in diesem Fall das Angebot aus ES – Spanien).
Im nächsten Schritt kann ich auswählen, wie viel BTC ich kaufen möchte („Amount of BTC to buy“). Der Verkäufer bietet ein Minimum von 0,06 und ein Maximum von 0,1 BTC an. Da mein Maximallimit gerade 0,0625 BTC beträgt, möchte ich dies auch ausreizen. Man sieht ebenfalls den EURO-Preis pro BTC und den zu zahlenden Betrag (in meinem Fall 500,88 Euro).
Nun muss ich meine Sicherheitseinlage zahlen. Diese sichert den Verkäufer ab. Dafür brauche ich 0,010269 BTC. Auf meiner BISQ-Bitcoin-Wallet sind bereits genügend BTC, deshalb drücke ich auf „Transfer funds from Bisq Wallet“. Dieser Betrag wird für die Dauer des Handels in eine Multi-Signatur-Wallet mit dem Verkäufer geschlossen. Wenn der Austausch von beiden Seiten als erfolgreich bestätigt wurde, erhält jeder seine Sicherheitseinlage zurück. Der Mechanismus sichert also beide Parteien, hat aber den unangenehmen Nebeneffekt, dass man ein wenig Bitcoin (mind. 0,010269 BTC) benötigt, um überhaupt in Bisq teilnehmen zu können.
Wer noch kein Geld auf seiner Bisq-Wallet hat, kann mit der angezeigten Adresse ein Konto befüllen.
Mit Klick auf „Review: Take offer to buy bitcoin“ komme ich zu einem Screen, auf dem ich nochmals alles überprüfen kann.
Wenn ich jetzt „Confirm: Take offer to buy bitcoin“ drücke, gibt es kein Zurück mehr.
Nochmals überprüfe ich, dass ich alle Informationen richtig angegeben habe. „Be Your Own Exchange“ hat viele Vorteile, aber man muss die Verantwortung tragen und sicherstellen, dass keine Fehler unterlaufen.
Dann drücke ich den großen Button.
Im nächsten Screen sehe ich, dass nun meine „Availiable Balance“ auf 0,00982691 BTC gesunken ist. Das liegt daran, dass meine Sicherheitseinlage an eine neue Wallet geschickt wurde. Nämlich die Multi-Sig-Wallet mit dem Verkäufer. Im „Trade Process“ sehe ich ebenfalls, dass mindestens 1 Confirmation in der BTC-Blockchain abgewartet wird. Super-sicher ist man ab 3-6 Confirmations.
Sobald die Multi-Sig-Transaktion in der Blockchain steht, kommt ein Pop-up und informiert mich, dass nun eine Handlung erforderlich ist: Ich muss die SEPA-Überweisung starten. Ich klicke auf „Close“ und schließe das Pop-up – die Zahlungsinformation sehe ich auch noch im nächsten Bildschirm.
Im unteren Kasten „Start payment using SEPA“ sehe ich alle relevanten Informationen für meine Überweisung: den Betrag, den Namen des Empfängers, seine IBAN und BIC sowie den Überweisungsgrund.
Hier zeigt sich die Stärke einer DEX, nur ich, der Käufer, kann diese Information sehen. Sie wurde mir über das TOR-Netzwerk verschlüsselt übersendet. Der Überweisungszweck ist eine Folge von zufälligen Buchstaben, für die Bank nicht als Bitcoin-Kauf zu identifizieren. Doch genug, um zu beweisen, dass ich tatsächlich die Überweisung gemacht habe und zu identifizieren, sollte es zum Streit kommen.
Ich öffne mein Online-Banking des eingetragenen SEPA-Kontos und starte die Überweisung. Dabei bin ich penibel vorsichtig, alles richtig anzugeben. Schließlich bin ich für mich selbst verantwortlich.
Sobald ich die Überweisung getätigt habe, bestätige ich dies mit dem Knopf „Payment started“. Würde ich meinen Gegenüber betrügen wollen, und gar keine Überweisung abschicken, so verliere ich meine Sicherheitseinlage von 0,01 BTC. Das lohnt sich nicht, deswegen bin ich ehrlich.
Der letzte Bildschirm sieht so aus: Ich habe alles erledigt, die Überweisung angestoßen und im Programm bestätigt. Jetzt heißt es warten – bis der Verkäufer meine SEPA-Überweisung erhalten hat und dies in Bisq bestätigt. Bestätigt er dies nicht, verliert er eine Sicherheitseinlage. Mit anderen Worten, auch der Gegenüber ist durch ökonomische Anreize motiviert, ehrlich zu bleiben.
Ich, der Käufer, kann Bisq jetzt schließen. Der Rest passiert automatisch. Sobald der Verkäufer den Eingang der SEPA-Überweisung bestätigt hat, werden mir meine 0,0625 BTC sowie meine Sicherheitseinlage zurück auf meine BISQ-Wallet überwiesen. In spätestens 6 Tage überprüfe ich den Status nochmal.
Zu guter Letzt
Das erste Mal auf einer DEX ist am aufregendsten. Jeder Klick ist neu und ungewohnt – man hat Angst, etwas falsch zu machen und Geld zu verlieren. Doch wenn man darauf achtet, alles richtig einzugeben, kann nichts passieren. Beim zweiten Mal ist man da schon viel sicherer. Dennoch gilt: „Be Your Own Exchange“ heißt, Verantwortung für sich selbst zu tragen.
Der Handel mit anderen Währungen und Zahlungsmethoden funktioniert sehr ähnlich. Generell braucht man bei Bisq eine Sicherheitsrücklage in Bitcoin. Der Kauf per SEPA-Überweisung dauert am längsten. Der Handel zwischen Altcoins und Bitcoin ist deutlich unkomplizierter und schneller.
BTC-ECHO